Eine Andere Welt
streckte er die Hand aus, und Jason nahm und schüelte sie. Zu Ruth Rae sagte der Polizeigeneral: »Sie werden einstweilen mit dem Wartezimmer vorliebnehmen müssen. Ich werde Sie später befragen. Zuerst möchte ich mit Mr. Taverner sprechen.«
Die Polizisten führten Ruth hinaus; er konnte sie noch jammern und klagen hören, als sie und ihre Begleiter längst außer Sicht waren. Er und der Polizeigeneral blieben allein zurück.
»Mein Name ist Felix Buckman«, sagte der Polizeigeneral. »Kommen Sie in mein Büro.« Er wandte sich um, ließ Jason den Vortri und führte ihn in einen großen Raum in pastellblauen und grauen Farbtönen. Jason zwinkerte ungläubig: dieser Aspekt des Polizeiwesens war ihm neu; er hae nie geahnt, daß es so etwas gab. Kurz darauf saß er in einem weich gepolsterten Ledersessel und starrte ungläubig zu Buckman auf, der seinen massigen, beinahe klobig wirkenden Eichenschreibtisch umkreist hae, sich aber nicht setzte. Sta dessen öffnete er einen Wandschrank und hängte seinen Mantel hinein.
»Ich wollte Sie auf dem Dach empfangen«, erläuterte er, »aber zu dieser Nachtstunde bläst der Santana dort oben so stark, daß es kaum auszuhalten ist. Er grei meine Stirnhöhlen an.« Er wandte sich um und blickte Jason ins Gesicht. »Ich sehe etwas an Ihnen, was aus Ihrem Foto nicht hervorging. Man sieht es auf Fotos nie, und es ist immer eine Überraschung, wenn man einem begegnet, wenigstens für mich. Sie sind ein Sechser, nicht wahr?«
Jason erwachte zu voller Aufmerksamkeit, machte eine instinktive Bewegung, als wolle er sich aus dem Sessel erheben, und sagte erwartungsvoll: »Sind Sie auch ein Sechser, General?«
Felix Buckman zeigte seine Goldkronen – ein kostspieliger Anachronismus – in einem breiten Lächeln und hielt sieben Finger in die Höhe.
15
I
n seiner Karriere als Polizeibeamter hae Felix Buckman diesen Bluff jedesmal gebraucht, wenn er auf einen Sechser gestoßen war. Besonders in Fällen wie diesem, wenn die Begegnung überraschend kam, suchte er bei dieser Taktik Zuflucht. Bisher hae es vier solcher Begegnungen gegeben, und alle Gesprächspartner haen ihm geglaubt, was ihn immer wieder erheiterte. Die Sechser, selbst Ergebnisse geheimer eugenischer Experimente, erwiesen sich als ungewöhnlich leichtgläubig, wenn man sie mit der Behauptung konfrontierte, daß es ein weiterführendes Projekt gegeben habe, das der gleichen Geheimhaltung unterlag.
Ohne diesen Bluff wäre er für einen Sechser bloß ein ›Gewöhnlicher‹. Mit einem solchen Handikap belastet, konnte er einen Sechser nicht im Griff behalten; daher der Bluff. Durch ihn erfuhr seine Beziehung zu einem Sechser eine Umkehrung. Und unter derart veränderten Bedingungen konnte er erfolgreich mit einem sonst in seiner Überheblichkeit störrischen Menschen fertigwerden.
Die tatsächliche psychologische Überlegenheit, die ein Sechser ihm gegenüber hae, wurde so von einer völlig frei erfundenen Tatsachenbehauptung erhoben. Dies gefiel ihm ungemein.
In einem Augenblick der Entspannung hae er Alys einmal anvertraut: »Zehn oder fünfzehn Minuten lang kann ich besser und schneller denken als ein Sechser, aber wenn es länger dauert ...« Er hae eine Hilflosigkeit andeutende Geste gemacht und eine Zigareenpackung vom Schwarzen Markt zusammengedrückt. Mit zwei Zigareen darin. »Danach gewinnen ihre verstärkten Neuronenströme die Oberhand.« Und so hae er endlich die Lösung gefunden.
»Warum ein ›Siebener‹?« hae Alys gesagt. »Wenn du sie schon täuschen willst, warum dann nicht Achter oder Achtunddreißiger?«
»Weil das zu hoch gegriffen wäre.« Diesen Fehler wollte er nicht machen. »Ich werde diesen Leuten erzählen, was sie meiner Einschätzung nach glauben werden«, hae er ihr gesagt. Und seine Meinung hae sich schließlich als die richtige erwiesen.
»Und wenn diese Sechser dir nicht glauben?« hae Alys gesagt.
»Und ob sie mir glauben werden!« hae er ihr entgegnet. »Es ist ihre geheime Angst. Sie verkörpern das Sechste in einer Reihe von DNS-Rekonstruktionssystemen, und sie wissen, daß es, wenn es bei ihnen erfolgreich war, bei anderen in einer weiterentwickelten Form noch erfolgreicher sein kann.«
Alys, desinteressiert, hae wegwerfend gesagt: »Du solltest Ansager in einer Fernsehwerbung für Waschmiel werden.« Und das war ihre ganze Reaktion gewesen. Wenn ihr etwas gleichgültig war, dann hörte es für sie auf zu existieren. Wahrscheinlich häe er ihr diese Haltung nicht so lange
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