Eine andere Art von Ewigkeit: Lilith-Saga: 2 (German Edition)
befeuchtete. „Zweihundert Millionen sind ein Klacks im Hinblick auf den zu erwartenden Gewinn. Ich selbst habe bereits rund dreihundert Millionen Euro investiert. Das hätte ich nicht getan, wenn ich von dem Projekt nicht fest überzeugt wäre.“
„Das mag schon sein, Herr Hohenberg. Aber auch das ist nicht genug.“ Diesmal lächelte Cunningham nahezu herzlich.
Die Miene von Clement Hohenberg veränderte sich für die Dauer eines Lidschlags und drückte seine Verärgerung aus. „Ich hafte schließlich auch mit meinem Privatvermögen.“
Wieder lächelte Cunningham. „Ich will Ihnen nicht zu nahe treten, Herr Hohenberg. Meines Wissens sind Sie insgesamt mit mehr als einer halben Milliarde verschuldet und so groß ist Ihr Vermögen nicht.“
„Unser Familienvermögen deckt das spielend ab.“
Cunningham schüttelte kaum merklich den Kopf. „Das mag sein, aber darüber können Sie nicht allein verfügen, sonst würde es auch nicht Familienvermögen heißen.“
Clement Hohenberg presste die Spitzen seiner Finger aufeinander, sodass die Knöchel weiß hervortraten. Ansonsten war er ruhig. „Sie brauchen sich keine Gedanken zu machen. Mein Bruder ist eine Witzfigur. Zuerst wollte er Priester werden, jetzt studiert er Kunst. Und im Moment ist er unauffindbar, wahrscheinlich mit irgendeiner kleinen Hure unterwegs, die sich für seine Muse hält. Der nickt alles ab, was ich entscheide, weil er es ohnehin nicht versteht. Meine Stiefmutter hat kein eigenes Mitspracherecht, ebenso wenig meine Schwester. Und was meinen Vater betrifft: der ist alt.“
„Dr. Hohenberg, Ihr Vater, ist sechsundsiebzig Jahre alt, wenn ich richtig informiert bin“, säuselte Cunningham.
Die Antwort kam sofort. „Exakt.“
„Man kann heute leicht über neunzig werden“, meinte Cunningham sachlich.
Clement Hohenberg hielt den prüfenden Blick von Cunningham stand. In seinem Gesicht zuckte kein Muskel. „Alte Menschen sterben. Manchmal ganz plötzlich – vor allem, wenn es nötig ist.“
Keiner der beiden sagte ein weiteres Wort. Die zwei Männer schwiegen sich an, blieben stumm, wie die Trophäen, die an den Wänden hingen.
Cunningham durchbrach die Stille, indem er vornehm hüstelte. „Wenn Sie in dieser Hinsicht …Gewissheit haben wollen, kann ich Ihnen die Dienste eines Mannes vermitteln, der die Firma Le Maas-Heller in derartig gelagerten Situationen bereits des Öfteren sehr zufriedenstellend unterstützt hat.“
Clement Hohenberg rieb sich mit seinen beiden Zeigefingern über den Nasenrücken. „Und dieser Mann, erledigt er diese Arbeiten diskret?“
„Herr Hetmann ist absolut diskret. Sonst wäre er nicht der Chef unserer Sicherheitsabteilung.“
„Gut“, Clement Hohenberg erhob sich. „Dieser Herr Hetmann soll sich mit mir in Verbindung setzen.“
Cunningham stand ebenfalls auf. Er schüttelte Clement Hohenbergs Hand und verließ den Salon.
Der erste Schritt war getan– es gab kein zurück.
2
Das Kind weinte herzzerreißend. Das Weinen schwoll an, wurde lauter, ebbte ab und begann von neuem. Es drang zu mir hindurch, aber ich konnte nichts damit anfangen.
Im Niemandsland meines Halbschlafes wartete ich darauf, dass jemand kam, um das Kind zu trösten und zu beruhigen. Doch nichts geschah, das Weinen hielt an. Besorgnis keimte in mir auf. Ich hörte genauer hin, versuchte, mich auf das Geräusch zu fokussieren.
Die Laute kamen nicht von einem Kind. Es war kein richtiges Weinen. Es war ein Jaulen.
Mozart jaulte.
Ich sprang aus meinem Bett und rannte quer über den Gang zum Zimmer von Johannes. Mozart saß davor und kratzte mit seinen dicken Pfoten am Holz. Ich schob ihn beiseite, riss die Tür auf und stürzte hinein.
Johannes lag in seinem Bett - sein Gesicht feucht glänzend, er selbst halb abgedeckt. Sein bloßer Oberkörper war schweißnass. Ich legte meine Hand auf seine Stirn. Sie glühte förmlich.
Johannes redete. Unzusammenhängende Wörter drangen aus seinem Mund. Ich versuchte, ihn aufzuwecken, ich schüttelte ihn, doch sein Kopf rollte unkontrolliert über das Kissen und seine Augen verdrehten sich, so dass ich fast nur noch ihr Weiß sah. Er hatte hektische rote Flecken im Gesicht und am Hals. Er erkannte mich nicht, sondern versuchte, mich abzuwehren. Er schlug blind nach mir und traf mich schmerzhaft unterhalb meines linken Auges.
Er sprach jetzt lauter, er schrie fast. Ich verstand Wüste und wenig später ich darf nicht ohne sie fliehen .
Ich packte ihn an seinen
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