Eine andere Art von Ewigkeit: Lilith-Saga: 2 (German Edition)
fragen, worüber ihr beide euch gestritten habt?“
Vor unserem Haus sprang der Motor von Asmodeos Wagen an. Ich wartete, bis sich das Geräusch in der Ferne verloren hatte. „Nein, du darfst nicht fragen“, erwiderte ich jetzt.
Ich hatte meinen Kopf von Gerti abgewandt und sah in Richtung unserer Eingangstür, ohne irgendetwas zu erkennen.
„Was immer es war, worüber ihr euch gezankt habt - ich bin sicher, dass ihr es mit ein bisschen gutem Willen aus der Welt schaffen und euch vertragen könnt.“
Ich drehte mein Gesicht zu ihr und betrachtete sie, als würde ich sie zum ersten Mal in meinem Leben sehen.
„Wer bist du eigentlich?“, fragte ich sie.
Sie lächelte und zupfte nervös an den Ärmeln ihres Sweatshirts. „Aber Lilith, was soll die Frage? Du weißt doch, wer ich bin.“
„Weiß ich das? Du hast mir gesagt, du bist meine Oma. Aber immer bist du auf der Seite von Asmodeo. Immer hältst du zu ihm.“
„Das kommt dir nur so vor, Lilith. Ich mag euch eben beide, ist das so schlimm? Ich kenne Asmo, seit er ein Baby war.“
Ich stellte mein Glas auf den Küchentresen und fixierte sie unbewegt. „Und seit wann kennst du mich?“, fragte ich, um gleich darauf anzufügen: „Du weißt, dass Asmodeo kein Mensch ist.“
Das Lächeln fror auf ihrem Gesicht ein. Knapp über ihrem linken Mundwinkel begann ein Muskel unkontrolliert zu zucken. Ihre Augen weiteten sich und sie ließ ihre Arme kraftlos sinken, die sie mir entgegengestreckt hatte. Sie versuchte, etwas zu antworten, doch sie schaffte es nicht. Stattdessen schritt sie an mir vorbei, als wäre ich eine Fremde. Sie öffnete die Eingangstür und trat hinaus.
Ich blickte ihr nicht nach. Ich hörte nur noch, wie die Tür ins Schloss fiel. Dann war ich mit Mozart alleine.
Ich packte die Mineralwasserflasche, verließ das Wohnzimmer und suchte mir draußen im Garten einen Stuhl. Ich stellte ihn vor den Wintergarten und setzte mich. Vor mir waren die Brennnesseln in denen gewöhnlich meine Freunde, die Schmetterlinge wohnten. Die Pflanzen waren allerdings verblüht, ihre Stängel holzig und gelb. Die Schmetterlinge waren ebenso verschwunden, wie die Hitze des Sommers.
Ich schraubte den Verschluss meiner Flasche auf und ließ das kühle Wasser durch meine Kehle rinnen. Ein einzelner weißer Falter erschien, flatterte unstet über das abgestorbene Unkraut, als suchte er sein Zuhause. Er erhob sich hoch in die Luft und verschwand aus meinem Blickfeld.
16
Mein Handy klingelte. Widerwillig kramte ich es aus meiner Tasche. Die Nummer auf dem Display war mir unbekannt. Trotzdem meldete ich mich.
„Wie geht’s dir?“, hörte ich Johannes fragen.
Ich wollte lachen und weinen zugleich, weil es wenigstens einen Menschen auf der Welt gab, auf den ich mich verlassen konnte.
„Ich vermisse dich, Lilith“, fügte er hinzu.
Diesmal konnte ich mich nicht mehr beherrschen, die Tränen rannen mir übers Gesicht. „Ich vermisse dich auch“, flüsterte ich.
„Was ist los? - du klingst so seltsam.“ Johannes schien bester Laune zu sein. Dennoch war ihm nicht entgangen, dass ich bedrückt wirkte.
„Nichts ist mit mir, wirklich nichts. Ich bin nur glücklich, deine Stimme zu hören.“
„Also Lilith, wenn ich ehrlich bin, habe ich mir das fast schon gedacht.“ Johannes machte eine Pause und lachte. „Wie wär’s, wenn wir zusammen mittagessen gehen würden?“
„Bist du nicht in Frankfurt?“
„Das macht doch nichts! Wenn du willst, schicke ich dir einen Hubschrauber, der dich abholt. Na, was meinst du?“
„Du spinnst doch! Veräppeln kann ich mich selber.“
„Nein, nein, ich meine das wirklich ernst!“
Ich blickte auf Mozart herunter, der sich zu meinen Füßen ausgestreckt hatte. „Ich würde so wahnsinnig gerne kommen, aber was mache ich mit dem Hund?“
„Mit Mozart? Gib ihn doch bei Asmodeo ab.“
„Das geht nicht“, sagte ich und es gelang mir, meiner Stimme einen unverfänglichen Klang zu geben.
„Na dann lass ihn einfach bei dir im Garten. Ich verspreche dir, wir fliegen gemeinsam am Abend zurück. Bis dahin kann er sicher alleine bleiben.“
„Meinst du wirklich?“ Nur zu gerne wollte ich bei ihm sein.
„Jetzt mach kein Drama draus. Kommst du jetzt, oder bist du doch das kleine feige Mädchen und hast Angst vor dem Fliegen?“, spottete er.
„Ich habe vor allerhand Sachen Angst, aber Fliegen gehört nicht dazu“, scherzte ich überzeugend mit, auch wenn mir danach nicht zumute war.
„Wusste ich’s
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