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Eindeutig Liebe - Roman

Eindeutig Liebe - Roman

Titel: Eindeutig Liebe - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Thompson
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nicht gesagt?, dachte ich. Jetzt wird sie mir im Flugzeug Fragen zur Französischen Revolution stellen, die ich wahrscheinlich nicht beantworten kann.
    »Also, dann sehen wir uns morgen früh, Si. Dauert nicht mehr lange!«
    »Ja, das stimmt. Bis dann.«
    Das Gespräch war beendet.
    Plötzlich war ich wieder voller Hoffnung, und ich schoss nach oben, um zu packen. Meine Liste war ein wenig ausgefeilter als das, was ich für Ibiza in den Koffer geworfen hatte: weniger Shorts, Sonnenmilch und Baseballkappen, mehr Anzüge, Herrenartikel und Haargel.
    Ich liebte Messen. Zwar hatte ich noch nie über eine Computerspielemesse in den USA berichtet, aber ich hatte bereits ähnliche Reisen gemacht, und in der Regel sahen sie so aus, dass man ein paar Stunden lang Fotos schoss, um anschließend mit der Firmenkreditkarte essen zu gehen und die Nacht durchzumachen.
    Sienna
    Über London ging langsam die Sonne auf, und Nick und ich beobachteten sie durch das kleine Fenster links von mir. Kräftige Farben tauchten die Felder rings um die Startbahn in ein warmes Licht. In mir herrschte ein Mix aus überwältigender Aufregung und ernsthafter Sorge. Ich hoffte nur, zu Hause war alles in Ordnung …
    Als ich die Stelle annahm, wusste ich, dass ich hin und wieder auf Geschäftsreise würde gehen müssen, doch Elouise hatte sich bereit erklärt, dann vorbeizukommen und aufzupassen. Mir war klar, dass ich sie diesmal wirklich sehr kurzfristig darum gebeten hatte. Dafür schuldete ich ihr eindeutig ein paar Abende Babysitten, auch wenn ich wirklich darauf achten musste, dass ich Luke nicht versehentlich noch mehr schlimme Wörter beibrachte.
    Einmal, als ich letzten Sommer auf ihn aufgepasst habe, spielten wir im Garten. Ich trat auf eine Wespe, die mir dafür zwischen die Zehen stach und mich zwang, eine Tirade von Schimpfwörtern hervorzustoßen, bei der selbst die Luft errötete. Luke stand dabei und beobachtete mich, die Fußspitzen nach innen gedreht. Angst stand in seinen großen grünen Augen. Zwei Wochen später erwähnte Elouise, dass er bei der kirchlichen Spielgruppe die Wörter »heilig« und »Scheiße« in dichter Reihenfolge benutzt habe und sie sich einfach nicht vorstellen könne, wo er die aufgeschnappt haben sollte. Ich wurde knallrot.
    Als das Flugzeug auf die Startbahn rollte, saßen wir beide ruhig da und warteten darauf, dass es abhob und in den Himmel schoss.
    Doch wenn ich ehrlich sein soll: Ich hatte Angst! Fliegen ist etwas, an das ich mich nie gewöhnen werde. Offensichtlich gibt es wissenschaftliche Gründe dafür, weshalb dieser dumme schwere Klotz aus Metall, den Menschen zusammengeschraubt haben, in der Luft bleibt. Aber das Problem bleibt: Er ist von Menschen zusammengeschraubt worden. Tausende von Metern in der Luft, über dunklen und tiefen Gewässern, über Bergspitzen. Von Menschen zusammengeschraubt. Von Sterblichen, die Fehler machen können. Menschen machen ständig Fehler. Tagein, tagaus. Wir sind Meister in der Kunst des Unfalls.
    Mein Magen machte einen Satz, als ich hörte, wie die Triebwerke unter uns aufheulten. Teile der Tragflächen bewegten sich, machten die Maschine bereit für den Start und unseren Aufstieg ins Unbekannte. Angst breitete sich in mir aus, sank mir in die Beine wie Alkohol. Immer wieder musste ich heftig schlucken.
    Unser Flug startete so früh, dass wir beide noch nicht richtig wach waren. Ein verschlafenes Frühstück und zwei überteuerte Kaffees am Gate hatten uns kaum ins Bewusstsein geholt. Doch der Start erwies sich als echter Weckruf.
    Wie eine Meerkatze unter Red Bull war ich plötzlich vollkommen wach. Und noch immer errötete ich, wenn ich an die Darbietung meiner Tollpatschigkeit am frühen Morgen dachte …
    Nick war gerade in die Straße eingebogen, die zu unserem Wohnblock führte, und hatte mich wie versprochen auf dem Handy angerufen. Obwohl ich versuchte, ruhig zu bleiben, schaffte ich es in meinem beinah komatösen Zustand trotzdem, über mein Gepäck zu stolpern und vor ihm auf dem harten, feuchten Boden zu landen.
    Früher habe ich Ballettunterricht genommen, das heißt, ich war einmal anmutig. Doch heute Morgen habe ich wohl eher an eine Giraffe mit gefesselten Beinen erinnert, als mein Fuß sich im Griff meiner Reisetasche verfing und ich im hohen Bogen durch die Luft segelte. Mein Herz machte einen Sprung, und die Demütigung traf mich – noch vor dem Aufprall – mit voller Wucht. Was von beidem schmerzhafter war, kann ich nicht sagen. Warum musste

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