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Eindeutig Liebe - Roman

Eindeutig Liebe - Roman

Titel: Eindeutig Liebe - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Thompson
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bis zum Himmel und küsste wahrscheinlich wie ein gefallener Engel, aber ich wollte nur eine: Sienna.
    »Na los, Junge, runter damit.« Ross kam mit einem Tablett voller Schnapsgläschen zurück, gefüllt mit einer zähen neongrünen Flüssigkeit, die über den Rand zu laufen drohte.
    Ich trank unglaubliche Mengen an Alkohol, und das sehr schnell. Eine Stimme in mir forderte zwar, ich solle aufhören, doch eigentlich wollte ich weitermachen, also tat ich das. Ich kippte den Schnaps herunter und wischte mir das klebrige Zeug an der Jeans ab.
    »Passt mal auf, das ist nicht lustig. Es setzt mir wirklich zu. Soll ich mir einen neuen Job suchen? Soll ich sie aus dem Verlag drängen? Soll ich auswandern?« Ich wurde immer dramatischer, aber das war auch nötig, um ihre Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen.
    Schweigen senkte sich auf die Gruppe herab. Ross lehnte sich zurück, sodass das Holzfällerhemd über seiner Brust spannte. Er war seit einiger Zeit Mitglied in einem Fitnessstudio und erinnerte immer mehr an einen Ringer. »Okay, was empfindest du denn für sie?«, fragte er viel ernster als vorhin.
    Für ein Rudel angetrunkener Männer war das ein schwieriges Thema. Empfindungen kamen aufs Tapet – echte Gefühle. Meine Gefühle. Es war erschreckend, aber ich hatte genug Alkohol intus, um auszupacken. Sie wussten ja schon, dass ich ein verknallter Trottel war, und es hatte keinen Sinn mehr, zu versuchen, meinen Ruf zu retten.
    »Sie ist perfekt; so etwas habe ich noch nie empfunden. Es gibt nichts, was ich mir mehr wünsche, als sie jeden Tag an meiner Seite zu haben. Das macht mir richtig Angst.«
    »Na, dann musst du es ihr sagen, Mann – aber richtig. Das heißt, dass du es nicht ihrem komatösen Vater erzählen sollst, okay?«, sagte Simon und schob seine Brille hoch.
    Ich richtete den Blick auf meinen besten Freund und hoffte, hinter dem dicken Schleier seiner Trunkenheit die Antwort zu finden. »Ross, als du Sarah kennengelernt hast – woher wusstest du, dass du sie liebst? Woher wusstest du, dass sie … na ja, die eine für dich ist?«
    Das Alpha-Männchen scharrte verlegen mit den Füßen und schwieg. Er wusste, dass ich wusste, dass er insgeheim ein Weichei war. Ich hatte den Jungs nie erzählt, wie ich ihn vor ein paar Monaten dabei erwischt hatte, dass er in Unterhosen dasaß und ein Gedicht an seine Frau schrieb, während Ronan Keating im Hintergrund lief. Seitdem weiß ich auch, dass man immer anklopfen sollte … Ich hatte sein Geheimnis bewahrt, und es war meine größte Waffe, wenn der Mist, den er über mich auskippte, sich unangenehm hoch stapelte. Ich brauchte nur mit der rechten Hand einen Kuli hin und her zu bewegen, und schon hielt er den Mund.
    Langsam fuhr er mit dem Zeigefinger am Rand seines Bierglases entlang. »Tja, nun … Ich denke, ich wusste es einfach«, antwortete er leise.
    »Was soll das heißen, du wusstest es einfach?«, hakte Simon nach. Ihn faszinierte das Thema offenbar genauso sehr wie mich.
    »Ich habe einfach gespürt, dass sich mit ihr alles richtig anfühlte, und der Gedanke, ohne sie zu sein, gab mir das Gefühl völliger Verlorenheit«, gestand Ross und öffnete seine Hände auf der Tischplatte. »Das ist nur so ein Bauchgefühl, man kann es eigentlich nicht erklären.« Sein großes Bärengesicht wurde weich, und er lächelte über das ganze Gesicht.
    »Und das ist genau das, was ich Sienna gegenüber empfinde«, erklärte ich ohne Umschweife. »Aber trotzdem: Dass sie es so lange vor mir geheim gehalten hat, ist ein schlechtes Zeichen. Sie kann nicht das Gleiche empfinden wie ich, auf keinen Fall. Jetzt steht mir die Demütigung in der Redaktion bevor und der Verlust einer tollen Freundschaft …«
    »Freundschaft! Leck mich am Arsch!«, stieß Ross hervor. »Männer und Frauen sind nie nur Freunde, jedenfalls nicht so wie ihr beide. Wenigstens einer will es immer mit dem anderen treiben«, fuhr er fort wie ein Biergarten-Liebesguru, der an eine Schar verzweifelter Jünger Ratschläge und Zigaretten verteilt.
    Selbst Männer, die nicht tranken, spitzten die Ohren und lehnten sich in unsere Richtung. Ein schmuddelig wirkender Typ schützte überhaupt keine Zurückhaltung mehr vor und setzte sich ans Ende des Tischs. Er konnte nicht älter sein als neunzehn.
    Ein schlechtes Gefühl ergriff Besitz von mir, und es war nicht die Übelkeit vom Trinken. Mir war, als sollte ich endlich die Augen öffnen und darüber hinwegkommen. Ich, Nick Redland, verwandelte mich in einen

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