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Eine Andere Welt

Eine Andere Welt

Titel: Eine Andere Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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dem Grund, den er angegeben hae, um ihre Hilfe gebeten.
»Sie sind eine sehr nee Person«, sagte er zu ihr.
»Danke«, sagte sie bescheiden. Pflichtbewußt.
»Sehen Sie das Cafe dort drüben?« fragte er und zeigte zu einem seriös aussehenden, gut besuchten Lokal. »Trinken wir eine Tasse miteinander, Miß Dominic. Ich möchte mit Ihnen reden.« Er mußte mit jemandem reden, dachte er, wenn er nicht durchdrehen wollte.
»Aber ich muß meine Pakete vor zwei zur Post bringen«, widersprach sie besorgt, »sonst gehen sie heute nicht mehr weg.«
»Dann erledigen wir das zuerst«, sagte er. Er zog den Zündschlüssel ab und gab ihn ihr. »Fahren Sie. So langsam Sie wollen.«
»Mr. – Taverner«, sagte sie zögernd, »ich möchte einfach in Ruhe gelassen werden.«
»Nein«, sagte er. »Sie sollten nicht zuviel allein sein. Das bringt Sie um, unterminiert Sie. Jeden Tag sollten Sie irgendwo unter Menschen gehen.«
Nach längerem Schweigen sagte sie: »Das nächste Postamt ist in der Fulton Street. Könnten Sie fahren? Ich bin irgendwie nervös.«
Er hae das Gefühl, einen moralischen Sieg errungen zu haben; er war erfreut und mit sich zufrieden. Er nahm den Zündschlüssel aus ihrer Hand zurück, und kurz darauf waren sie in der Fulton Street.
22
    S
    päter saßen sie zusammen in einem Café, einem sauberen und angenehmen Lokal mit jungen Bedienungen und nicht allzu steifem Publikum. Aus der Musikbox dröhnte Louis Pandas Erinnerungen an deine Nase. Jason bestellte nur Kaffee für sich; Mary Ann Dominic aß einen Fruchtsalat und trank dazu geeisten Tee.
    »Was für Plaen sind das, die Sie da haben?« fragte sie. Er gab sie ihr.
»Aber die sind ja von Ihnen! Wenn Sie Jason Taverner sind. Sind
    Sie es?«
Er nickte.
»Ich glaube nicht, daß ich Sie jemals singen hörte«, sagte Mary
    Ann Dominic. »Ich würde gern eine Plae von Ihnen hören, aber offen gestanden, ich mag keine Popmusik; mir sind die großen alten Folksänger der Vergangenheit lieber, wie Buffy St. Marie. Es gibt heute niemanden, der wie Buffy singen kann.«
    »Da haben Sie recht«, sagte er betrübt, während seine Gedanken ungebeten in das Haus zurückkehrten, in das Badezimmer und zur Flucht vor dem braununiformierten Privatpolizisten. Es war nicht das Meskalin, sagte er sich wieder. Denn der Bulle sah es auch. Jedenfalls sah er etwas.
    »Vielleicht sah er aber nicht das, was ich sah«, murmelte er. »Vielleicht sah er sie bloß da liegen. Vielleicht war sie gefallen. Vielleicht ...« Vielleicht sollte ich zurückgehen, dachte er.
    »Wer hat was nicht gesehen?« fragte Mary Ann Dominic, um gleich darauf tief zu erröten. »Entschuldigen Sie. Ich wollte meine Nase nicht in Ihre Angelegenheiten stecken. Aber Sie sagten, Sie seien in Schwierigkeiten, und ich sehe, daß Sie etwas bedrückt ...«
    »Ich muß in Erfahrung bringen«, sagte er, »was tatsächlich geschah. Alle Antworten sind dort in dem Haus.« Und auf diesen Plaen, dachte er.
    Alys Buckman kannte seine Fernsehshow. Sie kannte seine Plattenaufnahmen. Sie wußte, welche der größte Erfolg gewesen war; sie hae die Plaen gekau. Aber ...
    Aber auf den Plaen war keine Musik. Die Erklärung mit der abgebrochenen Saphirnadel war lächerlich: irgendein Geräusch, verzerrt vielleicht, häe herauskommen müssen. Er hae lange genug mit Plaen und Plaenspielern Umgang gehabt, um das zu wissen.
    »Sie sind ein schwermütiger Mensch«, sagte Mary Ann. Sie hae eine Brille aus ihrer kleinen Stoandtasche genommen und las mit angestrengter Miene die biographischen Angaben auf den Rückseiten der Plaenhüllen.
    »Was mir zugestoßen ist«, erwiderte Jason, »hat mich so gemacht.«
»Hier steht, daß Sie eine Fernsehshow machen.«
Er nickte. »Jeden Dienstagabend um neun. Im NBC.«
»Dann sind Sie wirklich berühmt, nicht wahr? Und ich sitze hier und rede mit einer berühmten Person, die ich kennen sollte. Wie finden Sie das – ich meine, daß ich Sie nicht erkannte, als Sie mir Ihren Namen sagten?«
Er zuckte die Achseln.
»Könnte es sein, daß die Musikbox Lieder von Ihnen hat?« Sie zeigte auf das bonbonfarbene, babylonisch-barocke Monstrum in der Ecke.
»Vielleicht«, sagte er. Es war eine gute Frage.
»Ich werde nachsehen.« Mary Ann Dominic nahm eine Münze aus ihrer Geldbörse, stand auf und durchquerte das Cafe, um sich über die Titel und Namen auf der Liste der Musikbox zu beugen.
Wenn sie zurückkommt, wird sie weniger von mir beeindruckt sein, dachte Jason. Er kannte die Massenpsychologie des

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