Eine andere Art von Ewigkeit: Lilith-Saga: 2 (German Edition)
liegt nur an der teuren Flinte“, grummelte Johannes.
„Wie ihr wisst, der Sieger hat einen Wunsch frei!“, erinnerte ich beide.
„Abgemacht ist abgemacht“, stimmte Asmodeo zu. „Jeder bekommt zwanzig. Und wenn ich dann gewonnen habe, kann ich mir von euch etwas wünschen.“
„Aber es gibt keinen Frauenbonus, oder sonstige Vergünstigungen, Asmodeo“, warnte Johannes mit Nachdruck und wieder war da diese traurige Grundstimmung in ihm.
„Wo denkst du hin?“, sagte Asmodeo. „Auf diesem Boot herrscht absolute Gleichberechtigung.“
„Dann zieht euch warm an, Jungs. Ich hätte euch gerne einen Vorsprung eingeräumt, damit ihr zumindest den Hauch einer Chance habt. Aber wenn ihr unbedingt meint…“, grinste ich.
Unser Wettkampf dauerte an die drei Stunden, unterbrochen von einem ausgiebigen Mittagessen, zu dem sich auch unser Kapitän hinzugesellte. Auch wenn es uns nach dem üppigen Mal schwerfiel, schenkten wir uns bei unserem Wettstreit gegenseitig nichts, kämpften hart und merkten nicht, wie die Zeit verflog. Zum Schluss hatte Johannes eindeutig gewonnen. Ich belegte den ehrenvollen dritten Platz.
„Herzlichen Glückwunsch“, sagte Asmodeo und schüttelte Johannes die Hand. „Du hast den Sieg redlich verdient und hast damit eindrucksvoll bewiesen, dass Trapschießen doch nichts für Frauen ist.“
„Du hast nur einen Punkt mehr als ich. Du sei ganz still“, erklärte ich Asmodeo und küsste Johannes auf die Wange.
„Was wünscht du dir von uns?“, fragte ich ihn.
„Das werde ich euch später sagen“, sagte Johannes. Dabei klang er weder ausgelassen noch fröhlich, sondern sehr ernst. Als er meinen Blick sah, wichen mir seine Augen aus.
Asmodeo hüstelte. „Wie wär’s mit einer kurzen zweiten Runde, nur so zum Spaß, aber diesmal unter schwierigeren Bedingungen?“
Wir blickten ihn fragend an. Asmodeo langte hinter seinen Rücken und zog seinen altertümlichen Revolver hervor. Wir kannten die Waffe. Er hatte sie benutzt, um uns beide aus den Händen von Professor Brunner zu befreien.
Johannes blickte schweigend darauf.
„Willst du sie mal sehen?“, fragte Asmodeo.
Johannes nickte.
Asmodeo ließ den Revolver ein-, zweimal um seinen Finger kreisen, dann hielt er die Waffe plötzlich mit dem Griff nach vorne Johannes entgegen.
Johannes nahm die Waffe und wog sie in der Hand. Dann reichte er sie an mich weiter. Die Waffe war mir seltsam vertraut.
„Damit ist es wirklich schwierig“, wiederholte Asmodeo.
Ich gab ihm seinen Revolver zurück und drückte auf das Katapult. Die Tontaube surrte durch die Luft, Asmodeo hob seine Waffe, schien gar nicht zu zielen und drückte ab.
Die Tontaube zerbarst.
Johannes pfiff anerkennend durch die Zähne. Er nahm den Revolver aus Asmodeos Hand und seine Augen zogen sich zu engen Schlitzen zusammen. Wieder flog eine Tontaube, Johannes schoss, verfehlte, spannte die Waffe erneut und traf das Ziel mit dem zweiten Schuss.
„Das nenne ich Schießen“, sagte Asmodeo.
Beide blickten abwartend zu mir. Ich nahm den Revolver, sein Lauf war heiß.
„Du brauchst nicht zu zielen“, meinte Asmodeo. „Du musst fühlen, wohin du schießt.“
Die Tontaube flog wie ein Pfeil durch die Luft. Ich hielt die Zeit an und schoss. Ich verfehlte. Mit meiner Linken spannte ich den Revolver neu und schoss nochmals daneben. Mein dritter Schuss krachte und die Tontaube zerplatzte kurz vor dem Aufprall aufs Wasser in tausend Fetzen.
Die beiden Jungs sagten nichts. Asmodeo nahm mir die Waffe aus der Hand, öffnete die Ladeluke und ließ die abgeschossenen Hülsen auf den Deckboden fallen.
„Das ist wirklich eine Mordskanone “, stellte Johannes fest.
„Die hält keiner auf“, bestätigte Asmodeo. „Wenn der Hahn einmal fällt, bist du so gut wie tot.“
Unsere gute Stimmung war dahin. Eine kalte Atmosphäre breitete sich zwischen uns aus.
Wie hatten wir nur annehmen können, dass wir uns mit dem Gebrauch von Schusswaffen auf andere Gedanken bringen würden? Diese Dinger waren für das Töten gemacht. Und das hatten wir nicht vergessen - keine einzige Sekunde lang.
Kapitel 4 - Gefunden
1
Auf der Rückfahrt unterhielt uns Johannes, indem er alle möglichen Anekdoten zum Besten gab. Er konnte, wenn er wollte, sehr charmant und unterhaltsam sein. Und diesmal strengte er sich sehr an. Wir lachten viel und laut - manchmal zu laut.
Als wir in unsere Privatstraße einbogen, war ich überzeugt davon, dass uns Johannes etwas vorgespielt
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