Eine andere Art von Ewigkeit: Lilith-Saga: 2 (German Edition)
grinste. „Mach dir keine Gedanken, Lilith. Das Meiste kann ich genauso gut von zuhause aus erledigen.“
Doch das war es nicht, was mich umtrieb. Clement hatte bislang auf mich einen eher abweisenden Eindruck gemacht. Ich hatte angenommen, dass er sich nicht in die Karten schauen lassen wollte. Diesen plötzlichen Sinneswandel konnte ich nicht recht glauben. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass er tatsächlich bereit war, Johannes aktiv zu beteiligen und etwas von seiner Macht abzugeben.
„Mein Vater ist völlig aus dem Häuschen, uns beide an der Spitze des Konzerns zu sehen“, redete Johannes unterdessen weiter. Er war bester Laune.
Mein Weinglas war leer. Johannes schenkte mir nach.
Rein zufällig traf mein Blick auf Julian, der sich kurz von Vanessa abgewandt hatte. Seine Miene erschien mir zweifelnd.
„Und das Geld?“, fragte ich. „Was ist mit den fehlenden Millionen?“
„Die sind nicht verschwunden. Im Gegenteil – die sind bestens investiert. Die Remanentenforschung macht riesige Fortschritte. Es ist ein wirklich außerordentlich erfolgversprechendes Projekt.“
Diesmal täuschte ich mich nicht. Julian fühlte sich bei Johannes Worten sichtlich unwohl in seiner Haut.
„Bist du dir sicher, dass das ein gutes Geschäft wird? Ich meine, Julian hat uns doch von den Problemen erzählt“, hakte ich nach.
„Ach was“, wiegelte Johannes ab. „Die Forscher haben die Anlaufschwierigkeiten inzwischen voll im Griff. Unser Durchbruch steht kurz bevor.“
„Und was bedeutet das?“, wollte ich wissen. Ich sah dabei Julian an, doch der schwieg und blickte auf seinen Teller.
„Clement ist es gelungen, Le Maas-Heller zum Aussteigen zu bewegen. Wir finanzieren das Remanentenprojekt jetzt komplett mit unserem Familienvermögen. Da hat der Aufsichtsrat nicht mitzureden. Und der zu erwartende Gewinn wird gigantisch. Er wird allein uns zufallen.“
Mein schlechtes Gefühl steigerte sich. „Was geschieht, wenn trotzdem etwas schiefgeht?“
Johannes führte sein Glas Wein eine Spur zu schnell an den Mund, trank für meine Begriffe ein wenig zu heftig. „Clement ist kein Risiko eingegangen. Wir sind bestens versichert. Selbst wenn die komplette Forschungsanlage in die Luft fliegt – was sie niemals tun wird – verlieren wir nicht einmal einen Cent, sondern verdienen sogar dazu. Das stimmt doch, Julian, oder?“
Julian nickte. „Wir haben uns gegen jeden erdenklichen Schadensfall abgesichert.“
Die Kellner räumten nahezu unsichtbar die Platten mit den Vorspeisen weg. Vor jedem von uns wurde ein kunstvoll angerichteter Speiseteller gestellt. Ich erkannte Bandnudeln und eine einfache Sahnesoße. Dennoch schien an dem Gericht etwas Besonderes zu sein, denn es verströmte einen einzigartigen Duft - leicht erdig.
Vanessa steckte fast mit ihrer Nase in den Nudeln und fächerte sich das Aroma genießerisch zu. „Hm, weiße Trüffel!“, meinte sie mit Kennerblick. „Das muss ein Vermögen gekostet haben.“
„Und wenn schon“, konterte Johannes unbeeindruckt.
Stille senkte sich über unsere Runde, während wir aßen.
„Übrigens, Lilith und Vanessa“, sagte Johannes zwischen zwei Bissen. „Wie steht es eigentlich mit heute Nachmittag. Habt ihr schon etwas vor?“
Vanessa und ich tauschten einen ahnungslosen Blick aus.
„Clement gibt nachher einen kleinen Empfang. Nichts Superoffizielles. Eher eine lockere Cocktailparty für unsere Geschäftsfreunde. Ihr seid herzlich eingeladen.“
„Na du machst mir vielleicht Spaß“, schnaubte Vanessa. „Das hättest du uns auch eher sagen können. Du glaubst doch nicht, dass ich auf einen Empfang in dieser Freizeitkluft gehe, oder?“ Sie sah an sich herunter und musterte ihre nagelneuen Klamotten mit mehr als nur gespieltem Entsetzen.
„Du siehst wie immer einfach bezaubernd aus“, mischte sich Julian in das Gespräch. Sein Gesicht strahlte. Diesmal war Johannes an der Reihe, auf seinen Teller zu blicken - wenn auch aus anderen Gründen. Ich bemerkte, wie ein leichtes Lächeln um seinen Mund spielte. Wortlos langte er in sein Jackett und schob uns eine goldfarbene Kreditkarte über den Tisch.
„ Oh “, meinte Vanessa und schnappte sich blitzschnell das kleine Stückchen Plastik. „Die kenne ich schon. Das ändert alles . Wir kommen gerne .“ Ihre Augen blitzten vor lauter Unternehmungslust. Shopping war ihre Leidenschaft.
Erneut ertappte ich Johannes dabei, wie er mich nachdenklich beobachtete. Er fühlte, dass mit mir etwas nicht
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