Eine andere Art von Ewigkeit: Lilith-Saga: 2 (German Edition)
verzweifelter Hilferuf des fremden Dämons, den du gehört hast.“
Aus irgendeinem Grund überzeugte mich Asmodeos Erklärung nicht wirklich. Ich hatte die starke Ahnung, dass er mir bewusst etwas verschwieg, dass er mir absichtlich etwas vorenthielt.
Ich versuchte es noch einmal. „Wolltest du nicht herausfinden, ob der Dämon einen Auftrag hatte?“
„Ich gehe davon aus, dass er beauftragt worden ist. Und ich habe mich auch bemüht, es herauszufinden.“ Wieder suchte Asmodeo nach den richtigen Worten, was meinen Argwohn noch verstärkte. „Aber – wie soll ich das ausdrücken? – aber er kam nicht mehr dazu, es mir zu sagen und ist seitdem nicht mehr am Leben.“
„Aha“, stellte ich fest. „Bitte erspare mir die Details.“
Asmodeo hielt inne und fixierte mich mit seinem Blick. Das Blau seiner Augen wurde eine Nuance intensiver. „Seit wann bist du so zimperlich? Im Traum hatte ich für einen Augenblick den Eindruck, als würdest du überlegen, zu bleiben. Es kam mir vor, als hättest du ihn gerne mit mir zusammen … befragt .“
Normalerweise wäre ich jetzt rot geworden. Doch stattdessen antwortete ich wahrheitsgemäß: „Dein Eindruck hat dich nicht getäuscht. In letzter Zeit habe ich tatsächlich manchmal etwas seltsame Anwandlungen .“
Asmodeo blieb stehen, steckte seine Hände in die Hosentaschen und dachte nach. „Du kannst die Schwingungen von Orten auffangen, an denen Böses passiert ist. - Das können übrigens alle Dämonen. Der Tag, als wir angeln waren. Da hattest du eine solche Vision, stimmt‘s?“
Ich konnte ihn nicht ansehen und betrachtete stattdessen intensiv meine Sandalen.
„Du brauchst mir nicht auszuweichen“, meinte Asmodeo sanft. „Du warst am Strand und du warst alleine schwimmen. Und dann hast du in der kleinen Bucht bei den Villen, die du so bewundert hast, bestimmte Vorkommnisse gesehen. Nicht wahr?“
Ich biss mir auf die Unterlippe.
„Grausame Vorkommnisse. Dinge, die früher dort passiert sind. Du hast die Druidenfrauen bei der Arbeit beobachtet.“
Ich nickte.
Asmodeo schwieg eine Weile und dann sagte er: „Dir hat gefallen, was du gesehen hast.“
Ich wollte ihm nicht länger die Wahrheit verschweigen. Er kannte sie ohnehin und schien mich zu verstehen. „Zuerst war ich vollkommen entsetzt über das, was dort geschehen ist. Aber dann, plötzlich, fühlte ich mich unwiderstehlich angezogen. Ich…, ich wollte mitmachen.“
„Und das schockt dich?“
Fast wütend blickte ich zu ihm auf. „Selbstverständlich schockt mich das. Was denkst du denn?“
„Das Böse ist für jedermann ungemein attraktiv, Lilith.“
Mein Zorn ging in tiefe Verzweiflung über, als ich meine Ängste laut aussprach. „Aber was ist, wenn ich nicht widerstehen kann? Wenn ich anfange, Böses zu tun?“
Asmodeo blieb ruhig und distanziert. „Das ist allein deine Entscheidung. Das liegt allein in deiner Macht.“
Wieder brauste ich auf. „Weiter rätst du mir nichts? Das ist allein deine Entscheidung - ist alles, was du dazu zu sagen hast? Das ist ja super! Es wäre dir egal, wenn ich diese grausamen Verbrechen begehen würde? Wenn ich es genießen würde, anderen Wesen Schmerzen zuzufügen?“
„Nun, ich bin ein Dämon, ich habe nicht deine Moralvorstellungen und deine Hemmschwellen. Aber eines kann ich dir sagen. Das Böse glänzt verführerisch. Es schillert in allen nur erdenklichen Farben. Es fasziniert und lockt. Aber…“, Asmodeo stockte und brach ab.
„Aber was?“, hakte ich nach.
Seine Augen wurden ausdruckslos. „Aber mit der Zeit hinterlässt das Böse in dir eine gähnende Leere. Eine gnadenlose Einsamkeit. Das ist der Preis, den du zahlst. Der Preis für das Böse.“
„Du sprichst jetzt von dir, oder? Das sind deine Gefühle“, flüsterte ich unter Tränen.
Asmodeos Gesicht war noch immer ausdruckslos, als er mir antwortete: „Das waren meine Gefühle, Lilith. …Bis ich dich getroffen habe.“
Ich zog seine Hände aus den Taschen, verschränkte sie mit meinen und stellte mich auf meine Zehenspitzen, um ihn zu küssen.
„Na bitte“, flüsterte ich, „warum sagst du das nicht gleich.“
Asmodeo schwieg, doch ein kleines verstohlenes Lächeln kam in seine Augen und spielte um seinen Mund.
„Weißt du was?“, fragte ich ihn.
„Was?“
„Ich habe jetzt Hunger. Du auch?“
Er lachte. „Ja, ich auch. Eine super Idee.“
4
Kein Mensch braucht einen Whirlpool. Die Dinger sind eigentlich so überflüssig, wie ein Kropf.
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