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Einarmig unter Blinden - Roman: Roman

Einarmig unter Blinden - Roman: Roman

Titel: Einarmig unter Blinden - Roman: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Jessen
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lieben, dann lieben sie. Dann spielt das, was in ihrem Leben vorher war, keine Rolle mehr. Ein weiterer Grund, warum Männer ausrasten, wenn die Ex einen Neuen hat – sie fühlen sich ausgelöscht. Ein Typ würde sich nur mit seiner Ex treffen, wenn »da noch Gefühle sind«. Das Gleiche denkt er von seiner Freundin.
    Frauen sind differenzierter als Männer. Ob das besser ist, wage ich zu bezweifeln. Mädels vergessen keine Gefühle und haben mehrere Liebe-Levels. Von Männern würde man nie einen typischen Frauen-Satz hören wie: »Ja, ich bin glücklich mit meinem Freund. Ich liebe ihn. Ich werde ihn aber nie so lieben wie meinen ersten Freund.« Das gibt es bei uns nicht. Genauso wenig wie den Gedanken, dass die Liebste Sex mit anderen hatte. Oder jemals wieder haben könnte. Jeder Mann verabscheut den Gedanken, dass ein anderer in seiner Prinzessin rumgestochert oder, noch schlimmer, mit ihr Oralverkehr hatte. Das liegt an mehreren Dingen: Alle Männer wissen, wie viele Männer sind! Dass ein Typ die eigene Frau benutzt hat, in sie hineinonaniert hat, das macht fertig. Darum sollte sich jede Frau bewusst machen: Je eifersüchtiger der Liebste, umso verdorbener sein Frauenbild. Zusätzlich gibt es nichts, wovor sich Männer mehr ekeln, als das Glied und den Samen eines anderen. Sperma anderer wird als etwas empfunden, was das liebliche Weibchen verunreinigt.
    Ich greife zum Telefon. Wähle ihre Nummer. Lege auf. Drücke Wiederwahl. Lege wieder auf. Ich kann nicht mehr. Das ist der Tiefpunkt. Es gibt doch diesen Spruch: Es geht immer weiter. Stimmt. Und zwar abwärts.
    Fragen, die mir die nächsten Wochen versauen werden, manifestieren sich in meinem Kopf:
    Liebt sie ihn?
    Wenn ja, mehr als mich?
    Wird ihre Familie ihn genauso mögen wie mich?
    Hat er schon ihre Brust angefasst?
    Hat sie schon seinen …
    Ich muss jetzt wirklich dringend in eine Bar.
    Sex ist eine widerliche Veranstaltung, entscheide ich auf dem Weg ins Bad. Frauen wissen gar nicht, wie hart das für uns Männer ist. Bei Frauen sieht man nicht, ob sie heiß sind. Man gibt sich alle Mühe und denkt, die Länge (zeitlich und körperlich) und der Rhythmus wären okay. Aber heimlich hat sie vielleicht schon bei ihrer besten Freundin damit angegeben, wie viele Orgasmen sie schon vorgetäuscht hat.
    »Ja, helft uns doch!«, schreie ich die Frau auf meiner Shampooflasche an. »Ihr habt es ja auch leicht! Männer haben genau eine erogene Zone. Die ist leicht zu finden. Wenn fertig, habt ihr einen Beweis. Leichter geht es nun wirklich nicht. Aber uns lasst ihr mit euren zugegeben wunderschönen, aber höllisch komplizierten Körpern allein.« Ich feuere meine Gesprächspartnerin auf den Boden. »Keinen Orgasmus? Schlechter Sex? Selbst schuld, ihr orgasmusunfähigen, gefühllosen, herzbrechenden, frigiden Schlampen. An allem seid nur ihr schuld!« Die Schauma-Frau reagiert erwartungsgemäß, nämlich gar nicht.
    Ich will meine Zähne putzen. Es geht nicht. Ich ertrage den Anblick des Wasserhahnes nicht. Das rausspritzende Wasser ist unerträglich.

Zweiundzwanzig:
Party Talk
    Autos sind die Titten des Mannes. Es ist besser, wenn sie groß und schön sind. Aber sie geben nicht den alleinigen Ausschlag. Ich fahre Golf – 75 B mit unspektakulären Brustwarzen.
    Ich parke mein sekundäres Geschlechtsmerkmal in der Nähe des Hafens. Heute ist eine Party auf der Capa-San. Die San ist ein Museumsschiff, auf dem gelegentlich Feiern stattfinden. »Das einzige Party/Museumsschiff Deutschlands«, heißt es in der Werbung. Es ist grün und weiß und hat drei Masten. Dolle Frauen sucht man auf Capa-San -Partys vergeblich. Hier gibt es nur verwöhnte Internatlerinnen (versoffen, mit geerbter Neurose von Muttern), Elbletten (Perlenkette/Ohrringe, Pferdeschwanz, Barbour-Jacke, Hermès-Seidentüchlein um den Hals) und dickbeinige Hockeyspielerinnen. Manchmal auch alles in einer Person. Der einzige Grund hierher zu kommen ist der billige Alkohol. Und vielleicht noch die launigen Schlägereien, die man sich anschauen kann. Zu Streit kommt es auf dem Partydampfer ständig. Grund sind a) wie bereits erwähnt der billige Alkohol und b) die Party-untauglichen, engen und glitschigen Metalltreppen im Innenraum. Dauernd fällt jemand hin oder rempelt willenlos Leute an; schon kriegen sich zwei Deppen in die Haare. Was besonders lustig ist, da sich hier – wie auch schon gesagt – nur Internatsaffen und Hockeyspieler herumtreiben. Erst bepöbeln sie sich. Es folgt eine peinliche

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