Eine andere Art von Ewigkeit: Lilith-Saga: 2 (German Edition)
Worte gesehen und die Geste von Johannes ebenfalls. Er hüstelte. „Wir möchten Ihnen mit allem Nachdruck versichern, dass wir mit den Machenschaften von Professor Brunner und seiner Studentenverbindung Fraternitas Cornicis in keinster Weise in Verbindung stehen.“
Asmodeo blickte Cunningham durchdringend an. Sein Gesicht war ohne jedes Gefühl. Ich atmete ruhig aus und Johannes nahm seine Hand von meinem Rücken.
„Wie gesagt, wir haben Herrn Professor Brunner finanziert, weil er als der Fachmann schlechthin auf diesem Sektor galt und wir in diesem Bereich geschäftliche Interessen hatten. Er war zweifelsohne ein Genie, aber, wie wir im Nachhinein mit Entsetzen feststellen mussten, bediente er sich vor allem Ihnen gegenüber, Frau Stolzen und auch Ihnen gegenüber, Graf di Borgese, gewisser… - sagen wir einmal - … Methoden , die wir vollkommen ablehnen.“
„Was verstehen Sie unter ablehnen?“, fragte Asmodeo kalt.
„Hätten wir davon gewusst, wie Herr Brunner versucht hat, Sie als seinen wichtigsten Konkurrenten auf diesem Forschungsgebiet auszuschalten, hätten wir ihm unverzüglich jede finanzielle Unterstützung entzogen und ihn selbstverständlich umgehend angezeigt.“
„Das ist ja interessant. Die Feindseligkeiten von Professor Brunner gegenüber Frau Stolzen und mir beruhten darauf, dass er in mir einen Konkurrenten sah?“ Asmodeo sprach ruhig und bedächtig, doch ich spürte genau, wie zornig er in Wirklichkeit war.
„Das steht zweifelsfrei fest. Wie Sie vielleicht wissen, ist die gesamte Forschungsanlage zusammen mit dem Professor und einigen seiner Mitarbeiter vor kurzem leider explodiert. Er wollte wohl zu viel auf einmal erreichen und hatte zu wenig Sicherheitsvorkehrungen bei seinen Versuchen eingebaut.“
Asmodeos Augen blieben ausdruckslos. „Ich habe davon gehört.“
Cunningham wollte sich nervös über die Stirn streichen, beherrschte sich aber und wischte stattdessen einen nicht vorhandenen Fussel von seinem Ärmel. „Unser Konzern hat durch Professor Brunners eigenmächtiges und unverantwortliches Handeln einen herben Verlust verzeichnen müssen.“
Cunningham schwieg und blickte uns nacheinander an. Er versuchte, ehrlich zu wirken und Mitgefühl auszustrahlen. „Wir haben erst vor kurzem Einblick in seine digitalen Aufzeichnungen nehmen können und waren regelrecht entsetzt, was wir dort vorgefunden haben.“
Ich lehnte mich auf meinem Stuhl zurück und sah hinüber zu Mozart. Er bewegte sich und versuchte, seinen Kopf zu heben.
„Darf ich fragen, was genau Sie dort vorgefunden haben?“, sagte Asmodeo.
„Nun, Professor Brunner beschreibt sehr detailliert, dass er – und ich muss mich wirklich entschuldigen - dass er Ihnen als seinen vermeintlich stärksten Konkurrenten nachspioniert hat, in der Hoffnung, Anhaltspunkte zu finden, mit denen er Sie erpressen oder unter Druck setzten konnte. Er wollte alles tun, damit Sie mit Ihrem Institut scheitern. Deswegen hat er Sie überwachen lassen. Deswegen hat er Frau Stolzen beschatten lassen, die er als Ihre Lebensgefährtin einstufte. Aber damit ist noch nicht genug.“
Cunningham beugte sich zu mir vor, streckte seine Hand in meine Richtung aus, um mich am Arm zu fassen. Als er jedoch die deutliche Warnung in meinen Augen las, hielt er inne und zog die Hand zurück.
„Frau Stolzen, Sie werden es gar nicht wissen und es fällt mir jetzt auch nicht leicht, Sie darüber zu informieren, denn schließlich war es für Sie und vor allem für Ihre Großmutter ein einschneidendes Erlebnis….“ Erneut unterbrach Cunningham. Er schien nach Worten zu suchen. „Wie wir erfahren mussten, hat sich Professor Brunner schließlich in einem Anfall von unkontrollierbarem Wahnsinn dazu entschlossen, Ihr Haus anzuzünden, um Sie, Frau Stolzen, umzubringen. Ich weiß, es ist schrecklich, einfach schrecklich!“
„Und wozu sollte das gut sein? Wozu hat Professor Brunner versucht, mich umzubringen?“, fragte ich, während ich die verlogene Show, die Cunningham hier inszenierte, wie von einer anderen Ebene aus beobachtete.
Meine Reaktion überraschte Cunningham. Er hatte wohl erwartet, dass ich in Tränen ausbrechen würde. Doch er kaschierte sein Erstaunen sofort und fuhr mit der gleichen Leidensmiene fort: „Herr Brunner war überzeugt, dass Ihr Tod, sehr geehrte Frau Stolzen, dazu führen würde, dass sich Graf di Borgese aus Deutschland zurückzieht.“
„Und das halten Sie für logisch?“, erkundigte sich Johannes. Seine
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