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Eindeutig Liebe - Roman

Eindeutig Liebe - Roman

Titel: Eindeutig Liebe - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Thompson
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Ehefrauen, engen Terminkalendern und unfassbar fixen Daumen vom heimlichen Konsolespielen am späten Abend quetschten sich neben bekennenden Joystick-Junkies von einem Stand zum anderen. Amerika selbst war so schnodderig, ungeheuerlich und exzentrisch, wie ich es mir immer vorgestellt hatte. Und ich sah so viele Verrückte in merkwürdigen Kostümen, dass es für den Rest meines Lebens reichen würde. Besonders mochte ich einen jungen Mann namens Buck, der die Aufgabe hatte, als Sonic the Hedgehog herumzulaufen und den Vorübergehenden Schokoriegel anzubieten. Er fragte mich nach meiner Handynummer. Ich fragte zurück, ob ich vorher sein Gesicht sehen könne, doch das lehnte er ab, was ich seltsam fand. Danach mied ich ihn.
    Am ersten Abend tätigte ich ein paar Anrufe nach England, um mich zu vergewissern, dass alles okay war, dann aßen Nick und ich in einer Sushi-Bar etwas außerhalb zu Abend.
    »Kann ich dich etwas fragen?«, begann er aus dem Nichts heraus. »Und wenn es mich nichts angeht, dann sag mir einfach, ich soll den Mund halten, aber – hast du zu Hause irgendwelche Schwierigkeiten? Du wirkst so bedrückt«, fragte er und massakrierte ein Sushi-Röllchen mit seinen Stäbchen. »Ich habe den Eindruck, es gibt da ein Problem – oder ist dein Vater einfach nur überfürsorglich?« Schließlich gab er auf, durchstach das Röllchen in der Mitte und schickte es in die Tiefen seines Magens hinab.
    Mir blieb nur der Bruchteil einer Sekunde, um auf diese Frage zu reagieren, und deshalb tat ich etwas sehr Schlimmes: Ich log, weil ich Angst hatte, er könnte sich sonst entsetzt von mir abwenden. Es war besser, wenn er nichts davon erfuhr.
    »Ach, nichts. Nur ein paar Sachen zu Hause, die mir nicht aus dem Kopf gehen wollen.« Das Blut in meinen Adern gefror, als etwas in seinen Augen mir verriet, dass er mir kein Wort glaubte. Trotzdem konnte ich mich nicht dazu durchringen, ihm die Wahrheit zu sagen. Schnell trank ich einen kleinen Schluck Wodka Tonic und versuchte einen raschen Themenwechsel. »Ist ja auch egal, erzähl mir lieber von deiner Familie.«
    Er trug ein gestärktes weißes Hemd mit roten Nadelstreifen, das hervorragend zu der dunklen Jeans mit dem braunen Gürtel passte. Er sah so gut aus, dass es wehtat.
    »Na ja … wo soll ich da anfangen? Meine Eltern sind erstaunlicherweise noch immer zusammen, obwohl sie sich in den letzten zwanzig Jahren jeden Tag lautstark und theatralisch gestritten haben. Ich habe eine Schwester, die sich über alles lustig macht, was meine Existenz betrifft; und bei meinen Eltern lebt eine Hündin namens Mildred, die immer nur dasitzt und mich liebevoll ansieht. Dem Hund stehe ich eigentlich am nächsten – und das, was Mildred tut, kann man noch am ehesten verstehen. Was ist mit dir?«
    Ich liebe Hunde. Und ich liebe es zu hören, dass er Hunde liebt. Vielleicht haben wir eines Tages ein Haus auf dem Land voller Hunde. Oje, jetzt hat es mich schon wieder gepackt. Verdammt.
    »Äh, nun, ich bin ein Einzelkind. Ich war immer neidisch auf die Kinder, die Bruder oder Schwester hatten, sagte mir dann aber, dass mir so wenigstens die Rivalitäten und Streitereien erspart blieben, was ja auch nicht schlecht war.« Ich schwieg und strich meinen Rock von French Connection glatt. Ich fühlte mich noch immer ganz schlecht, weil ich Nick angelogen hatte.
    »Klingt interessant«, sagte er und winkte dem Kellner, um neue Getränke zu bestellen. Leider war die Geste ein wenig zu energisch, und er vollführte sie mit der rechten Hand, in der er mit zwei Stäbchen eine halbe California Roll hielt, die sich daraufhin von den Stäbchen löste und durch die Luft flog. Mit offenem Mund sahen wir zu, wie sie punktgenau im Seidenfutter einer Handtasche am Nebentisch landete, die ganz so aussah, als handele es sich um das brandneue Modell von Mulberry.
    Er sah mich an. Ich sah ihn an. Wir beschlossen stillschweigend, der Besitzerin nichts zu sagen. Er war erschreckend tollpatschig, und das hatte großen Unterhaltungswert.
    Der Rest des Abends verging in einem fröhlichen Nebel. Ich hatte lange nicht mehr so gelacht, und es war durchaus denkbar, dass es ihm genauso ging. Mein Gesicht tat mir weh. Zum ersten Mal seit einer Ewigkeit fühlte ich mich frei, und alles schien möglich zu sein.
    Wir verbrachten den Abend damit, von einer Bar zur nächsten zu ziehen, bunte Drinks herunterzustürzen und sie später dem Porzellangott zu opfern. Das Einzige, woran ich mich noch erinnere, ist das bunte

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