Eindeutig Liebe - Roman
hörte die Stimme kaum, so laut stampfte die Musik in meinem Kopfhörer.
Ich beachtete sie nicht. Der Kerl baggerte wahrscheinlich Britney Spears’ Klon neben mir an.
»Entschuldigung, ähm. Verzeihung«, hörte ich die Stimme wieder, nur diesmal lauter. Ein scharfkantiges Männergesicht tauchte vor mir auf. Es gehörte zu einem Mann, den ich hier schon oft gesehen hatte, weil ihm dieses überteuerte und etwas protzige Fitnessstudio gehörte.
Himmel, der redet mit mir, dachte ich, riss gereizt einen Stöpsel aus dem Ohr und sah ihn an.
»Tut mir leid, wenn ich dich störe. Mir ist nur gerade etwas an deinem Gang aufgefallen«, sagte er, und ein freches Grinsen breitete sich in seinem Gesicht aus.
Ich drehte mich verwirrt in seine Richtung und rutschte dabei fast vom Laufband. Was redete er denn da? »Meinem was?«, fragte ich und stellte das Gerät so ein, dass ich beim Laufen noch halbwegs atmen konnte. Ach ja, hier duzten sich natürlich alle.
»Dein Gang. Die Art, wie du läufst. Ich glaube, du überpronierst. Ich hoffe, du nimmst es mir nicht übel …« Er wirkte leicht verlegen.
»Ich weiß überhaupt nicht, wovon du redest«, keuchte ich, und das schwarze Band kam knirschend zum Stehen. Mir war schwindlig, und ich war wütend.
Offenbar bemerkte er meine Ablehnung gar nicht, denn er sprang hoch und begann voller Selbstvertrauen, an der Seite des Laufbandes hin und her zu schwingen. Er war gebaut wie Popeye.
»Ich leite dieses Studio. Ich heiße Ben. Na ja, es geht um die Art, wie deine Füße auf den Boden treffen. Es ist absolut normal«, versuchte er mir zu versichern, aber er ging mir schon jetzt ziemlich auf die Nerven. Er hatte diese dämliche Angewohnheit, am Ende eines Satzes seine Stimme nicht zu senken, sondern wie bei einer Frage anzuheben, nur dass er eben nichts fragte.
Das machte mich aggressiv. »Und was ist jetzt falsch an der Art, wie meine Füße auf den Boden treffen?«, fragte ich abweisend, während ich mir das Gesicht mit einem flauschigen rosaroten Handtuch abtupfte. Mir war schrecklich bewusst, wie stark ich schwitzte, also im Vergleich zu … na ja, zu jedem. Teufel, beim Schwitzen schlug ich sogar die Männer!
»Falsch ist es ja eigentlich gar nicht. Es hängt zusammen mit der Ausrichtung deiner Hüften und allen möglichen anderen Dingen, aber es kann zu Verletzungen führen, wenn du es nicht mit entsprechenden Turnschuhen ausgleichst.«
Obwohl ich zugeben musste, dass er ziemlich gut aussah, argwöhnte ich langsam, dass er mir nur ein Paar überteuerte Turnschuhe andrehen wollte, um seinen Verdienst ein bisschen aufzubessern.
»Pass auf. Komm bitte mal mit, ja?«, bat er. Ich folgte ihm zwar, war aber noch immer sauer.
Als wir gingen, legte er mir den Arm um die Hüfte. Ich sprang zur Seite und wäre fast über eine Frau gestolpert, die auf dem Boden Dehnübungen machte.
»He! Siehst du nicht, dass mir heiß ist und ich klebe?«, rief ich erschrocken.
»Das ist doch eine gute Sache«, sagte er leise. »Das bedeutet, dass du dich tatsächlich anstrengst, was man von vielen anderen hier nicht gerade behaupten kann.«
Wow. Das war eine Überraschung. Ich hatte angenommen, er würde mich, wie die meisten Leute hier, für einen Freak halten und mir um jeden Preis aus dem Weg gehen.
Er brachte mich zu einem Schreibtisch und griff nach einem Aktenordner. Ich fühlte mich mittlerweile richtig ausgelaugt, aber ich atmete zweimal tief durch und dann ging es. Die Muskeln an seinen Armen spannten sich, als er den dicken Stapel Dokumente anhob. Okay, er war ganz nett. Aber trotzdem: Er kritisierte meine Beine. Welcher Mann spricht eine Frau an und kritisiert als Erstes ihre Beine?
Eilig blätterte er durch die Seiten. Dabei fiel ihm sein langer Pony ins Gesicht und bedeckte die Wurzel seiner absolut geraden römischen Nase. »Aha, da ist es ja«, verkündete er und zog ein Blatt mit lauter Diagrammen hervor. »Also, hier siehst du, was deine Beine machen. Ungefähr ein Drittel aller Läufer hat dieses Problem, aber man kann es durch das richtige Schuhwerk ganz einfach ausgleichen. Mit den falschen Schuhen kannst du Probleme hier, hier und … äh … hier bekommen.« Er tippte auf Waden, Knie und Hüften, die auf dem Blatt abgebildet waren.
Okay. Also redete er vielleicht doch nicht nur Unsinn. Schließlich sah ich die Diagramme gerade vor mir, und sie wirkten durchaus wissenschaftlich; sogar die Namen der Muskeln waren eingetragen.
Er sah zu mir auf. Ein Paar meergrüner
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