Eine andere Art von Ewigkeit: Lilith-Saga: 2 (German Edition)
klebte Blut.
Viktor war endgültig ausgelöscht, dafür hatte das Amulett gesorgt, das ihm vermutlich von Asmodeo um den Hals gelegt worden war. Viktor hatte nicht entkommen können.
Der Rabe konnte eine gute Arbeit erkennen, wenn er sie sah. Und hier war ein wahrer Meister tätig geworden. Es war nur schade, dass Viktor nichts, aber auch absolut nichts von Samaels Plänen gewusst hatte, die er hätte verraten können.
Viktors Tod hatte seinem Angreifer lediglich eine Art von Genugtuung verschafft, vielleicht sogar Vergnügen bereitet – einen weiteren Nutzen hatte es nicht gegeben. Jedenfalls nicht für den Gegner. Der war mit leeren Händen gegangen. Ganz im Gegensatz zu ihm, dem Raben. Viktor zu opfern, war alles andere als sinnlos gewesen.
Der Rabe beugte sich zu Viktors leblosen Körper hinab, verharrte kurz über dessen stummen Gesicht, um ihm dann mit zwei exakten pfeilschnellen Bewegungen seines scharfen Schnabels die Augen auszuhacken und die köstliche Masse gierig zu verschlingen.
Dann erhob er sich in den weißen Dunst, folgte der unmerklichen Spur, die Lilith und Asmodeo hinterlassen hatten, als sie den Nebel verließen. Unbeirrbar heftete er sich an ihre Energie, die ihn dorthin führen würde, wo sich Lilith, Asmodeo und Johannes aufhielten.
Es war nur eine Frage der Zeit, bis er sie finden würde.
11
Wir saßen beim Frühstück, als der Bote die länglichen Pakete brachte. Johannes hatte kaum mit uns gesprochen, er war wortkarg und hatte sich in seine eigene Welt zurückgezogen. Und meine Verzweiflung wuchs - meine Verzweiflung und meine Angst, ihn zu verlieren.
Der weiße Lieferwagen hielt in unserer Auffahrt, ein älterer Mann stieg aus. Asmodeo und ich gingen ihm entgegen, um ihm die Sendung abzunehmen. Wir hatten Mozart im Wohnzimmer eingesperrt, Laurent hatte nichts gegen fremde Besucher. Johannes tat weiterhin unbeteiligt, ich konnte aber deutlich erkennen, dass er wissen wollte, was uns geschickt worden war.
Nachdem Asmodeo den Empfang quittiert und ein großzügiges Trinkgeld gegeben hatte, warteten wir, bis wir alleine waren. Wir räumten das Geschirr auf dem Frühstückstisch beiseite und Asmodeo legte die Schachteln darauf. Er öffnete eine davon und nahm das innenliegende Verpackungsmaterial heraus, bis ein dunkelblaues Futteral zum Vorschein kam. Dessen Reißverschluss zog er auf, um anschließend den Stoff auseinanderzuschieben. Ein doppelläufiges Gewehr mit blauschimmerndem Stahl, warmem Wurzelholz und silbrig glänzenden Abzügen lag vor uns auf dem Tisch.
„Was ist denn das?“, erkundigte sich Johannes erstaunt. „Wollt ihr einen Krieg anfangen?“
Das erste Mal seit seinem gestrigen Sturz zeigte Johannes echtes Interesse und nahm vom Leben um sich herum Notiz. Meine Erleichterung war unbeschreiblich, als er mich anlächelte. Erst jetzt merkte ich, wie angespannt ich den Morgen über gewesen war.
Auch Asmodeo schien die Frage von Johannes erleichtert aufzunehmen. Er packte das Gewehr, hielt es, ohne das Metall zu berühren, an den Holzteilen fest, um es Johannes zu reichen. Der nahm es auf die gleiche Weise in Empfang und inspiziere sorgfältig die Visierung, fuhr mit seinen Fingern über das feine, glänzende Holz und wog die Waffe in seinen Händen. „Ein Trapgewehr“, sagte er schließlich. „Ganz offensichtlich eine Spezialanfertigung.“
„Du kennst dich mit dem Trapschießen aus?“ Asmodeo war überrascht.
„Mein Bruder Clement ist ein Waffennarr. Er betreibt verschiedene Schießsportarten und manchmal, wenn ich bei ihm zu Besuch war, hat er mich zum Trapschießen mitgenommen.“
„Und, gefällt dir das?“
„Das ist schon ganz ok. Nur war mein Bruder immer tagelang beleidigt, wenn es mir gelang, mehr Punkte zu machen, als er – was ohnehin eine große Ausnahme war, denn er ist tausendmal besser als ich. Das machte die Sache doch etwas …verkrampft und anstrengend.“ Johannes hing seinen Erinnerungen nach. „Ich mag Tontaubenschießen. Ich habe nur jahrelang nicht mehr geschossen.“
Asmodeo wies auf die anderen, noch verschlossenen Kartons und seine Augen blitzten. „Was hältst du davon, wenn wir die Gewehre ausprobieren?“
„Na, ich weiß nicht, ist das denn legal, hier in Frankreich? Wenn wir mit solchen Schusswaffen durch die Gegend rennen….“ Johannes Miene war skeptisch, doch seine Augen sandten eine andere Botschaft aus. Sie waren voller verhaltenem Tatendrang, als wartete er nur darauf, Asmodeos Vorschlag in die Tat
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