Eindeutig Liebe - Roman
Schließlich empfand Sienna nichts für mich. Sicher nicht? Ich wusste, dass sie mich nicht auf diese Weise liebte. Und ich hatte meine Gefühle endgültig beiseitegeschoben. Nein, das war alles nur Unsinn.
Als mein Herzschlag sich schließlich ein bisschen beruhigt hatte, fuhr ich nach Hause. Den ganzen Weg lang atmete ich immer wieder tief durch. Doch als ich in meine Einfahrt einbog, entdeckte ich ein wunderschönes blondes Mädchen vor meiner Tür. Mein wunderschönes blondes Mädchen. Gott sei Dank!
Ich war so erleichtert, dass sie hier war – jetzt hätte ich endlich Gelegenheit, richtig mit ihr zu reden. Ich stieg aus dem Wagen und ging langsam auf sie zu. Ein bisschen nervös war ich schon, nachdem sie mich so fest geschlagen hatte. Die Wange tat mir immer noch weh.
»Nick … ach du je, es tut mir so leid«, entschuldigte sie sich, kam zu mir und legte ihre Hand auf meine Wange. Als sie mich an der schmerzenden Stelle berührte, zuckte ich zusammen.
»Scheiße, Nick. Ich kann überhaupt nicht glauben, dass ich das getan hab.« Sie begann wieder zu zittern. Die Heftigkeit ihrer Reaktion hatte sie eindeutig erschreckt.
Die nächsten vier Stunden verbrachten wir mit Tee und Schokoladenkeksen in der Küche und analysierten unsere Situation. Ich reichte Chloe ein Handtuch, und sie trocknete ihre Haare damit. Dann schaltete ich die Heizung ein. Wir hofften beide, dass es uns gelingen würde, alles wieder in Ordnung zu bringen.
»Nur, damit ich es verstehe, Nick. Kannst du mir erzählen – ganz von Anfang an –, wie ihr euch kennengelernt habt und wie es kommt, dass ihr euch so nahesteht? Ich habe noch nie einen Mann und eine Frau erlebt, die … na ja, die eine so enge Freundschaft haben wie ihr«, begann sie, den Blick auf ihre Füße gerichtet, die nackt auf den Holzdielen ruhten. Ihre Socken hingen über dem Heizlüfter. Ihre triefnasse Jeans hatte sie ausgezogen, und nun saß sie in einer meiner Unterhosen vor mir. An ihr sah sie besser aus als an mir. »Bitte?«, flehte sie und sah mich an. Dann schlug sie die Beine übereinander, um es sich bequemer zu machen.
Meine Gedanken kehrten zu dem Tag zurück, an dem ich Sienna zum ersten Mal begegnet war. Ich sollte Chloe wohl lieber nicht erzählen, dass ich mich direkt auf den ersten Blick – über eine Ausgabe der Metro hinweg – in Sienna verliebt hatte, als ich gerade glaubte, mein Leben zerfiele in Trümmer. Dass es mir ein bisschen so vorgekommen war, als wäre sie vom Himmel geschickt worden, um mich zu retten. Dass ich das bis heute glaubte …
Nein, das erwähnte ich wirklich besser nicht. »Na gut, okay. Wenn es dich wirklich interessiert.« Ich schenkte uns zwei Gläser Weißwein ein, der den Tee ersetzen sollte. Es war an der Zeit, zu härterem Stoff überzugehen.
»Tja, es fing so ungefähr vor zweieinhalb Jahren an. Ich war gerade auf Ibiza gewesen und danach eine Woche krankgeschrieben. Sie hatte zwei Wochen vorher angefangen; daher begegneten wir uns auf der Arbeit zum ersten Mal an dem Tag, an dem ich wieder in den Verlag kam.« Ich schwieg kurz und dachte an den Augenblick, als sich die Fahrstuhltüren geöffnet hatten und sich alles nur noch in Zeitlupe abzuspielen schien. Daran, wie ich mein Glück kaum fassen konnte, als ich sie dort sitzen sah.
»Ja, und wie seid ihr dann Freunde geworden?«, fragte sie schnell. In ihrem zierlichen Gesicht war deutlich zu erkennen, wie angespannt sie war.
»Ein paar Wochen später schickte mich Ant für eine Computerspielemesse nach Florida. Sie flog als Journalistin mit, weil Tom krank war. Ja, so war es – das weiß ich noch ganz genau.« Ich lehnte mich in meinem Sessel zurück, als all die Erinnerungen zurückkamen. Wie Siennas Haar aufblitzte, als wir an den Bars entlangrannten; die Lichter, die Drinks, das Essen … Wie sie versucht hatte, mich huckepack zu nehmen, und wir beide hinknallten und einen Lachkrampf bekamen …
»Und was ist passiert?«
»Nichts, Chloe. Aber wir haben uns immer gut verstanden. Sie ist eine gute Freundin, wahrscheinlich inzwischen sogar meine beste. Da muss ich ehrlich zu dir sein – es ist eben einfach so.«
Sie wirkte aufrichtig enttäuscht, aber in diesem Punkt musste ich hart bleiben. Wenn sie meine Freundschaft zu Sienna nicht ertragen konnte, war Chloe nicht die Richtige für mich.
Auch wenn ich natürlich ein klein wenig log …
Aber das war meine Angelegenheit. Wen ich früher einmal geliebt hatte, ging nur mich etwas an, niemanden sonst.
»Und
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