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Eine Andere Welt

Eine Andere Welt

Titel: Eine Andere Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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existiere.«
»Aber das war nicht immer so.«
»Richtig«, sagte Taverner und nickte, ohne es zu wollen. »Wo?«
»Ich weiß es nicht!«
Es läu immer wieder auf das gleiche hinaus, dachte Buckman:
ich weiß es nicht. Nun, vielleicht wußte der Mann es wirklich
nicht. Aber er war von Los Angeles nach Las Vegas gereist; er hae
bei diesem runzligen, mageren Suppenhuhn gehaust, das die Kollegen aus Las Vegas mit ihm verladen haen. Vielleicht, dachte er,
kann ich von ihr was erfahren. Aber sein Gefühl sprach dagegen. »Haben Sie zu Abend gegessen?« forschte Buckman. Jason Taverner bejahte.
»Aber Sie werden mir sicher bei einem kleinen Imbiß Gesellscha leisten, nicht wahr? Ich werde was bringen lassen.« Wieder
machte er von der Sprechanlage Gebrauch. »Peggy – es ist schon
so spät ... besorgen Sie uns in diesem neuen Lokal unten an der
Straße zwei Frühstücke. Nicht dort, wo wir sonst immer hingingen, sondern in dem neuen, dessen Schild den Mädchenkopf und
den Hund zeigt. Barfy heißt es, glaube ich.«
»Ja, Mr. Buckman«, sagte Peggy und schaltete sich aus. »Warum sagt man nicht ›General‹ zu Ihnen?« fragte Taverner. »Wenn man mich General nennt«, sagte Buckman, »habe ich
immer das Gefühl, ich häe ein Buch über die Invasion Frankreichs oder den Zweifrontenkrieg schreiben sollen.«
»Also lassen Sie sich lieber einfach ›Mister‹ nennen.« »So ist es.«
»Und Ihre Leute richten sich danach?«
»Warum sollten sie nicht?« fragte Buckman. »Meine Kollegen
überall im Land, die mich näher kennen, halten es genauso.« »Aber der Präsident wird Sie sicherlich mit ›General‹ anreden.«
Buckman lächelte.
»Der Präsident hat mich noch nie gesehen. Ich nehme an, daß
ich auch in Zukun nicht mit ihm zusammenkommen werde.
Und das gleiche gilt für die meisten anderen, Sie eingeschlossen,
Mr. Taverner.«
Bald darauf kam eine grauuniformierte Polizistin ins Büro und
brachte ein Table mit dem Imbiß. »Was Sie gewöhnlich um diese
Zeit bestellen«, sagte sie, als sie das Table auf Buckmans Tisch
stellte. »Ein warmes Brötchen mit Schinken und eins mit Salami.« »Welches möchten Sie?« fragte Buckman.
»Das mit der Wurst«, sagte Taverner.
»Das macht zehn Dollar«, sagte die Polizistin. »Wer bezahlt?« Buckman grub in seinen Jackentaschen, fischte Banknoten und etwas Wechselgeld heraus. Die Frau bedankte sich und ging.
»Haben Sie Kinder?« fragte er Taverner.
»Nein.«
»Ich habe eins«, sagte General Buckman. »Ich will Ihnen ein
kleines Bild von ihm zeigen, das ich kürzlich bekam.« Er suchte in
seinem Schreibtisch und brachte ein dreidimensionales Farbfoto
zum Vorschein, das er Jason über den Tisch reichte. Dieser nahm
es und hielt es unter die Lampe. Es zeigte einen Jungen in kurzer
Hose und Pullover, der barfuß über eine Wiese lief und eine Drachenschnur hielt. Wie sein Vater, hae der Junge helles kurzes
Haar und ein kräiges und eindrucksvoll breites Kinn. Schon als
Junge.
»Hübsch«, sagte Jason und gab das Bild zurück.
»Er brachte den Drachen nicht in die Lu«, sagte Buckman.
»Vielleicht ist er noch zu klein. Oder zu ängstlich. Unser kleiner Sohn ist ziemlich ängstlich. Ich glaube, es liegt daran, daß er
seine Muer und mich so selten zu sehen bekommt; er ist in einer
Internatsschule in Florida, und wir sind hier. Das ist nicht gut. Sie
sagten, Sie haben keine Kinder?«
»Nicht daß ich wüßte«, sagte Jason.
»Nicht daß Sie wüßten?« Buckman zog die Augenbrauen hoch
und zeigte sich verwundert. »Soll das heißen, daß Sie der Sache
nicht nachgehen? Daß Sie nie versucht haben, es in Erfahrung
zu bringen? Sie wissen doch, das Gesetz verpflichtet Sie als den
Vater, Ihre Kinder zu unterstützen, ob Sie in einer Ehe leben oder
nicht.«
Jason nickte.
»Nun«, sagte General Buckman, als er das Bild wieder verstaute, »jedem das Seine. Aber bedenken Sie, um was Sie sich
damit gebracht haben. Haben Sie noch nie ein Kind geliebt? Es tut
dem Herzen weh, dem Innersten, wo man leicht sterben kann.« »Das wußte ich nicht«, sagte Jason.
»Oh, ja. Meine Frau sagt, man könnte jede Art von Liebe vergessen, aber niemals jene, die man einem Kind entgegengebracht hat. Und wenn etwas zwischen einen selbst und ein Kind kommt – etwas wie der Tod oder ein schreckliches Unglück wie eine Schei
dung –, erholt man sich nie mehr davon.«
»Nun, ich muß sagen, dann ...« – Jason gestikulierte mit dem
angebissenen Brötchen – »dann ist es wahrscheinlich besser, diese
Art von Liebe nicht zu

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