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Eine andere Art von Ewigkeit: Lilith-Saga: 2 (German Edition)

Eine andere Art von Ewigkeit: Lilith-Saga: 2 (German Edition)

Titel: Eine andere Art von Ewigkeit: Lilith-Saga: 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roxann Hill
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anzugreifen und zuzubeißen.
    „Ihr habt das Richtige getan, Gundula“, sagte ich schließlich. „Ihr habt es für Euer Mädchen getan und ihm damit die Möglichkeit gegeben, zu leben.“
    „Die Möglichkeit, zu leben“, flüsterte Gundula leise. Ihre Augen wurden sanft und weich, wie ich sie bislang nicht gesehen hatte. Sie nahm meine rechte Hand, wickelte den durchnässten Verband auf und betrachtete die tiefe Wunde, die der Schlagbolzen von Asmodeos Revolver zwischen Zeigefinger und Daumen hinterlassen hatte. Sie hielt die Hand fest, schloss ihre Augen und ich fühlte eine wohlige Wärme, die mich durchströmte und sich in meiner verletzten Hand zu sammeln schien. Als ich auf meine Wunde blickte, verblasste sie und war plötzlich verschwunden.
    Ich griff hinüber zu Gundula und hob ihre rechte Hand an. An exakt der gleichen Stelle zwischen Daumen und Zeigefinger befand sich jetzt bei ihr eine kreisrunde Verletzung von einem Schlagbolzen.
    „Ihr könnt kleine Verletzungen auf Euch nehmen und könnt sie bei Euch behalten, bis sie ausheilen. Bei größeren, lebensgefährlichen Krankheiten habt Ihr einige Stunden Zeit. Dann müsst Ihr Euch entscheiden. Entweder behaltet Ihr die Erkrankung und sterbt selbst, oder“, Gundula brach ab.
    „Oder was?“, fragte ich.
    „Oder Ihr gebt die Krankheit an ein geliebtes Wesen weiter. Versteht Ihr? Es muss ein geliebtes Wesen sein, nicht ein Fremder und schon gleich gar nicht ein Feind, das geht nicht.“ Gundulas Ausdruck war hochkonzentriert und eindringlich.
    „Und was geschieht dann mit dem geliebten Wesen?“, wollte ich wissen, doch eigentlich kannte ich die Antwort bereits.
    „Das geliebte Wesen stirbt. Ihr könnt den Tod nicht betrügen. Er holt sich sein Opfer. Aber bei jungen Menschen, deren Zeit an sich nicht abgelaufen ist, könnt Ihr bestimmen, wen er heimsucht.“
    Gundula strich mir zärtlich übers Gesicht. „Es ist eine fürchterliche Entscheidung, die Ihr treffen müsst. Wenn Ihr wollt, kann ich Euch zeigen, wie Ihr eine Krankheit in Euren Körper ziehen könnt. Wollt Ihr das wirklich wissen?“
    „Ja“, sagte ich ohne zu zögern. „Bitte zeigt es mir.“
    „Schließt Eure Augen“, bat mich Gundula und ich entsprach ihrer Bitte.
    „Denkt jetzt nur an mich. Haltet meine Hände und macht Euch mit meinem Körper bekannt.“
    Ich fühlte Gundulas Wärme, die raue Haut ihrer Hände.
    „Und jetzt, Lilith, geht hinein in meinen Körper. Ihr werdet Gänge betreten, die voller Blut sind und mit ihnen durch unendliche Höhlen eilen, bis Ihr die Heimat der Krankheit – in diesem Fall die Verletzung – findet. Ihr werdet diesen Krankheitsherd gleich erkennen, wenn Ihr ihn seht. Und wenn Ihr ihn seht, müsst Ihr ihn mit Eurem gesamten Willen umfassen und mit Euch nehmen. Dann gehört er Euch und ist Teil Eures Körpers.“
    Ich folgte ihrer Anweisung, drang durch ihre Haut und ihr Fleisch bis ich zu einer Ader kam und mich in ihr über die Blutbahn bewegte. Es dauerte nicht lange und die Zerstörung, die der Schlagbolzen hinterlassen hatte, lag deutlich sichtbar vor mir. Ich riss das kaputte Gewebe an mich. Es gehörte mir.
    Ich öffnete meine Augen und ein Blick auf meine rechte Hand bestätigte meine Empfindungen. Die Wunde war wieder da.
    „Danke“, sagte ich.
    „Es war das Einzige, was ich Euch geben konnte und ich kann dadurch vielleicht etwas gut machen.“
    Ich stand auf, ging zu der Pritsche, auf der Cecilia lag und ruhig und friedlich schlief. Im bläulichen Schein der Fettlampe sah sie wirklich aus wie ein kleiner Engel. Ich blickte hinüber zu Gundula, die auf ihrem primitiven Hocker saß und mich beobachtete.
    „Ich muss jetzt gehen“, sagte ich.
    „Ich weiß“, antwortete Gundula. „Der Morgen graut und der Nebel ist aufgezogen.“
    Ich ging zur Tür, schob den schweren Eichenriegel zur Seite, war schon im Begriff hinauszugehen, als ich mich noch einmal umdrehte. „Gundula“, begann ich, „ich möchte Euch etwas mitteilen, was Eure Zukunft betrifft.“
    „Nein“, sagte sie.
    „Aber es ist wichtig.“
    „Ich will nichts über die Zukunft wissen. Wenn ich zu viel über die Zukunft weiß, verliere ich die Gegenwart. Dann lebe ich in ständiger Angst. Und auf diese Weise will ich nicht leben. Das müsst Ihr verstehen.“
    Ich wandte mich erneut zum Gehen und hörte Gundulas Stimme, wie sie leise fragte. „Wie geht es ihm?“
    „Asmodeus?“
    „Ja, Asmodeus. Wie sieht er jetzt aus?“
    „Er ist jung, hat die strahlendsten blauen

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