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Eine andere Art von Ewigkeit: Lilith-Saga: 2 (German Edition)

Eine andere Art von Ewigkeit: Lilith-Saga: 2 (German Edition)

Titel: Eine andere Art von Ewigkeit: Lilith-Saga: 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roxann Hill
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nahm den kleinen Pfad hinauf zur Düne, suchte mir eine windgeschützte Ecke und setzte mich auf die Wolldecke, die ich mitgebracht hatte. Nachdem Mozart begriffen hatte, was ich beabsichtigte, kam er zu mir, streckte sich auf der Decke aus, legte seinen Kopf auf seine Vorderpfoten und schloss nach kürzester Zeit die Augen.
    In der Dunkelheit konnte ich lediglich die weißen Schaumkronen der Wellen erkennen. Sie schlugen regelmäßig am Strand auf - als würde das Meer atmen.
    Nachdem Frau Dr. Naumann gegangen war, hatten wir drei lange Zeit kein Wort miteinander gewechselt, bis wir uns schließlich doch zu einer Art Abendessen zusammengefunden hatten. Das heißt, wir hatten in unserem Essen gestochert, ein paar Höflichkeitsfloskeln von uns gegeben und den Eindruck erweckt, als wäre nichts passiert.
    Danach war Johannes in sein Zimmer zu seinen Firmenberichten zurückgekehrt, mit dem Hinweis, einigen Unklarheiten nachgehen zu müssen, die ihm in der Bilanz aufgefallen seien. Asmodeo hatte sich in den Kraftraum zurückgezogen.
    Und ich? Ich war wie ein eingesperrtes Tier im Haus und im Garten herumgewandert, bis ich ausgebrochen war. Und jetzt saß ich hier.
    Es war unfair. Es war ein riesengroßes Unrecht. Johannes hatte mit der ganzen Sache nichts zu tun. Brunner und seine Leute hatten esauf mich abgesehen gehabt. Und trotzdem war Johannes derjenige, der querschnittsgelähmt war, und nicht ich. Ein qualvoller Tod wartete auf Johannes, der eigentlich für mich bestimmt gewesen war.
    Ich hatte ihm nur Unglück gebracht. Von Anfang an. Johannes war bereit gewesen, für mich zu sterben, dabei war sein Leben viel wertvoller als meines. Ich hatte es nicht einmal geschafft, mich ausschließlich für ihn zu entscheiden. Immer war ich zwischen ihm und Asmodeo hin- und hergerissen gewesen und war es nach wie vor.
    Ich hatte ihm nichts zurückgegeben. Gar nichts.
    Und jetzt? Jetzt war es zu spät.
    Er würde nicht mehr lange leben. Er würde mich für immer verlassen. Und wie sollte ich das aushalten? Wie sollte ich den Schmerz überstehen, von Johannes für Minuten, Stunden, Tage, letztendlich für immer, für immer und ewig, getrennt zu sein? Wie sollte ich es überstehen, nicht mehr seine Stimme zu hören, nicht mehr seine Augen zu sehen und nicht mehr seine Berührung zu spüren?
    Ich würde meine Erinnerungen haben. Die würde mir niemand nehmen können. Ich würde sie festhalten, mir ständig all unsere gemeinsamen Erlebnisse und Begegnungen vor Augen führen.
    …Und mit der Zeit würde ich vergessen. Zunächst Kleinigkeiten, winzige Details, später größere Zusammenhänge. Und schließlich würde ich gar nicht mehr wissen, wie unbeschreiblich schön, wie außergewöhnlich begabt Johannes gewesen war.
    Nichts würde von ihm bleiben.
    Ich hörte in den ruhigen Atem des Meeres hinaus. Ich versuchte, es im Schwarz der Nacht zu erkennen. Doch ich sah nur eine farblose unbewegliche Fläche, die ab und an vom fahlen Mondlicht gestreift wurde.
    Ich konnte mir nicht mehr vorstellen, wie das Meer tagsüber kraftvoll leuchtete.
     
    14
     
    Aus reinem Pflichtbewusstsein ging ich morgens wie gewöhnlich mit Mozart joggen. Ich absolvierte die übliche Runde und kam mehr erschöpft als erfrischt zurück. Unser Bäcker hatte frische Croissants und zwei Baguettes geliefert. Sie lagen – noch immer verpackt – lieblos auf unserem Gartentisch.
    Asmodeo kochte Kaffee und ich legte das Geschirr auf, obwohl mir danach überhaupt nicht zumute war.
    Mozart und Laurent hatten ihr Fressen bereits verschlungen. Sie lagen zufrieden Rücken an Rücken auf ihrer Decke.
    Wir nahmen wie jeden Morgen gemeinsam auf der Terrasse Platz. Aber es war nicht wie jeden Morgen. Keiner von uns hatte Appetit. Ich trank lediglich etwas Orangensaft und nippte an meinem Kaffee.
    „Ich werde eher nach Deutschland zurückmüssen, als ich dachte“, sagte Johannes in die Stille.
    Asmodeo setzte seine Kaffeetasse ab.
    „Ich habe mir die Papiere durchgesehen und da scheint etwas nicht zu stimmen. Ich denke, es ist an der Zeit, dass ich mich persönlich um diese Angelegenheit kümmere“, sprach Johannes weiter.
    „Wenn du unbedingt nach Deutschland zurückfahren musst, ist das für uns kein größeres Problem, nicht wahr, Asmodeo? Wir haben schnell gepackt. Wann willst du, dass wir aufbrechen?“
    Johannes nahm einen größeren Schluck von seinem Orangensaft und blickte in unseren Garten. „Ich habe mich vielleicht etwas missverständlich ausgedrückt,

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