Eindeutig Liebe - Roman
Und ich bin ein Idiot, denn nach ihrem Tod trank und trank ich und rauchte irgendwelchen Mist und warf Pillen ein und stieß jeden, der mir helfen wollte, vor den Kopf, und jetzt bin ich allein und habe alles verloren.«
Wir standen ein paar Minuten lang da und schauten stumm in den Garten. Als er so weit war, gingen wir. Schweigend folgten wir der Straße, weg von dem Postboten und den Hunden, den Mülltonnen und den Bäumen.
»Ich danke dir sehr, Sienna. Es tut mir leid, dass ich so geheult habe.« Er wirkte verlegen.
»Sei nicht albern, Pete. Ich bin froh, dass du mir dein altes Haus gezeigt hast. Es ist sehr schön – und weißt du was?«
»Was?«
»Eines Tages wirst du wieder so ein Haus haben. Da bin ich mir sicher.«
Als wir wieder im Zentrum von Balham waren, nahm ich Pete mit in mein Lieblingscafé, wo es starken Kaffee gibt und echte Blumen auf den Tischen stehen. Das Café ist hell, luftig und freundlich, und genau das brauchte er auch. »Einen Filterkaffee, einen Latte und zwei von diesen Kuchen«, bestellte ich und zeigte auf die Napfkuchen. Noch nie hatte ich irgendwo saftigeren Napfkuchen gesehen.
Pete wirkte ein wenig befangen und zog sich den saubersten Pullover über, den er besaß, damit man sein abgewetztes T-Shirt nicht sah. Er fuhr sich durchs Haar, um es ein wenig zu glätten, und drückte auf die Säcke unter seinen Augen – ein nutzloser Versuch, sie loszuwerden.
»Pete, du siehst prima aus, entspann dich.«
»Wie geht es denn eigentlich mit Nick vorwärts?«
Oje. Vor dieser Frage hatte ich mich bereits gefürchtet. »Gar nicht. Ich habe dir doch schon erzählt, dass ich ihn mir vor einer Weile aus dem Kopf geschlagen habe«, erwiderte ich und blätterte beiläufig in einem Exemplar der Sun, die jemand auf dem Tisch liegen gelassen hatte. Lieber wollte ich zehn Jahre alte Comicstrips lesen und etwas über die seltsamen und wunderbaren Probleme anderer Leute wissen, als über Nick zu reden.
»Ehrlich? Du bist wirklich über ihn hinweg?«, hakte er nach, während die Kellnerin uns unseren Kaffee hinstellte. »Wenn er also zu dir kommen und dir sagen würde, dass er ein Mädchen kennengelernt und sich in sie verliebt hat, dann wäre das okay für dich?«, fragte er und sah mir tief in die Augen.
Vor meinem geistigen Auge zuckte kurz Chloes Gesicht auf, gefolgt von mehreren geistigen Schnappschüssen von Nick, wie er sie auf der Arbeit ansah. Heimliche, verstohlene Blicke. Lange Beine. Perfekte Brüste. Dieses Haar.
Sie riecht göttlich. Sie sieht aus wie ein Engel. Ich wette, sie hat nicht mal Cellulitis. Ehrlich gesagt wäre es für mich wahrscheinlich der heftigste Tritt in den Bauch, den ich mir vorstellen kann, wenn Nick mit Chloe zusammenkommt. Ich wünschte, sie würde auf dem Weg zum Mittagessen in einen offenen Kanalschacht fallen und nie wieder auftauchen.
Scheiße. Jetzt ist es amtlich: Ich bin verbittert. »Ja, das wäre okay für mich.«
»Ehrlich?«
»Ehrlich.«
»Bist du dir da sicher?«
»Ja, ich bin mir sicher.«
»Hundertprozentig?«
»Also gut, also gut: Nein, nein, dreimal nein! Es ist nicht okay!« Beinah hätte ich jeden in dem Café angebrüllt. Zwei tratschende Mütter unterbrachen ihr Gespräch und starrten mich vorwurfsvoll an.
Ich errötete und zog den Kopf ein, hoffte, mich hinter der Zeitung verstecken zu können, die ich eben noch geistesabwesend überflogen hatte, und zwischen der Tittenseite und dem Sport zu verschwinden.
»Ich wusste es!«, rief Pete triumphierend. Die Leute starrten weiter. »Gut, dann unternehmen wir etwas!«, erklärte er und setzte sich aufrecht. Er war ganz aufgeregt.
»Das tun wir nicht, Pete, denn ich glaube, er hat wirklich jemanden kennengelernt. Sie arbeitet seit Neuestem bei mir im Büro, und sie ist überall: Ihre sexy Strümpfe liegen auf dem Fotokopierer, und ihr Lippenstift klebt an dem verdammten Whiteboard, verfluchte Scheiße!« Ich war fertig mit meinem kleinen Ausbruch und musste feststellen, dass mein Gesicht heiß war, mein Herz raste und dieser Satz überhaupt keinen Sinn ergab.
»Tut mir leid – wie bitte? Von wem redest du?«
»Von Chloe. Auf der Arbeit haben wir eine Neue namens Chloe. Sie sieht aus, als wäre sie der Vogue entsprungen; sie riecht gut, und sie bekommt alles, was sie will.« Wow, Eifersucht war wirklich eine sehr unattraktive Eigenschaft. Aber ich konnte nicht anders. Es brach einfach aus mir heraus. Eifersucht überschwemmte meine Seele, spülte alles Hässliche daraus hervor
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