Eine andere Art von Ewigkeit: Lilith-Saga: 2 (German Edition)
Augen waren drohend schwarz.
„Nein, nein. Ganz und gar nicht, Herr Hohenberg. Wo denken Sie hin.“ Cunningham schüttelte entschieden den Kopf. „Aber ich bin ja auch nicht wahnsinnig. Brunners Aufzeichnungen lassen übrigens seinen beginnenden Verfolgungswahn und seine spätere Paranoia deutlich erkennen.“
Wir schwiegen und mir kam es vor, als hätte die Luft um uns herum spürbar abgekühlt.
„Brunner hatte eindeutig Wahnvorstellungen. Er faselte von Dämonen und Teufeln. Und dass es seine Aufgabe sei, sie zu vernichten.“ Diesmal strich sich Cunningham wirklich über die Stirn und lächelte gequält. „Zu unserem allergrößten Bedauern haben wir von seiner geistigen Verfassung nichts mitbekommen. Wie gesagt, wir hätten umgehend reagiert. Ein Weltkonzern wie der unsrige kann es sich nicht leisten, dass seine Reputation unter solch verrückten Einzelgängern Schaden nimmt.“
Stille breitete sich zwischen uns aus, bis Asmodeos Finger ihr Trommeln auf der Tischplatte fortsetzten.
„Wir bedauern es zutiefst, was Herr Brunner in seiner geistigen Verwirrung gegen Sie unternommen hat, Frau Stolzen. Wir sind uns wohl bewusst, dass das, was geschehen ist, nicht wiedergutzumachen ist. Aber wir wollen alles Menschenmögliche tun, um die Folgen des Brandes zumindest finanziell abzufangen.“
„Ich verstehe nicht“, sagte ich langsam.
„Wir haben uns erlaubt, Frau Stolzen, Ihrer Großmutter einen großzügigen Betrag zu überweisen, damit das Haus aufgebaut werden kann.“
„Ach, das Geld kommt von Ihnen“, stellte ich mit tonloser Stimme fest.
Cunningham lächelte gönnerhaft. „Ah, sie wissen es bereits! - Selbstverständlich, Frau Stolzen. Wir haben die finanzielle Transaktion umgehend getätigt, nachdem uns klar geworden war, was Professor Brunner in seiner Verblendung angerichtet hatte. Und um Ihre Großmama nicht aufzuregen – sie ist doch schon etwas älter, nicht wahr? -, haben wir den Anschein erweckt, als handle es sich um eine Versicherungspolice ihres verstorbenen Großvaters. Ich hoffe, das war in Ihrem Sinne, Frau Stolzen.“
Wut schäumte in mir hoch, die ich kaum beherrschen konnte. „…und in Ihrem ureigensten Sinne, nicht wahr? Wenn die Firma Le Maas-Heller im Zusammenhang mit dem Hausbrand nicht genannt wird, ist das insbesondere für Sie von Vorteil, oder?“
Cunningham zuckte zurück, als hätte ich ihn geohrfeigt. „Ich muss erneut betonen, dass wir keinerlei Verantwortung für die Taten von Professor Brunner übernehmen. Allerdings“, fügte er beschwichtigend hinzu, „empfinden wir eine tiefe moralische Verpflichtung uns darum zu kümmern, dass zumindest die finanzielle Seite geregelt wird.“
Neben mir saß Johannes. Ich dachte daran, was Professor Brunner ihm angetan hatte. Ich dachte daran, wie man es regeln könnte, wenn jemand querschnittsgelähmt war. Was würde die Firma Le Maas-Heller dafür anbieten? Noch mehr Geld? Noch mehr nette Worte? Noch mehr gespieltes Entsetzen, Mitgefühl und Verständnis? Um danach zur Tagesordnung überzugehen, als sei nichts geschehen?
Ich war kurz davor, Cunningham danach zu fragen, als ich den Blick von Asmodeo auf mir spürte. Ich konnte in seinen Augen lesen, dass er dachte, wie ich. Und dass es besser für uns alle wäre, wenn ich dieses eine Mal meinen Mund halten würde. Wieder spürte ich die Hand von Johannes in meinem Rücken. Widerwillig schwieg ich und hatte das Gefühl, als müsste ich an meinen unausgesprochenen Worten ersticken.
„Sie lassen doch aber nicht unseren Aufenthaltsort durch ihr Sicherheitspersonal herausfinden und kommen den weiten Weg von Frankfurt hierher nach Frankreich, nur um uns mitzuteilen, dass Sie die Schadensregulierung für den Brand von Frau Stolzens Haus übernehmen“, sagte Asmodeo.
„Nein. Ganz ausdrücklich möchte ich mich an dieser Stelle auch nochmals für das absolut inakzeptable Verhalten meiner Sicherheitsleute entschuldigen. Herr Hetmann hat große Fähigkeiten im Bereich des Objektschutzes, aber er verfügt nur begrenzt über Menschenkenntnis und Taktgefühl. Ich hoffe, Sie können uns das nachsehen. …Aber um auf Ihre Frage zurückzukommen: Wir möchten auch die Missverständnisse, die zwischen unseren beiden Konzernen, Graf die Borgese, bestehen, ein für allemal aus der Welt schaffen.“
„Miss-ver-ständ-nisse?“, wiederholte Asmodeo langsam.
Cunningham nickte ernsthaft und eifrig, als hätte er den warnenden Unterton in Asmodeos Stimme nicht gehört. „Ja.
Weitere Kostenlose Bücher