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Eindeutig Liebe - Roman

Eindeutig Liebe - Roman

Titel: Eindeutig Liebe - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Thompson
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kaufen kann. Ich roch an ihnen, berührte sie, nahm ihre Farben und alle anderen Sinneseindrücke in mich auf. Ich musste stark sein, und irgendwie fand ich auf diesem lauten Markt mit all seinem Trubel und all seiner Lebendigkeit die Ruhe, die ich suchte. Dort gab es Neues, Aufregendes zu entdecken. Die Standbesitzer maßen Waren ab, zerteilten sie, schütteten sie in kleine Schachteln und schlugen sie in Papier ein. Ich liebte es einfach, ihnen zuzusehen.
    Am Freitagnachmittag klopfte es wieder an der Tür. Nick war nicht zu Hause. Durch die Milchglasscheibe sah ich eine Männergestalt, aber ich hatte keine Ahnung, wer das sein könnte. Also legte ich die Kette vor und öffnete die Tür nur einen Spalt.
    Es war Pete. Ich konnte mir nicht erklären, woher er wusste, wo ich war und aus welchem Grund ich hier war. Vielmehr hatte ich angenommen, dass er mich nie mehr wiedersehen wollte. Für mich war es ein echter Schock, wie sehr er sich verändert hatte, aber einer von der guten Sorte. Ich begriff das alles nicht, es war zu verwirrend. Ich hatte gedacht, er wäre schlecht auf mich zu sprechen, weil ich Laura in den Park gebracht hatte und alles so übel gelaufen war. Seitdem hatte ich ihn nicht mehr gesehen …
    Als ich durch den Spalt spähte, sah ich sofort, dass er zugenommen hatte, und er trug sogar ein Hemd. Auch seine Haut wirkte gesünder. Wow. In der Hand hielt er einen großen Strauß gelber Blumen, die so sehr leuchteten, dass ich die Augen zusammenkneifen musste. Ich schob die Kette zurück und öffnete die Tür.
    »Komm her«, sagte er und nahm mich in die Arme, ehe ich überhaupt etwas erwidern konnte. Etwas an dieser Umarmung verriet mir, dass es ihm leidtat und er zugleich Angst hatte. Angst vor Zurückweisung. Um ehrlich zu sein, hatte ich überhaupt nicht die Energie für eine heftige Reaktion, und ich hatte ihn aufrichtig vermisst. Ich freute mich, ihn zu sehen. Doch trotz allem machte seine Vergangenheit es für mich noch schwerer, mich in seiner Nähe aufzuhalten. Seine Trauer war so zerstörerisch und tief gewesen, dass sie ihn durch die Hölle geführt hatte. Das machte mir Angst.
    Wir setzten uns ins Wohnzimmer.
    »Sienna, es tut mir leid«, begann er und verbarg sein Gesicht in den Händen.
    »Ach, lass doch, das ist ewig her, Pete«, erwiderte ich. Ich fühlte mich ein wenig überfordert.
    »Nein, nein. Nicht deswegen. Wegen deines Vaters«, erklärte er mit einem Ausdruck des Bedauerns in den Augen. »Ich wusste überhaupt nicht, dass er krank war. Ich wusste überhaupt nichts, Sienna. Und doch habe ich in diesem Ton mit dir geredet. Ich war so grob zu dir.« Er beugte sich zu mir herüber. Seine Körpersprache drückte tiefe Reue aus.
    »Wie hast du davon erfahren?«, fragte ich.
    »Nick hat mich verständigt – er hat sich mit der Wohlfahrtseinrichtung in Verbindung gesetzt und mich gefunden.«
    »Nick? Aber ihr kennt euch doch gar nicht!«
    Pete verhaspelte sich und murmelte etwas, was man kaum verstehen konnte – dass er seinen ganzen Mut zusammengenommen habe, um nach Balham zu fahren und die Leute vom Verlag zu fragen, wo ich war.
    »Woher weiß Nick denn von der Wohlfahrtseinrichtung? Ich habe es ihm nie erzählt – und ich dachte, dir sei der Gedanke zuwider, dass man sich in deine Angelegenheiten einmischt. Ich dachte, du wolltest davon nichts wissen?« Ich war plötzlich sehr verwirrt.
    »Oh, ähm … ich weiß es nicht. Hör zu, Si. An dem Tag, als du mit Laura in den Park kamst, da bin ich weggelaufen wie ein verzogenes Kind … Tja, aber weißt du, ich bin zurückgekommen. Nach ein paar Minuten habe ich mich umgedreht und gesehen, dass da nur noch Laura stand. Du warst weg, wir haben geredet, und … na ja, sie haben mir geholfen.«
    Mich überkam eine unerwartete Welle der Freude. Ich hatte nicht mal geahnt, dass er zu Laura zurückgegangen war.
    »Himmel, das ist ja unglaublich, Pete. Ich freue mich so.« Mir kam es vor, als ob plötzlich alles einen Sinn ergab. Dann aber fiel mir ein, dass mein Vater tot war, und sofort ergriff die Traurigkeit wieder Besitz von mir.
    »Ich wollte mich mit dir in Verbindung setzen und es dir erzählen, aber ich hatte Angst, du könntest vielleicht nichts mehr von mir wissen wollen, nachdem ich mich im Park so hässlich benommen hatte. Aber dann habe ich … davon gehört und musste dich einfach sehen …«
    Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich freute mich so sehr, dass er gekommen war. »Pete, dieses Gefühl … geht es jemals wieder

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