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Ein Zirkus für die Sterne

Ein Zirkus für die Sterne

Titel: Ein Zirkus für die Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry B. Longyear
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er hat­te vor Freu­de bei­na­he ge­ju­belt, als er mit­samt sei­nen Klei­dern un­ter dem Rei­ni­gungs­strahl stand, um den Staub los­zu­wer­den. Doch kaum hat­te der Mensch sei­ne Ra­ti­on ver­speist, als er in ein lan­ges Schwei­gen ver­sank, das nur durch fah­ri­ges Zu­sam­men­zu­cken und durch Bli­cke über die Schul­ter durch die Sicht­bla­se un­ter­bro­chen wur­de. Auf der Stra­ße wa­ren nicht vie­le Men­schen, die meis­ten sa­ßen in der Kan­ti­ne. Ha­vu seufz­te. Er hat­te die­ses Er­leb­nis nicht halb so un­ter­halt­sam ge­fun­den, wie er es sich vor­ge­stellt hat­te. Pratt war schweig­sam, un­ru­hig und fum­mel­te un­ter sei­nem Hemd her­um. Bald wür­de Ha­vu ihn weg­schi­cken müs­sen, da­mit der Mensch für die sinn­lo­se Ar­beit des fol­gen­den Ta­ges ge­nü­gend Schlaf be­kam. Es moch­te ein Goa­tha ge­gen die ers­te Ab­tei­lung Men­schen exis­tie­ren, wenn es auch noch so schwer zu fin­den war, doch das Goa­tha ge­gen die Zir­kus­leu­te konn­te Ha­vu nicht er­ken­nen. Er wünsch­te sich ei­ne aus­rei­chen­de Phan­ta­sie, um ein Goa­tha ge­gen die Kam­mer des Im­pe­ri­ums zu er­sin­nen, weil sie Wäch­ter da­zu be­nutz­te, die Über­res­te ei­nes un­ge­eig­ne­ten Ra­che­vor­ha­bens zu be­auf­sich­ti­gen.
    »Pratt, du hast et­was über das Goa­tha wis­sen wol­len.«
    Der Mensch fuhr hoch und zog schnell die Hand un­ter sei­nem Hemd her­vor. »Ja.« Pratt hol­te tief Luft, nick­te und blies die Luft lang­sam aus. »Ja.«
    »Nun?«
    Pratt zuck­te mit den Schul­tern. »Ich ver­ste­he es nicht. Habt ihr Nu­u­mi­ier ei­ne Art Re­li­gi­on dar­aus ge­macht, Leu­te zu quä­len?«
    »Nein, nein.« Ha­vu schüt­tel­te den Kopf. »Das Goa­tha quält nie­man­den, es sei denn, als Rander­schei­nung des­sen, was ihr Ra­che nennt.«
    »Ich ka­pie­re den Un­ter­schied nicht.«
    Ha­vu run­zel­te die Stirn und stütz­te sich auf den win­zi­gen Tisch. »Goa­tha be­nut­zen wir, um das aus­zu­drücken, was ihr Ra­che nennt, aber wir be­nut­zen das­sel­be Wort auch, um das zu be­nen­nen, was bei euch Ge­rech­tig­keit heißt. In eu­rer Spra­che be­deu­tet Goa­tha wört­lich ›Aus­gleich der Waag­scha­len‹.«
    Pratt schüt­tel­te den Kopf. »Jetzt weiß ich ge­nau, daß ich nichts ver­ste­he.« Er voll­führ­te ei­ne hal­be Dre­hung und zeig­te mit dem Fin­ger auf die Dorf­stra­ße, die von er­schöpf­ten Men­schen auf dem Weg zu­rück von der Kan­ti­ne ge­spren­kelt war. »Das da nen­nen wir kaum Ge­rech­tig­keit. So­weit ich es mir er­klä­ren kann, läßt eu­er Im­pe­ri­um sei­nen Är­ger an die­sen Leu­ten aus, und es sind noch nicht ein­mal die­sel­ben, die dei­ner Ban­de die Brems­klöt­ze an­ge­legt ha­ben. Ich se­he hier nir­gend­wo einen ›Aus­gleich der Waag­scha­len‹.«
    Ha­vu nick­te. »Für uns bil­den al­le Men­schen ein Gan­zes, so daß al­le Men­schen dem Goa­tha un­ter­lie­gen, wenn ein Mensch ihm un­ter­liegt.«
    »Dum­mes Zeug.«
    Ha­vu rich­te­te sich steil auf, und sei­ne Fin­ger schlos­sen sich um den Griff des Schock­ge­wehrs, das auf sei­nem Schoß lag. »Er­klä­re das.«
    »Wenn es stimmt, was du sagst, dann gibt es kei­nen Grund, den Leu­ten das an­zu­tun, was ihr ih­nen an­tut. Je­den­falls nicht al­len. Ihr könn­tet die­ses Goa­tha er­fül­len, wenn es nur ge­gen einen auf­ge­nom­men wird.«
    Ha­vu lo­cker­te den Griff um sei­ne Waf­fe und sah den Men­schen lan­ge an. Er hat­te in Wor­te ge­faßt, was Ha­vu schon ge­ahnt hat­te: Die Form des Goa­tha der Kam­mer war ei­ne be­helfs­mä­ßi­ge An­ge­le­gen­heit, ei­ne Ver­ein­fa­chung, ei­ne Aus­re­de – und oben­drein ei­ne fa­den­schei­ni­ge. »Stimmt, das ist ein schlech­tes Bei­spiel für ein Goa­tha.«
    Pratt lehn­te sich zu­rück und ver­schränk­te die Ar­me. Der Mensch hat­te sich of­fen­bar be­ru­higt. »Gib mir ein gu­tes Bei­spiel für ein Goa­tha.«
    »Gut.« Ha­vu dach­te einen Au­gen­blick nach. »Von ei­nem klas­si­schen Goa­tha wird in den nu­u­mi­ischen Chro­ni­ken er­zählt. Es heißt, daß Hak­kir und Joldas Brü­der wa­ren, und bei­de be­gehr­ten sie Ai­e­la zur Ge­fähr­tin. Ai­e­la zog Hak­kir dem Joldas vor, und Joldas mach­te es sich zur

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