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Eine Andere Welt

Eine Andere Welt

Titel: Eine Andere Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Flecken mochte er noch als elegant durchgehen. Nun, im schummrigen Licht einer Cocktailbar würden die kleinen Schönheitsfehler nicht auffallen.
Er nahm ein Taxi und ließ sich in jene Gegenden der Stadt fahren, die ihm aus den erfolgreicheren Jahren seines Lebens vertraut waren.
Am besten, dachte er, wäre ein Klub, in dem ich aufgetreten bin. Ein Klub, den ich wirklich kenne. Wo ich den Chef kenne, das Garderobenmädchen, das Blumenmädchen ... es sei denn, sie häen sich auch irgendwie verändert, wie ich mich verändert haben muß. Aber bisher hae es den Anschein, daß nur er selbst sich verändert hae. Seine Lebensumstände waren andere geworden, nicht die ihren.
Der Blaue Saal des Haye e-Hotels in Reno. Er war dort des öeren aufgetreten und kannte den Laden und die Leute inwendig und auswendig. Er ließ das Taxi Kurs auf Reno nehmen und griff zum Telefon. Er wußte die Nummer des Blauen Saals auswendig, wählte sie, wartete, hörte ein Klicken und dann eine reife Männerstimme sagen: »Blauer Saal des Haye e-Hotels, wo Freddy Wasserkopf jeden Abend von acht bis elf seine großartige Schau bringt; nur dreißig Dollar Aufpreis für das Programm und Gesellschaerinnen, während Sie zuschauen. Kann ich Ihnen helfen?«
»Ist das der gute alte Jumpy Mike?« fragte Jason. »Der gute alte Jumpy Mike persönlich?«
»Ja, am Apparat.« Der förmliche Klang der Stimme lockerte sich. »Darf ich fragen, mit wem ich spreche?« Ein behäbiges Glucksen folgte.
Jason holte tief Atem und sagte: »Hier spricht Jason Taverner.« »Tut mir leid, Mr. Taverner.« Jumpy Mikes Stimme klang verdutzt. »Im Moment kann ich mich nicht entsinnen, wann und wo...«
»Oh, es ist lange her«, sagte Jason. »Können Sie mir einen Tisch in der Nähe der Bühne reservieren?«
»Der Blaue Saal ist vollständig ausverkau, Mr. Taverner«, sagte Jumpy Mike in seiner bedächtigen Art. »Es tut mir sehr leid.«
»Überhaupt kein Tisch?« fragte Jason. »Über den Preis ließe sich reden.«
»Tut mir leid, Mr. Taverner, keiner.« Die Stimme wurde schwächer, als ließe Jumpy Mike den Hörer sinken. »Versuchen Sie es in zwei Wochen nochmals.« Und der gute alte Jumpy Mike legte doch tatsächlich auf.
Stille.
Verdammter Mist! dachte Jason. Verdammter Mist! Er preßte die Zähne zusammen, bis ein stechender Schmerz durch den Trigeminusnerv aufwärts schoß.
»Neue Instruktionen, der Herr?« fragte der Fahrer.
»Ja, fahren Sie nach Las Vegas«, knurrte Jason. Er beschloß, sein Glück mit dem Drakes-Arms-Hotel zu versuchen. Vor nicht allzu langer Zeit, als Heather Hart ein Engagement in Schweden gehabt hae, war er dort voll auf seine Kosten gekommen.
Meistens hingen dort verschiedene hochklassige Mädchen herum, spielten, tranken, hörten dem Unterhaltungsprogramm zu und hielten den Laden in Schwung. Es lohnte sich, einen Versuch zu machen, wenn der Blaue Saal und andere vergleichbare Etablissements ihm verschlossen waren. Was konnte er schließlich verlieren?
Eine halbe Stunde später setzte das Lutaxi ihn auf dem Dachlandeplatz des Drakes Arms ab. In der kalten Nachtlu der Wüste fröstelnd, beeilte Jason sich, zum Aufzug und in die angenehm benebelnde Atmosphäre aus Wärme, Farbe, Licht und Bewegung zu kommen.
Es war halb acht, und die Schau mußte bald beginnen. Er blickte auf ein angeschlagenes Programm. Auch hier war Freddy Wasserkopf angekündigt, aber mit einem weniger umfangreichen Programm zu niedrigeren Preisen. Vielleicht erkennt er mich, wenn er mich sieht, dachte Jason. Aber wahrscheinlich nicht. Und dann, als er gründlicher darüber nachdachte, wußte er, daß keine Chance bestand. Wenn Heather Hart ihn nicht erkannte, würde ihn auch sonst niemand erkennen.
Er setzte sich auf den einzigen freien Hocker an der Bar, und als der Barmann ihn schließlich bemerkte, bestellte er Scotch mit Honig. Ein kleiner Klumpen Buer schwamm darin.
»Das macht drei Dollar«, sagte der Barmann.
»Setzen Sie es auf meine ...«, begann Jason, dann gab er auf und zog einen Fünfer heraus.
Und da bemerkte er sie.
Sie saß mehrere Hocker von ihm entfernt an der Bar. Vor Jahren war sie seine Geliebte gewesen; er hae sie sehr lange nicht gesehen. Sie hae noch immer eine fabelhae Figur, stellte er fest, obwohl die Jahre nicht spurlos an ihr vorübergegangen waren. Ruth Rae. Ausgerechnet!
Eins mußte man Ruth Rae lassen: sie war klug genug, ihre Haut nicht allzusehr bräunen zu lassen. Nichts ließ die Haut einer Frau rascher altern als Sonnenbräune, und wenige

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