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Eindeutig Liebe - Roman

Eindeutig Liebe - Roman

Titel: Eindeutig Liebe - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Thompson
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Wohnung, das Auto –, solange dieser Mensch bei einem ist, ist das alles ziemlich egal.« Sie beendete ihre Beschreibung, und wieder bohrte sich ihr Blick in meine Augen.
    Scheiße. Was, wenn sie mich nach Blödsinn abtastete wie ein menschlicher Lügendetektor? Ich begann zu schwitzen. Sie konnte einfach nicht wissen, was ich für Sienna empfunden hatte. Das war unmöglich. Die ganze Sache war schmutzig, hässlich und schmerzhaft.
    »Möchtest du noch was zu trinken?« Sie machte mit einem ihrer schlanken Arme eine Geste Richtung Theke.
    »Ja, gern, das wäre toll.«
    Ich sah ihr dabei zu, wie sie aufstand und sich auf die Männer zu bewegte, die mittags ihr Bier in diesem kleinen, aber sehr auf seine Coolness bedachten Pub tranken, den ich ausgesucht hatte. An ihrer Strumpfhose entdeckte ich eine Laufmasche, die sich hinzog bis hoch zu ihrem …
    »Ey, Kumpel.« Eine dunkle, raue Stimme unterbrach meinen geistigen Ausflug gen Himmel; sie gehörte zu einem großen haarigen Affen, der sich über den Tisch zu mir vorbeugte.
    Los ging’s.
    »Ja, Kumpel, was gibt’s?«, fragte ich und warf mich in die Brust wie ein Gockel.
    »Ist das deine Schnecke?«, fragte er. Seine sonnengebräunte Visage stand in einem scharfen Kontrast zu seinen stechenden blauen Augen. Er zeigte auf Chloe, die gerade weit genug weg war, um so tun zu können, als hörte sie ihn nicht.
    Ein dickes Goldkettchen hing um seinen Hals, der beinah den Umfang eines Baumstamms hatte. Er war der typische Londoner Kleinkriminelle mit schickem Anzug und Eau de Toilette von Joop. Kerle wie er gingen mir unglaublich auf die Nerven.
    Ich hätte darauf gewettet, dass er irgendwo unter seinem imitierten Ted-Baker-Anzug ein Mum-Tattoo hatte.
    »Meine Schnecke? Nein, nein. Sie ist nicht meine Freundin«, erwiderte ich.
    »Supergut«, entgegnete er, rieb sich die Hände und stolzierte auf die Bar zu, als warte dort ein Schweinebraten auf ihn. Na ja, wenigstens hatte er den Anstand gehabt, zu fragen.
    Das konnte unterhaltsam werden. Natürlich wollte ich nicht, dass sie sich diesen entsetzlichen Kerl vom Hals halten musste, aber gleichzeitig war Chloe nun einmal nicht meine Freundin – nicht einmal meine Freitagnachtfreundin, die ich bei einem Zug durch die Gemeinde kennengelernt hatte. Ich guckte zu, wie er seine Freunde – die allesamt genauso schrecklich waren wie er – mit hochgezogener Augenbraue ansah. Sie feuerten ihn mit ein paar rhythmischen Hüftstößen und lautem Rufen an.
    Unser Charmeur klopfte ihr auf die Schulter. Ich hob mein Glas, in dem noch eine letzte Pfütze war, und beobachtete den sich anbahnenden Zusammenstoß. Chloe zeigte auf mich und tat verzweifelt so, als wäre sie schon vergeben. Das funktionierte leider nicht, und unser urbaner Mr. Darcy setzte seine Versuche fort, seinen Balzzauber über Chloe auszubreiten. Der Anblick war einfach schrecklich. Sie tat mir aufrichtig leid.
    Irgendwann hatte er sie so weit, dass sie alles auf eine Karte setzte. Sie tat etwas, was sie wirklich nicht hätte tun sollen, wenn man bedenkt, dass ich ein leitender Angestellter in dem Verlag war, für den sie arbeitete – bei dem sie erst seit drei Wochen arbeitete. Genau genommen grenzte das, was sie tat, ans Lächerliche. Sie wandte sich von ihm ab, die Getränke in der Hand, und marschierte durch den Schankraum auf mich zu. Dabei bewegte sie die Hüften auf eine Weise, die auf die meisten Gäste hypnotisierend wirkte – sogar auf die Frauen. Romeo wollte ihr gerade nachsetzen, da tat sie etwas völlig Verrücktes: Sie küsste mich.
    Ich weiß nicht, wer schockierter war – er oder ich. Doch Chloe tat es, und Teufel, sie machte es gut. Sie legte mir die Hand in den Nacken und zog meinen Kopf zu sich nach oben. Eine Sekunde lang blieb die Welt stehen. Ich glaube, mein Herz blieb auch stehen. Ihre schönen weichen Lippen verschmolzen mit meinem Mund, dann nahm sie die Hand aus meinem Nacken und zeichnete mit den Fingerspitzen mein stoppeliges Kinn nach.
    Das Ganze muss ein Anblick für die Götter gewesen sein, denn ich bin mir sicher, dass ich vor lauter Panik beide Arme von mir streckte, die Finger spreizte und die Knie zusammendrückte. Wahrscheinlich habe ich ausgesehen wie eine Motte in einem Spinnennetz.
    Dann begriff ich, dass das alles nur Show war, um den Kerl loszuwerden, und ich legte langsam die Hände auf ihre Taille. Bestimmt würde sie gleich mit ihrem verrückten Benehmen aufhören.
    Oh, nein, Moment mal … Sie küsste mich noch immer.

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