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Eindeutig Liebe - Roman

Eindeutig Liebe - Roman

Titel: Eindeutig Liebe - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Thompson
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ihrer hochhackigen Schuhe sehr schnell. Sie drehte sich nicht einmal um. Kein einziges Mal.
    »Chloe!«, brüllte ich ihr zwischen all den Fußgängern nach, wich Kindern aus und duckte mich unter stachlige Regenschirme. Einmal prallte ich sogar versehentlich gegen eine Frau, rief ihr rückwärtsgehend eine Entschuldigung zu – und lief in einen Zeitungsstand und seinen wütenden Besitzer. Himmel, war das nervtötend!
    Als ich sie endlich einholte, lief ihr bereits die schwarze Wimperntusche die Wangen hinunter. Ich packte ihre Hand und hoffte, dass sie einfach stehen blieb, damit ich nicht weiter durch dieses scheußliche Wetter laufen musste.
    »Bleib stehen, Chloe, bitte. Was ist denn bloß los mit dir?« Ich klang wütender, als ich es beabsichtigt hatte, aber ich war das ganze Getue einfach immer mehr leid.
    »Mit mir? Mit mir, Nick? Ist das dein Ernst?« Sie kehrte mir den Rücken zu und stürmte die Treppe zur U-Bahn hinunter.
    Jetzt ging das wieder los … Ich eilte ihr hinterher, und meine Beine bewegten sich so schnell, dass mein Oberkörper kaum nachkam. Ich befürchtete schon, ich könnte ausrutschen und mir am unteren Ende der Treppe die Knochen brechen. Doch schließlich gelang es mir, Chloe wieder einzuholen. In dem engen Schalterraum konnte jeder unseren Streit hören. Wirklich herrlich!
    »Was denn, Chloe? Verflixt noch mal, ich weiß überhaupt nicht, was los ist!«, brüllte ich. Eine magere Frau mit streng zu einem Pferdeschwanz gebundenem Haar machte »Ts-ts« und sah mich strafend an. Das alles sah wahrscheinlich noch viel schlimmer aus, als es klang.
    »Du willst wissen, was los ist?«, fauchte sie und näherte sich mir wie ein wütender Tiger, den Finger direkt auf mich gerichtet. Na, wenigstens hatte sie die Richtung geändert. Plötzlich begriff ich, dass es ihr ernst war, und wich zurück.
    Wir zogen eine Menge Aufmerksamkeit auf uns. Mit hektischen Armbewegungen versuchte ich, Chloe zu beruhigen. Obwohl ihr Haar durchnässt war und ihre Zöpfchen an Hals und Wangen klebten, war sie noch immer schön. Ich wollte sie eng an mich ziehen und sie küssen, bis sie nicht mehr so wütend war, doch ich bezweifelte, dass das diesmal funktionieren würde.
    »Ich sage dir, was los ist.« Wieder fletschte sie die Zähne und stieß mir dann mit beiden Händen gegen die Brust. Ich spürte die kalten Fliesen an meinem klatschnassen Rücken.
    Die Leute starrten uns jetzt richtig an. Eine Gruppe von Teenagern fand es sehr amüsant, dabei zuzusehen, wie ich mich duckte, um dem Griff meiner Freundin zu entkommen. Chloe standen die Tränen in den Augen, und mir dämmerte langsam, dass es diesmal wirklich ernst war.
    »Du liebst eine andere, Nick.« Die Zuhörer seufzten laut. Es war, als wären wir bei Jerry Springer in der U-Bahn. »Ich bin es leid, mir anhören zu müssen, was ihr alles Tolles miteinander unternehmt. Ich bin es leid, immer genau zu wissen, wo sie gerade ist. Ich bin es leid, dass du mir erzählst, welche ihre Lieblingsfarbe ist und was ihre Lieblingseissorte. Ich interessiere mich weder für ihren Vater noch dafür, wie krank er ist, und ich möchte schon gar nichts von eurer beschissenen Kunstausstellung hören. Hast du das kapiert?«
    Okay, das war wirklich hässlich. Eine ältere Dame hielt ihrer Enkelin die Ohren zu.
    Chloe war im Augenblick definitiv nicht so attraktiv wie sonst.
    Eine Welle des Zorns überrollte mich, aber ich musste ruhig bleiben. Sie lag völlig falsch. Ich war nicht in Sienna verliebt. Sicher, ich war es mal gewesen, aber jetzt war ich es nicht mehr. Ich packte Chloe bei den Händen und zog sie an mich, obwohl ich stinksauer war. Ich wollte nur diese Zirkusvorstellung beenden, allen sagen, dass sie sich verziehen sollen, und die Angelegenheit unter uns klären – so, wie wir es von Anfang an hätten tun sollen.
    Zuerst wehrte sie sich, und dicke Tränen quollen aus ihren Augen, die nun so dunkel waren, dass sie mir Angst einflößten. Die Farbe, die ich einmal angebetet hatte, wirkte plötzlich so bedrohlich.
    Als sie schließlich nachgab und mir erlaubte, sie an meine Brust zu ziehen, spürte ich, dass sie zitterte. Sie war tatsächlich aufrichtig wütend, und ich hatte keine Ahnung gehabt, was sie empfand.
    »Chloe, um Himmels willen«, flüsterte ich ihr ins Ohr und schob eine Handvoll triefender Locken aus ihrem Gesicht. Dabei starrte ich die versammelten Zuschauer an, als wollte ich brüllen: Verpisst euch! Einige von ihnen verstanden den Wink und huschten

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