Eine andere Art von Ewigkeit: Lilith-Saga: 2 (German Edition)
Mein Blick wanderte von seinen Wangen, auf denen jetzt, inmitten der Nacht, ein nahezu blauschwarzer Bartschatten zu erkennen war, zu seinen hohen Backenknochen und zurück zu seinen Lippen. Und dann schaute ich in seine Augen, die von einer Dunkelheit waren, die nur für mich bestimmt zu sein schien.
„Küss mich“, raunte ich und meine Finger fuhren nahezu grob in sein Haar.
Er gab einen kurzen, harschen Laut von sich. Und dann presste er seinen Mund auf den meinen.
Keuchend öffnete ich die Lippen, hieß seine Zunge willkommen, während ich mich an ihn drängte. Ich spürte seine brennende Ungeduld und die Begierde durchfuhr mich wie ein Blitz.
Unsere Lippen waren miteinander verschmolzen. Sie bewegten sich im gleichen Rhythmus – voll von sengender Hitze, die unser gegenseitiges Verlangen auflodern ließ.
Er hielt kurz inne und trennte sich von mir. Schwer atmend blickten wir uns an, kosteten die Sekunden aus, in denen sich unser Begehren in einer unkontrollierbaren Spirale steigerte.
Und dann hörte ich Johannes aufstöhnen – besitzergreifend und tief, während er mich mit einem wilden Ruck in seine Arme riss, um mit mir in einem einzigartigen Wirbelsturm der Gefühle zu versinken.
13
Die Sonne war zurückgekehrt. Ich lag allein im großen Futtonbett von Johannes. Genüsslich streckte ich mich, mir wurde kalt und ich zog die Decke bis über meine Nasenspitze. Ich lugte dahinter hervor, zuerst in die Weite der Landschaft des Gemäldes von van Gogh, welches an der gegenüberliegenden Wand hing, und dann durch das seitliche Fenster hinaus in den parkähnlichen Garten.
Ich fühlte mich lebendig, ein wunderschöner Tag wartete auf mich.
Johannes war bereits abgefahren, um rechtzeitig zu der Aufsichtsratssitzung nach Frankfurt zu kommen, auf die er so lange gewartet hatte. Eigentlich hatte er früher aufbrechen wollen, aber unser Abschied hatte sich dann doch etwas stürmischer entwickelt, als von uns beiden beabsichtigt.
Mit den Fingerspitzen berührte ich meine Lippen, auf denen noch die Erinnerung an ihn lag.
Beinahe verschämt schloss ich die Augen. So viel Glück konnte ich mir selbst nicht zugestehen.
Ich versuchte, noch einmal einzudösen, aber es gelang mir nicht. Ich war hellwach. Entschlossen schlug ich die Decke zurück, schwang mich aus dem Bett und ging ausgiebig duschen.
In einen seiner Bademäntel gehüllt, erkundete ich anschließend sein Zimmer. Der van Gogh war mir mittlerweile vertraut, sein riesiger Wandschrank bot mir nichts Neues.
Mein Blick fiel auf die beiden antiken Schwerter, die in ihrer kunstvoll verzierten Halterung hinter dem Bett ruhten. Ehrfürchtig strich ich mit meinen Fingerspitzen über die mit schwarzen Schnüren umwickelten Griffe. Wie von selbst schloss sich meine Hand und ich zog eines der Katanas mit einem saugenden Laut aus seiner Holzscheide.
Das Samuraischwert lag wie angegossen in meiner Hand. Es fühlte sich mehr als nur gut an. Die lange, rasiermesserscharf geschliffene Klinge mit der tiefen Blutrinne blitzte und blinkte im Licht. Die Waffe lud mich förmlich ein, sie auszuprobieren.
Ich stellte mich vor einen Spiegel und vollführte ein paar Schläge. Zischend zerschnitt das Schwert die Luft. Zwar kam ich mir etwas albern vor, mit dem übergroßen weißen Bademantel, der fast bis auf den Boden hing, aber das tödliche Katana machte mein kindisches Verhalten mehr als wett.
Ich legte die stumpfe Seite der Klinge auf meine rechte Schulter - meine Hand wollte sich nicht vom Griff lösen – und beschloss, dass es an der Zeit war, das gesamte Haus von Johannes endlich einmal gründlichst unter die Lupe zu nehmen.
Nachdem ich alle Zimmer des ersten Stockwerkes inspiziert hatte, ging ich die Treppe hinunter. Das Schwert behielt ich bei mir.
In unserem Kaminzimmer lagen die Kissen des Ledersofas von unseren nächtlichen Eskapaden im gesamten Raum verstreut. Hier würde ich später aufräumen müssen.
Ich wanderte weiter durch den Empfangssaal. In einem Nebenraum entdeckte ich die Überwachungsanlage des Anwesens. Mehrere Monitore zeigten verschiedene Ansichten der Außenanlagen und des Eingangsbereiches.
Ich war schon fast wieder auf dem Gang, als es klingelte. Stockend drehte ich mich um und überprüfte sämtliche Bildschirme. Vor dem großen Schiebetor wartete ein Porsche mit dunklen Scheiben. Jetzt ertönte eine Hupe.
Ich beugte mich über die Schalttafel, um nach dem Knopf für die Sprechanlage zu suchen.
Der Wagen hupte erneut.
Ich
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