Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Andere Welt

Eine Andere Welt

Titel: Eine Andere Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
Vom Netzwerk:
Showgeschäs: wenn er sich nicht überall manifestierte, im Radio und auf Schallplaen, in Musikboxen und auf Tonbandkasseen, auf dem Bildschirm und in der Presse, brach der magische Zauber zusammen.
Sie kehrte lächelnd zurück. »Zwischen Nichts und Nirgendwo«, sagte sie, als sie sich wieder setzte. Er sah, daß sie das Geldstück nicht mehr in der Hand hae. »Es müßte als nächstes an der Reihe sein.«
Sofort war er auf den Beinen und unterwegs zur Musikbox.
Sie hae recht. Da war es, unter der Nummer B4. Sein letzter Erfolgsschlager, Zwischen Nichts und Nirgendwo, eine sentimentale Nummer. Und schon hob der Mechanismus der Musikbox die Plae aus dem Magazin, der Tonabnehmer senkte sich ...
Einen Augenblick später erfüllte seine Stimme, von elektronischen Effekten und Echokammern überhöht und verstärkt, das Cafe.
Benommen kehrte er an den Tisch zurück.
»Sie singen ja wundervoll«, sagte Mary Ann Dominic, vielleicht aus Höflichkeit, wenn man ihren Geschmack berücksichtigte, als die Plae abgelaufen war.
»Danke.« Er war es gewesen, kein Zweifel. Die Rillen dieser Plae waren nicht leer.
»Sie sind wirklich ein Star«, sagte Mary Ann enthusiastisch, ganz Lächeln und blitzende Brillengläser.
»Ach, wissen Sie, ich bin schon so lange dabei«, sagte Jason bescheiden.
»Sind Sie enäuscht, daß ich nie von Ihnen gehört hae?« fragte sie.
»Nein.« Er schüelte den Kopf, noch immer benommen. Wie die Ereignisse der letzten Tage gezeigt haen, stand sie darin nicht allein.
»Kann ich – noch etwas bestellen?« fragte Mary Ann. Dann zögerte sie. »Ich habe mein ganzes Geld für die Pakete ausgegeben; ich ...«
»Ich zahle die Rechnung«, sagte Jason.
»Ob der Erdbeer-Käsekuchen gut ist?«
»Hervorragend«, versicherte er amüsiert. Die Ernsthaigkeit der Frau rührte ihn ebenso wie ihre Besorgnisse. Er fragte sich, ob sie einen Freund haben mochte. Wahrscheinlich nicht ... sie lebte in einer Welt von Töpfen, Ton, Packpapier, Schwierigkeiten mit ihrem kleinen alten Wagen und – im Hintergrund – der Stereostimmen einstiger Größen wie Judy Collins und Joan Baez.
»Haben Sie schon mal Heather Hart singen hören?« fragte er freundlich.
Sie runzelte die Stirn. »Ich – kann mich nicht genau erinnern. Ist sie eine Folksängerin, oder ...?« Ihre Stimme erstarb. Sie sah traurig aus, als fühlte sie, daß sie nicht war, was sie sein sollte, und nicht wußte, was offenbar jeder vernünige Mensch wissen sollte. Wieder überkam ihn Mitleid.
»Lieder und Popschlager«, sagte er. »Das gleiche, was ich singe.«
»Könnten wir Ihre Plae noch mal hören?«
Er beeilte sich, ihr den Wunsch zu erfüllen, ging zur Musikbox und programmierte sie für B4.
Diesmal schien die Plae Mary Ann nicht zu gefallen.
»Was ist los?« fragte er.
»Ach«, sagte sie, »ich sage mir immer, ich sei kreativ; ich mache Vasen und Schalen und dergleichen. Aber ich weiß nicht, ob die Sachen wirklich etwas taugen. Ich weiß nicht, wie ich mir ein Urteil bilden soll. Die Leute sagen zu mir ...«
»Die Leute sagen einem alles. Während der eine Ihnen erklären wird, daß Ihre Arbeiten wertlos seien, wird ein anderer Sie über den grünen Klee loben.«
»Aber es muß doch eine Möglichkeit geben ...«
»Es gibt Experten. Sie können auf diese Leute hören, auf ihre Theorien. Sie haben immer Theorien. Sie schreiben lange Artikel und erörtern darin alles, was man gemacht hat, bis zur ersten Schallplaenaufnahme vor neunzehn Jahren. Sie vergleichen Aufnahmen, an die man sich selbst nicht mal erinnert. Und die Fernsehkritiker ...«
»Aber bemerkt und anerkannt zu werden ...« Ihre Augen leuchteten.
»Entschuldigen Sie«, sagte er und stand wieder auf. Er konnte nicht länger warten. »Ich muß einen Anruf machen. Wahrscheinlich werde ich gleich zurück sein. Wenn nicht ...« – er legte die Hand auf ihre Schulter, auf den weißen Pullover, den sie wahrscheinlich selbst gestrickt hae – »es war ne, Sie kennengelernt zu haben.«
In ihrer unsicheren, gehorsamen Art blickte sie ihm verwundert nach, als er sich durch das gutbesetzte Cafe zur Telefonkabine im Hintergrund bewegte.
In der Abgeschlossenheit der Kabine suchte er die Nummer der Polizeiakademie heraus, warf die Münze ein und wählte.
»Ich möchte gern mit Polizeigeneral Felix Buckman sprechen«, sagte er und hörte seine Stimme ungewiß schwanken. Er wunderte sich nicht darüber. Alles, was geschehen war, bis hin zu der Plae in der Musikbox – es war zuviel für ihn. Er hae Angst und war

Weitere Kostenlose Bücher