Eindeutig Liebe - Roman
und stellte es im Tate-Museum aus. Bisher hatte ich nicht einmal geahnt, dass ich so empfand. Ich biss in meinen Napfkuchen, und die süße Glasur glich den bitteren Geschmack in meinem Mund ein wenig aus.
»Das ist tatsächlich nicht gerade toll«, gab Pete zu. Das Mitleid stand ihm ins Gesicht geschrieben.
»Schon okay. Es tut mir leid. Bevor du gefragt hast, wusste ich gar nicht, wie schlimm es ist. Das wird schon wieder«, zwitscherte ich. Ich hoffte, dass die Worte wahr würden, wenn ich sie nur oft genug wiederholte. Das. Wird. Schon. Wieder. Okay. Prächtig. Alles. Prima. Ganz toll.
»Ich finde trotzdem, dass ihr beide zusammengehört«, sagte er mit Nachdruck und biss in einen der Kekse, die hier zum Kaffee gereicht wurden.
Obwohl ich Pete sehr mochte und er irgendwie langsam auch mein Vertrauter wurde, fand ich, dass er ein klein wenig in einer Traumwelt lebte. Ich glaubte, dass er seine eigene verlorene Liebe jetzt in mir und Nick verwirklichen wollte.
In dieser grotesken Lachnummer, die Nick und ich waren …
Nick
»Warst du je verliebt?«, fragte Chloe. Sie knabberte an ihrem Strohhalm und hob keck eine Augenbraue. Gott, sie war so sexy! Diese Frau war einfach unfassbar schön. Ich nehme an, dass sie in jedem Flugzeug mit einem simplen Lächeln ein Upgrade auf die erste Klasse bekommt.
Das ist eine knifflige Frage, dachte ich und zupfte an einem langen dünnen Stück Salat, das mir peinlicherweise aus dem Mundwinkel hing. Warum passiert so etwas immer bei Sandwiches mit Salat? Und warum immer vor jemandem, den man eigentlich beeindrucken möchte?
»Äh, ja, ich glaube schon.« Ich schwieg und sah ihr tief in die bezaubernden braunen Augen.
»Du glaubst schon? Weißt du das denn nicht?« Sie schnippte ein paar Haarsträhnen von ihrem Mund und schaute weiter in mein panisches Gesicht.
Verdammter Mist, dachte ich, das ist ein Kreuzverhör. »Na ja, ich hatte schon ein paar ernsthafte Beziehungen, deshalb: Ja, ich glaube schon.« Gut gerettet, Nick. Vage und unverbindlich.
Was ich eigentlich vor der ganzen Welt herausbrüllen wollte, sah jedoch ganz anders aus. Ja, ich hatte mich schon verliebt. Doch die tiefste Liebe, die ich je empfunden hatte, galt einer Frau, die ich noch nicht einmal geküsst hatte. Ich liebte sie, aber sie liebte mich nicht. Doch nun war ich darüber hinweg, oder?
Eigenartigerweise ging die Frau, die ich liebte, gerade in Begleitung eines abgerissenen Typen am Fenster des Pubs vorbei. Ich hatte ihn schon mal irgendwo gesehen, aber ich wusste nicht mehr, wo. Sienna lächelte über das ganze Gesicht, und ihr Haar glänzte im strahlenden Sonnenlicht. Fast hätte ich mich an meinem Sandwich verschluckt.
»Wohin guckst du?«, fragte Chloe und drehte im selben Augenblick den Kopf, in dem Sienna aus unserem Blickfeld verschwand.
»Ach, nirgendwohin. Und … wie sieht es bei dir aus?« Damit schoss ich den Ball direkt zu ihr zurück.
»Ja, definitiv, einmal. In jemanden, den ich an der Uni kennengelernt hatte«, antwortete sie und blickte auf zwei einsame Krabben, die ihr vom Sandwich auf den Teller gefallen waren und sich offenbar – aus welchem Grund auch immer – nicht mehr zum Verzehr eigneten. Ich konnte fast hören, wie sie mich aus der dicken Schicht Mayonnaise, die sie bedeckte, anriefen, ich möge sie erlösen. Am liebsten hätte ich meine Gabel hineingestochen und sie stibitzt, aber das tut man nicht bei Leuten, die man nicht besonders gut kennt. Bei Sienna machte ich das ständig. Einmal hatte ich ihr einen ganzen Hähnchenflügel geklaut, aber es schien ihr nichts auszumachen.
»Und … liebst du ihn noch?«, fragte ich. Bitte antworte nicht, dass du es tust. Bitte! Wenn sie ihn noch liebte, wäre das mal wieder typisch für mich und mein Scheißglück, und ich konnte im Augenblick wirklich keine weiteren verpfuschten Beziehungen und Komplikationen brauchen.
»Oh, nein. Das ist Ewigkeiten her. Aber es war eindeutig Liebe. Ich wusste es sofort.«
Das war sehr interessant. Sie wusste es sofort?
» Was meinst du, wenn du sagst, du wusstest es sofort?«, hakte ich nach und tat dabei so, als wäre mir die Antwort nicht besonders wichtig, obwohl ich tatsächlich danach lechzte, sie zu hören.
»Na ja … Ich will ganz ehrlich sein … Ich würde es als ein wildes, fast unkontrollierbares Bedürfnis beschreiben, am Leben dieses Menschen teilzuhaben. Eine echte Leidenschaft … Ja, am besten beschreibt man es wohl so: Selbst wenn man alles verliert – den Job, die
Weitere Kostenlose Bücher