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Eindeutig Liebe - Roman

Eindeutig Liebe - Roman

Titel: Eindeutig Liebe - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Thompson
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können, aber das wäre es dann auch schon gewesen. Sie hoben sich stolz vor dem blauen Himmel ab, auf den Kondensstreifen ein Gittermuster gemalt hatten.
    Einige dieser Häuser hatten vier Stockwerke, eins davon im Souterrain. Immer wenn ich an solchen Häusern vorbeikam, begann ich im Kopf, sie einzurichten. Mit Kissen. Vielen Kissen. Ich hätte ein großes Himmelbett mit einer atemberaubenden Tagesdecke und vielleicht eine Fensterbank, auf der man sitzen konnte, mit noch viel mehr Kissen. Und wenn ich richtig Glück hätte, hätte ich auch eine Marmorküche mit federgelagerten Schubladen, die nicht knallten, wenn man sie schloss. Dad hätte sein eigenes Stockwerk mit eigenem Bad, und alles wäre perfekt. Vielleicht hätten wir sogar einen großen amerikanischen Kühlschrank mit Eiswürfelspender. Ein Eiswürfelspender ist immer das Zeichen dafür, dass man es im Leben zu etwas gebracht hat …
    »Fast geschafft, Si«, versprach Pete. Er ging jetzt noch schneller und riss mich aus meinem Tagtraum. Das war vermutlich auch das Beste, denn mehr als ein Traum war es ja nicht.
    »Nur die Ruhe«, sagte ich und versuchte in meinen hochhackigen Schuhen Schritt zu halten. Ich fragte mich, wohin dieser Marsch wohl führte.
    Am Ende der Straße, wo der Ridley Way auf die North Avenue trifft, blieb Pete plötzlich stehen. Sein Gesicht nahm einen merkwürdig zerknitterten Ausdruck an, und ich merkte, dass er überhaupt nicht mehr fröhlich war.
    »Was ist?«, fragte ich und nahm seine Hand, denn mir war schnell klar, dass er gegen etwas ankämpfte.
    »Na, das, Sienna … Das wird jetzt hart, aber ich musste dich einfach hierherbringen. Heute komme ich zum ersten Mal hierher zurück, verstehst du, das erste Mal nach langer Zeit …« Er senkte den Blick und starrte auf die Risse im Asphalt.
    »Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst, aber was es auch ist, Pete, ich bin bei dir. Okay?«
    Entschlossenen Schritts marschierte er weiter und zog mich mit sich. Sein Atem beschleunigte sich, und ich spürte, dass seine raue Hand ein wenig zitterte. Was um alles in der Welt war nur los? Er ging immer schneller, den Kopf vorgestreckt wie ein angreifender Stier. Die Bäume, Mülltonnen, Katzen und Hunde wischten beinah so rasch an uns vorbei, als säßen wir in einem fahrenden Zug. Ich musste neben ihm herjoggen, um Schritt zu halten.
    Schließlich blieb er vor einem etwas kleineren Haus stehen und wandte sich ihm zu. Ich tat es Pete nach. Er sah auf und atmete tief, ganz tief ein. Vor uns lag ein kleines Häuschen mit einem hübschen kleinen Garten voller bunter Blumen und mediterraner Töpfe. Das Backsteinmauerwerk und die Sonne ließen es warm und einladend aussehen. Unter den Fenstern waren weiße Verzierungen im dänischen Stil. Es sah wunderschön aus.
    »Was ist, Pete?«
    Er atmete noch einmal tief durch. Ihm kamen die Tränen. Dann drückte er die Handflächen gegeneinander, als betete er, hob sie vor den Mund und räusperte sich. »Das war mein Haus, Sienna. Hier haben Jenny und ich gewohnt, bevor … du weißt schon.«
    Ich nahm wieder seine Hand, legte meine Finger zwischen seine und drückte sie fest.
    Das war eine riesige Enthüllung! Dass er mich hierherbrachte, berührte mich tief, und ihm bedeutete es ebenfalls sehr viel, so viel war klar.
    Ein roter Ford Fiesta parkte in der Einfahrt, und ich fragte mich, ob die neuen Bewohner zu Hause waren. Was für Menschen waren sie wohl?
    »Ich schleppe dich nur ungern den weiten Weg hierher, Sienna, aber ich wollte dir zeigen, wie mein Leben früher ausgesehen hat. Wie schön es war, wie viel Liebe ich hatte«, erklärte er, und ihm lief eine Träne die Wange hinunter.
    Ich wischte sie weg. »Danke, dass du mich hergebracht hast«, sagte ich und ließ dann Raum für die Geräusche der Autos und die Rufe der Vögel.
    Mit geballter Faust rieb er sich das Gesicht und schniefte deutlich hörbar, ohne das Haus auch nur für den Bruchteil einer Sekunde aus den Augen zu lassen.
    »Erzähl mir mehr davon, Pete. Erzähl mir von jedem Zimmer, erzähl mir, wie es war, hier zu leben«, bat ich ihn, weil ich hoffte, dass es für ihn eine Erleichterung sein könnte.
    »Na, siehst du das Zimmer da oben?« Er zeigte auf das Fenster rechts oben. Durch die Netzgardine konnte ich schemenhaft die Rückwand eines Fernsehers erkennen. »Das war unser Schlafzimmer. Sonntagmorgens ging ich immer in den Laden und kaufte einen Karton Orangensaft und zwei Schokocroissants und brachte Jenny das Frühstück ans

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