Eine andere Art von Ewigkeit: Lilith-Saga: 2 (German Edition)
Kuss auf die Wange, bevor er an ihr vorbei in den Jet trat.
Dort entledigte er sich seiner Winterkleidung, nahm Mütze und Handschuhe ab. Er hatte blonde, fast weiße Haare, seine Augen waren hellgrün.
Dröhnend liefen die Motoren warm. Der Hellblonde verstaute seine Isoliertasche sorgfältig in einem speziellen Kühlschrank.
Nach dem Start begab er sich in das angrenzende Bad.
Als er eine Viertelstunde später herauskam, hatte er sich äußerlich von einem Jäger in einen Geschäftsmann verwandelt. Er trug einen maßgeschneiderten Anzug.
Im mittleren Teil des Jets war ein luxuriöses Arbeits- und Besprechungszimmer eingerichtet. Dort wartete sein Direktionsassistent Becker auf ihn. Becker saß hinter einem Laptop und klapperte auf den Tasten herum.
Als der Blonde eintrat, sprang Becker sofort auf. „Guten Tag, Herr Hohenberg“, sagte er. „Wie war Ihre Jagd?“
Clement Hohenberg lächelte ohne die geringste Spur von Wärme. „Kalt, aber erfolgreich. Was gibt es Neues?“
Becker wies auf den Bildschirm des Laptops. „Die Firma Le Maas-Heller versucht seit einigen Stunden, mit Ihnen Kontakt aufzunehmen.“
„Kann das nicht warten?“
„Das glaube ich nicht. Dr. Cunningham hat persönlich angerufen und um ein dringendes Gespräch gebeten.“
12
Frau Dr. Naumann, die Ärztin, war bereits seit fast einer Stunde bei Johannes. Sie war mit ihrem Koffer voller Instrumente im Haus verschwunden, hatte die Tür zu Johannes Schlafzimmer hinter sich geschlossen. Seitdem rührte sich nichts mehr.
Asmodeo saß neben mir auf der Terrasse und gab sich den Anschein, als würde er den Figaro lesen. In Wirklichkeit blickte er gedankenverloren hinaus aufs Meer und wartete darauf, was die Spezialistin über den Zustand von Johannes sagen würde.
Mozart spürte meine Unruhe, er hatte sich vor mich gesetzt und sein schwerer Kopf lag auf meinen Knien. Er ließ sich von mir streicheln. Jedes Mal, wenn ich damit aufhörte, winselte er leise.
Laurent lag zu einem Fellbündel zusammengerollt auf unserem Gartentisch und schnarchte ungeniert vor sich hin.
Verstohlen blickte ich zum x-ten Mal auf die kleine goldene Armbanduhr von Asmodeo. Obwohl erst Minuten verstrichen waren, seitdem ich das letzte Mal nach der Uhrzeit geschaut hatte, kam es mir vor, als seien Stunden vergangen.
Je länger ich wartete, desto mehr hatte ich das Gefühl, Achterbahn zu fahren. Mein Magen verkrampfte sich, um kurz darauf Purzelbäume zu schlagen, als ich zwischen meinen Ängsten und meinen Hoffnungen hin- und hergerissen wurde.
„Frau Dr. Naumann ist die beste Ärztin, die es gibt. Sie kennt sich auf dem Gebiet der Querschnittslähmungen aus wie keine zweite“, versuchte Asmodeo, mich zu trösten.
„Aber kann sie Johannes hier überhaupt eingehend untersuchen? Vielleicht übersieht sie etwas“
„Sie hat über ihren Laptop Verbindung zu ihrer Klinik und zu ihren Ärzten. Sie hat alle bisherigen Untersuchungsergebnisse genauestens studiert und hat mir versichert, dass sie Johannes wirklich eingehend untersuchen kann. Falls es eine Unklarheit gibt und es nötig sein sollte, fliegen wir ihn ohnehin unverzüglich nach Genf.“
„Aber es dauert unheimlich lange, findest du nicht auch? Das macht mich wahnsinnig.“
„Hab Geduld, Lilith. Gerade noch hast du daran gezweifelt, ob die Ärztin Johannes gründlich genug untersucht und im nächsten Atemzug beschwerst du dich darüber, dass es zu lange dauert. Wir müssen abwarten, was anderes können wir im Moment nicht tun.“
Ich seufzte schwer und knuddelte die Ohren von Mozart. „Du hast ja Recht. Aber es ist trotzdem kaum auszuhalten.“
Asmodeo faltete die Zeitung zusammen und ließ sie achtlos auf den Boden fallen. „Wem sagst du das. Geduld war noch nie eine meiner Tugenden, …sofern Dämonen überhaupt welche haben.“
Drinnen ertönten Schritte und die Ärztin erschien auf der Terrasse. Sie war ungefähr fünfzig Jahre alt, mittelgroß und hatte schwarzes, gelocktes Drahthaar, welches widerborstig in die Richtungen wuchs, in die es wachsen wollte. Ihre füllige Figur hatte sie in einen zu kleinen Arztkittel gezwängt, dessen Knöpfe an gewissen Stellen herauszuspringen drohten.
Sie stellte ihren abgewetzten Lederkoffer achtlos zu Boden, öffnete mit der linken Hand ihren Kittel und atmete erleichtert ein, während sie mit ihrer Rechten in ihren Taschen herumsuchte, bis sie eine halb zerdrückte Schachtel Camel fand.
Ich konnte ihr geblümtes Sommerkleid bewundern, das
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