Eine andere Art von Ewigkeit: Lilith-Saga: 2 (German Edition)
schon beeindruckend!“, lachte ich. „Ich habe nie etwas Schöneres gesehen, als deine Reflektion im Fensterglas unserer Terrassentür mit deiner Riesenflinte in der Hand. Das hat mir den Tag gerettet.“
Johannes schmunzelte erst, dann musste er ausgiebig mit uns mitlachen. Er hielt es für angebracht, unseren gemeinsamen Erfolg mit einer Flasche Champagner zu begießen. Eine Idee, die wir sehr schnell in die Tat umsetzten. Dazu bestellten wir uns große saftige Rindersteaks, denn insbesondere meine beiden Jungs meinten, richtige Männer könnten auf Dauer nicht von Muscheln und Fisch allein existieren.
Der Kellner servierte uns das Fleisch mit kleinen äußerst schmackhaften Rosmarin-Kartoffeln, die es in dieser Art nur auf der Insel gibt. Für Mozart ließ ich mir zwei extragroße T-Bone-Steaks bringen. Er war schließlich auch nur ein Mann und musste zu Kräften kommen, erklärte ich Asmodeo und Johannes mit Nachdruck, bevor sie protestieren konnten.
Wir aßen schweigend und mit großem Appetit. Zum Abschluss tranken wir Espresso.
Während wir den herrlichen Sonnenuntergang in den unterschiedlichsten, intensiven Rottönen genossen, beugte sich Asmodeo zu Johannes vor und fragte ihn beiläufig: „Deine Wunde ist verheilt?“
Johannes nickte. „Endlich. Es zieht zwar, wenn ich mich bewege, aber ich glaube, das gibt sich mit der Zeit.“
„Das ist gut, Johannes. Das freut mich. Aber ich mache mir Sorgen wegen deiner Lähmung.“
Johannes trank von seinem Kaffee und blickte hinunter zum Hafen. „In dieser Beziehung scheint sich nichts zu verbessern.“
„Genau“, sagte Asmodeo ruhig aber bestimmt. „Es scheint sich nichts zu verbessern. Willst du in diesem Punkt nicht Gewissheit haben?“
„Das werde ich schon merken, wenn ich wieder Kontrolle über meine Beine bekomme, denkst du nicht?“ Johannes Stimme war voller Zynismus.
Asmodeo blicke Johannes offen ins Gesicht. „Die Medizin hat in den letzten Jahren ungeheure Fortschritte in diesem Bereich gemacht. Und ich will sichergehen, dass wir alles Menschenmögliche unternehmen, damit du laufen kannst. Verstehst du das?“
Johannes beobachtete ein Schiff, das in den Hafen hineinfuhr.
„Wenn ich an deiner Stelle wäre, würdest du doch auch alles dafür tun, dass ich wieder laufen könnte“, fuhr Asmodeo unbeirrt fort.
Johannes wandte sich Asmodeo zu und schaute ihn lange und prüfend an. „Ja“, sagte er schließlich und seine Stimme war fest, „ich würde alles dafür tun, damit du gesund würdest.“
Eine Art von Lächeln erschien auf Asmodeos Gesicht, erstarb dann aber schnell und machte einem tiefen Ernst Platz. „Es gibt eine Spezialistin für Lähmungen und Nervenerkrankungen in der Schweiz. Ich habe sie kontaktiert und sie wäre bereit, morgen hierher zu kommen und dich zu untersuchen – wenn du einverstanden bist.“
„Danach habe ich Gewissheit, wie es mit mir weitergeht", meinte Johannes nachdenklich.
„Danach hast du Gewissheit.“
Wieder schwieg Johannes und ließ sich mit seiner Antwort Zeit. „Ich denke, das sollten wir machen. …Und Asmodeo“, Johannes legte eine Pause ein, „danke.“
„Nicht der Rede wert. Wie gesagt, du würdest dasselbe für mich tun“, winkte Asmodeo ab.
Unten im Hafenbecken erschien eine große Yacht und fuhr mit tuckerndem Motor zu ihrer Anlegestelle. Dumpf schlug das Schiff am Bootssteg an. Der Kapitän sprang von Bord und befestigte das Schiff mit einem dicken Tau. Das weiße, teilweise eingeholte Segel leuchtete dunkelrot in der untergehenden Sonne.
Ich dachte über Johannes und Asmodeo nach und wie sich ihr Verhältnis zueinander mehr und mehr wandelte, sich von abgrundtiefem Hass zu einer richtigen Freundschaft entwickelte. Sie lernten voneinander, sie schätzten und ergänzten sich. Sie entwickelten sich weiter - es war fast, als würde ihre Persönlichkeit auf den jeweils anderen abfärben.
Und dann dachte ich an Cunningham. An seine charmante, gewinnende Art. Ich dachte daran, wie er geschwitzt hatte. Wie er sich angestrengt hatte, uns seine Lügen zu verkaufen.
Ich dachte daran, was ich an Cunningham deutlich gespürt hatte. Auch auf ihn hatte etwas abgefärbt, jedoch nicht wie bei Johannes und Asmodeo im positiven Sinne.
Eine Energie hatte Cunningham gestreift und war haften geblieben.
Die Energie eines überaus bösen und mächtigen Dämons.
10
Die Landschaft war weiß. Hoch türmte sich der Schnee auf, bis weit zum Horizont war kein Grün zu entdecken. Das Eis
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