Eindeutig Liebe - Roman
Augen wartete auf eine Reaktion. Doch mir war schrecklich übel von der Anstrengung, und mein Herz begann zu pochen.
»Alles okay?«, fragte er, sprang auf und stellte sich vor mich. Er trug sehr teuer aussehende Turnschuhe, und ich befürchtete, dass jeden Moment mein Mittagessen auf ihnen landen könnte.
»Klar, mir geht’s gut«, wehrte ich ihn ab. Der Raum begann sich zu drehen.
»Ich habe eine Banane dabei. Möchtest du sie haben? Du siehst aus, als wäre dein Blutzuckerspiegel ein bisschen zu niedrig …«
Aber er konnte nicht mehr zu Ende reden, weil ich wegrannte. Beim Rennen begannen meine Beine zu zittern. Alles wurde immer weißer, bis ich endlich vor der Toilette kauerte und mich an ihr festklammerte, als hinge mein Leben davon ab.
Ich musste mich erbrechen. Fürchterlich erbrechen. Und das ging nicht mal heimlich. Bei einigen klingt es wie ein unangenehmes Husten, aber bei mir hört es sich immer an, als brülle ich. Peinlich.
Die Magensäure stach mir in die Nase. Widerlich. Seit Ewigkeiten hatte ich mich nicht mehr erbrechen müssen und ganz vergessen, wie ekelhaft es ist. Nach ein paar Minuten wurde vorsichtig an die Tür geklopft. Meine Beine zitterten, als wäre ich ein verängstigtes Hündchen beim Tierarzt, und meine Bauchmuskeln taten weh.
»Hallo. Ich heiße Naomi«, hörte ich eine besorgte Frauenstimme. »Ich bin eine der Trainerinnen hier, und mein Kollege Ben hat mich gebeten nachzusehen, ob mit dir alles okay ist. Du musstest dich doch nicht übergeben, oder?«, fragte sie zaghaft.
Natürlich hatte ich mich übergeben. Verdammt heftig sogar. Vermutlich hatte mich ganz London gehört. Die meisten Frauen waren wahrscheinlich schreiend – nur in BH und Slip – aus dem Umkleideraum geflohen und hatten bereits ihre Einzugsermächtigungen zurückgezogen. Ich räusperte mich und flüsterte unter Tränen: »Nein, nein. Alles okay, danke. Tut mir leid. Ich komme gleich raus.« Noch immer stritt ich das Offensichtliche ab.
»Alles klar. Na, wenn du etwas brauchst, ich bin am Empfangstresen, okay?«
Meine Antwort war nur ein Grunzen. Als ich mich schließlich wieder im Griff hatte, sammelte ich etwas Kraft und stand dann auf. Ich lugte zur Tür hinaus. Zwei Frauen drehten sich rasch um und beschäftigten sich eingehend mit den Schlössern an ihrem Spind.
Nachdem ich mir meine Demütigung heruntergeduscht und eine Weile auf der Bank gesessen hatte, wurde mir klar, dass der einzige Weg aus dem Studio an Ben vorbeiführte. Das Studio hatte keinen Hinterausgang für Kunden, die gekotzt hatten und sich noch zu sehr schämten, um der Welt wieder unter die Augen zu treten. Wenn ich jemals ein Fitnessstudio aufmachen sollte, werde ich dafür sorgen, dass es mindestens einen solchen Notausgang gibt. Das Ordnungsamt sollte so etwas zwingend vorschreiben.
Mit gesenktem Kopf schoss ich zur Tür hinaus und hob kein einziges Mal den Blick, während ich an den Gewichte stemmenden Männern, an Britney und an dem Wasserspender vorbeimarschierte. Ich trat in die feuchte Sommerluft hinaus. Wie es schien, hatte es gerade heftig geregnet.
Geschafft. Vielleicht würde ich nie wieder zurückkehren. Das klang nach einer wunderbaren Idee. Was für eine fantastische Ausrede!
»Hallo!« Plötzlich hörte ich eine mir bekannt vorkommende männliche Stimme hinter mir.
Mist!
»He, alles okay mit dir?« Es war Ben. Wieso um alles in der Welt folgte er mir nach draußen? Natürlich konnte es eine Art Fiebertraum sein, aber er sah einfach toll aus.
»Also, es tut mir echt leid, was da eben passiert ist. Ich hätte dich nicht einfach so unterbrechen dürfen«, sagte er und fuhr mit den Händen unbeholfen über seinen dunkelblauen Trainingsanzug. »Wie heißt du?«
»Sienna«, antwortete ich und wünschte mir, ich könnte jemand anders sein. Jemand, der sich nicht gerade zum Gespött des ganzen Studios gemacht hatte. »Mach dir mal deswegen keine Sorgen«, ergänzte ich. »Es ist mir wirklich sehr unangenehm.« Ich wedelte mit einer Hand durch die Luft und wurde rot.
»Bitte nimm das hier«, bat er. Wie aus dem Nichts zog er eine Banane hinter dem Rücken hervor und warf mir einen Blick zu, der nach echter Reue aussah. Er schien durch den Vorfall in keiner Weise peinlich berührt zu sein, vielmehr wirkte er sehr verständnisvoll.
»Nein, Ben. Das kann ich nicht annehmen. Und wenn ich ehrlich sein soll, kann ich im Moment nicht mal den Gedanken an Essen ertragen. Aber es ist wirklich sehr nett von dir.« Ich zog
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