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Eindeutig Liebe - Roman

Eindeutig Liebe - Roman

Titel: Eindeutig Liebe - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Thompson
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gehört und mehrmals an die Tür geklopft, aber niemand habe ihm geöffnet.
    »Ich war schon vor Stunden mit ihr zum Essen verabredet«, erklärte ich, als wir in dem schäbigen Hausflur standen. Ich trug das rot-weiß gestreifte Florida-Hemd, meine beste Hose und ein Paar teure Schuhe.
    Jack wirkte außerordentlich besorgt. Ich war ihm zwar noch nie begegnet, aber ich hatte von ihm gehört und wusste, dass er für Sienna und ihren Vater schon oft der Helfer in der Not gewesen war. Er hatte dichtes, drahtiges weißes Haar, das in Wirbeln und Büscheln abstand; sein Gesicht war grau und faltig, aber seine Züge verrieten eine gewisse Herzenswärme und Güte.
    Als ich zur Wohnung hinaufging, traf ich ihn auf dem Flur. Er stapfte dort auf und ab. Sienna hatte auf keinen meiner Anrufe reagiert, und ich hatte mir schon Gedanken gemacht, aber als ich Jack sah, wusste ich, dass Anlass zu echter Sorge bestand.
    »Ich glaube, wir müssen die Tür aufbrechen«, sagte er ruhig.
    »Aber vielleicht ist sie nicht zu Hause«, widersprach ich. Ich wollte am späten Freitagabend nicht so ein Tohuwabohu im Hausflur veranstalten. Ich wusste ja, dass George in der Wohnung war und wahrscheinlich ruhig schlief, ohne auch nur zu ahnen, dass wir vor der Tür standen. Vielleicht hatte Sienna vor Freude über ihren neuen Job geschrien und in der Aufregung die Verabredung mit mir einfach vergessen. War es wirklich nötig, die Tür aufzubrechen?
    »Passen Sie auf, Nick – Sie heißen doch Nick, oder?«
    Ich nickte.
    »Ich habe sie gehört, Mann. Sie hat geschrien, und sie klang richtig verzweifelt.« Er legte die Hand auf meine Schulter, um mich zur Vernunft zu bringen.
    Ich gab auf. Er hatte recht. Vermutlich war etwas Schlimmes passiert.
    »Sie ist nicht der Typ, der einfach nicht ans Telefon geht, oder? Oder der mal eben so jemanden versetzt?«, hakte er nach. Er hatte die Hände zu Fäusten geballt, vermutlich vor unterdrückter Anspannung.
    »Nein. Nein, das sieht ihr überhaupt nicht ähnlich«, räumte ich kopfschüttelnd ein.
    »Na, dann los, wir rammen jetzt die Tür ein.«
    Ich sah sie mir an. Die Tür war breit und stark und hoch. Breiter, stärker und höher als ich. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie zwei Männer wie wir sie »einrammen« sollten.
    »Kommen Sie«, drängte er, trat ein paar Schritte zurück und drückte sich an die Wand. Er winkte mich zu sich. Ich stellte mich neben ihn. »Und los!«, rief er, dann rannten wir beide auf die Tür zu und warfen uns mit unserem gesamten Gewicht dagegen.
    Ich bin eher ein Denkertyp, der gern Schach spielt, als ein Kraftprotz, der stabile Bauwerke mit bloßen Händen niederreißt. Das zeigte sich nun. Mein Arm begann sofort zu pochen, und meine Haut prickelte, als ich mich zurückzog. An der Tür war nichts zu sehen.
    Doch dann, ganz plötzlich, brannte in mir dieses Feuer. Ich musste zu Sienna! Ich entwickelte ungeahnte Kräfte. Wir stürmten erneut gegen die Tür, immer wieder, bis sie schließlich nachgab und nach innen flog. Metall barst, Holz riss und knackte. Die Tür krachte mit einem lauten Knall gegen die Wand und hing traurig am unteren Scharnier. Wir stolperten durch ins Wohnzimmer der Walkers.
    Ich war außer Atem. Und nervös. In der Wohnung war es duster. Meine Augen brauchten kurz, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen, doch dann entdeckte ich Sienna. Sie saß mit dem Rücken zu uns auf dem Sofa, in tiefster Finsternis. Sie drehte sich nicht einmal zu uns um. O Gott, dachte ich nur. Dann eilte ich zu Sienna und warf mich neben sie auf die Couch. Sie saß vornübergebeugt und wirkte schmaler und zerbrechlicher denn je.
    »Sienna, Süße. Was ist los?«, fragte ich panisch. Inzwischen zitterte ich fast unkontrollierbar.
    Sie starrte einfach vor sich hin, ins Nichts. Sanft berührte ich ihr Gesicht. Es war nass vor Tränen, und aus ihren Augen liefen noch mehr davon, als wäre irgendwo in ihrem Kopf ein Wasserhahn. Ich zog sie an mich, schlang die Arme um sie und drückte sie an mich. Ich spürte ihren Herzschlag. Sie bebte förmlich.
    »Sienna, hör zu.« Ich drehte ihr Gesicht in meine Richtung. In mir stieg allmählich Verzweiflung auf. Plötzlich wurde sie schlaff und sackte mit ihrem ganzen Gewicht gegen mich. »Was ist passiert?«, fragte ich flehend. Doch sie sagte nichts. Sie ließ nicht einmal erkennen, ob sie meine Anwesenheit bemerkte.
    Jemand tippte mir auf die Schulter. Es war Jack. »Kommen Sie mal mit«, flüsterte er mir ins Ohr.
    Ich löste mich von

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