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Eindeutig Liebe - Roman

Eindeutig Liebe - Roman

Titel: Eindeutig Liebe - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Thompson
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die Handballen und zuckte zusammen, als ein stechender Schmerz durch meine Platzwunden zuckte.
    »Alles okay, Si?«, fragte Nick und drehte sich zu mir um. Sein Gesicht hatte einen besorgten, aber wunderschönen Ausdruck angenommen.
    »Ja, sicher. Wieso – hast du Angst?«, spottete ich und schlug ihm scherzhaft gegen den Arm, um seine Aufmerksamkeit von meiner langsam bröckelnden Fassung abzulenken.
    »Nein, nein, natürlich nicht! Ich wollte mich nur vergewissern, dass du nicht ausflippst.« Er machte eine Geste, bei der eine Flugbegleiterin, die gerade vorbeiging, kichern musste.
    Er war so lebhaft, sein Gesicht zu solch unglaublichem Ausdruck fähig. Ich hätte nicht einmal gewusst, wie ich einige seiner Mienen benennen sollte, aber ich wusste, was sie bedeuteten, wenn ich sie sah.
    Der Geruch von eingeschweißtem Essen erfüllte den Raum um uns herum, als das Flugzeug schneller wurde. Mein Magen machte einen erneuten Satz, als es abhob und noch einmal leicht auf der Startbahn auftupfte, ehe es endgültig in die Luft stieg.
    Lass bloß nicht los!, schickte ich einen Befehl an das Flugzeug, als es sich am Himmel festhielt. Gleichzeitig fragte ich mich, wie es während meiner Abwesenheit zu Hause zuging und wie schlimm es wohl wäre, wenn ich nicht mehr zurückkäme. Ich biss mir fest auf die Lippe und bewegte die Finger. Vor meinen Augen tauchten lauter Bilder auf, wie sich der Flugkapitän vor dem Instrumentenbrett einen Whisky nach dem anderen hinter die Binde kippte, während der Kopilot Crack rauchte. Tränen stiegen mir in die Augen. Um Gottes willen, wir hatten nicht mal acht Uhr morgens, und ich hatte heute schon zweimal fast geheult. Ich war ein Wrack.
    »Du hast Angst, oder?« Nick drehte sich wieder zu mir. Mit großen Augen sah er mich an. Er sah ein wenig besorgt aus und streckte einen Zeigefinger vor, um mir mit der Präzision eines Experten eine einzelne Träne fortzuwischen, indem er den Daumen an meine rechte Wange stützte, damit er mir nicht aus Versehen ins Auge stach. Ich hielt den Atem an. Er schien von dem, was er getan hatte, selbst ein wenig überrascht zu sein.
    »Himmel, Si, es tut mir leid, ich hätte das nicht …«, entschuldigte er sich, als meine Träne von seinem Finger glitt und ihm in den Schoß tropfte. »Ich glaube, es liegt an der beengten Umgebung. Ich benehme mich ein bisschen komisch«, fuhr er fort und schaute auf seine Füße.
    »Nein, nein, nein, mit mir ist alles pestens. Ich meine, bestens.« Ich sah ihn mit meinem falschen Alles-okay-Gesicht an, und meine Wangen wurden wieder rot.
    Er musterte mich misstrauisch, dann sah er wieder aus dem Fenster.
    Das Flugzeug brachte sich in die Ausgangsposition für seinen Sprung nach Amerika und legte sich von einer Seite auf die andere. Einmal kippte es so stark, dass Nick und ich auf eine Flickendecke aus Feldern blickten, die aus der Entfernung aussah, als hätte meine Großmutter sie gestrickt. Ich fand den Anblick atemberaubend.
    Während unseres Aufenthalts in Amerika veränderte sich etwas an unserem Verhältnis. Kaum hatten wir auf der Landebahn aufgesetzt, dachte Nick nur noch an die Arbeit und war wie ausgewechselt.
    Gebannt beobachtete ich die Veränderungen, aber ich fühlte mich dabei eher wie eine Zuschauerin, die das Ganze von außen betrachtete. Nick schien nichts mehr mit dem Kerl aus der Redaktion gemeinsam zu haben, der sich in kruden Scherzen erging und unter seiner zerbrochenen Beziehung litt, und wieder kam mir zu Bewusstsein, wie wenig ich ihn in Wirklichkeit kannte. Ich fühlte mich Lichtjahre von dem Augenblick entfernt, den wir geteilt hatten, als er mir ein paar Hundert Meter über dem Boden die Träne von der Wange gewischt hatte und ich glaubte, wir wären bereits in den Wolken.
    Nick machte Hunderte von Fotos, dann verkroch er sich in irgendwelche stillen Ecken und lud sie auf unseren Verlagsserver hoch. Er war ein echter Profi, leidenschaftlich und selbstbewusst. An den Bürokasper, den er zu Hause spielte, erinnerte er überhaupt nicht mehr. Insgeheim hatte ich Angst gehabt, er könnte mich in einen Müllcontainer stecken oder einer seiner Streiche könnte schiefgehen und uns beide hinter Gitter bringen, aber der übermütige kleine Junge in ihm zeigte sich nicht. Hier war Nick ein Mann.
    Die Messe übertraf alle meine Hoffnungen. Ich stürzte mich in die Interviews und sprach mit allen möglichen Leuten, vom archetypischen Computerfreak bis hin zum heimlichen Spielefan: Geschäftsleute mit

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