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Eine Andere Welt

Eine Andere Welt

Titel: Eine Andere Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Halluzination.
Jemand hae aufgehört, ihm die Droge zu geben, und er war in der Wirklichkeit jenes schäbigen, heruntergekommenen Hotelzimmers mit dem gesprungenen Spiegel und der verwanzten Matratze aufgewacht. Und in diesem nüchternen Zustand war er geblieben, bis Alys ihm eine weitere Dosis verabreicht hae. Kein Wunder, daß sie über ihn und seine Dienstagabend-Fernsehshow Bescheid wußte; durch ihre Droge hae sie diese Show erst geschaffen. Und die beiden Langspielplaen waren nichts als zurechtgemachte Arappen, mit denen sie die Halluzination verstärkt hae.
Allmächtiger, dachte er, ist es das?
Aber das Geld, mit dem er im Hotelzimmer aufgewacht war, dieses Banknotenbündel. Er hob die Hand und fühlte es durch den Stoff der Jacke; es war immer noch da. Woher hae er dieses Geld, wenn er sein wirkliches Leben in Slumvierteln und obskuren Absteigen verbrachte?
Und er wäre im Einwohnerverzeichnis und den Datenzentralen der Polizei registriert gewesen, nicht als ein berühmter Unterhalter und Fernsehstar, sondern als eine gescheiterte Existenz, ein schäbiger Herumtreiber, der sich durch nichts auszeichnete und dessen einzige Glückserlebnisse dem Drogenrausch entstammten.
Er erinnerte sich, daß Alys gesagt hae, er sei schon einmal in dem Haus gewesen. Das traf sicherlich zu. Er mußte dort gewesen sein, um sich seine Drogendosen geben zu lassen.
Vielleicht war er nur einer unter vielen Leuten, die mit Hilfe halluzinogener Drogen synthetische Leben führten, die ihnen Ruhm, Geld oder Macht schenkten, während ihr wirkliches Dasein sich unterdessen in schmutzigen Kellerlöchern und verwanzten Hinterzimmern heruntergekommener Absteigen abspielte. Mitleiderregende Jammergestalten, getretene Opfer der Gesellscha, die sich ganz in ihre Träume geflüchtet haen.
»Sie sind aber nachdenklich«, sagte Mary Ann Dominic. Sie hae ihren Käsekuchen aufgegessen und sah jetzt gesäigt und zufrieden aus.
»Hören Sie«, sagte er mit vor Erregung heiserer Stimme, »ist meine Plae wirklich in dieser Musikbox?«
Sie sah ihn mit großen Augen an, um Verstehen bemüht. »Wie meinen Sie? Wir haben sie doch gehört, nicht wahr? Und wo man die Taste drückt, ist das Etike mit dem Namen.«
Er suchte in den Taschen nach einer Münze, legte sie auf den Tisch. »Spielen Sie die Plae noch mal, bie.«
Sie nahm das Geld, stand gehorsam auf und ging hinüber zur Musikbox. Ihr schönes langes Haar umschmeichelte die kräigen runden Schultern. Sie warf das Geld ein, drückte eine Taste – und er hörte seinen Schlager. Und die Leute an den anderen Tischen nickten und lächelten ihm im Wiedererkennen zu; sie wußten, daß er es war, der dort sang. Sie waren sein Publikum.
Als die Musikbox verstummte, gab es verstreuten Applaus von den Gästen des Cafes.
Jason Taverner nickte in die Runde und quiierte den Beifall mit professionellem Zähneblecken.
»Es ist da«, sagte er verbissen grübelnd zu Mary Ann Dominic. »Hol‘s der Teufel, es ist da!«
In einer seltsamen Aufwallung intuitiver weiblicher Hilfsbereitscha sagte Mary Ann: »Und ich bin auch da.«
Er schien es nicht zu hören. »Ich bin nicht in einem heruntergekommenen Hotelzimmer und träume nicht auf einem verwanzten Feldbe«, murmelte er.
»Nein, das sind Sie nicht.« Ihre Stimme hae einen besorgten, beinahe zärtlichen Klang. Es war offenkundig, daß sie sich um ihn sorgte.
»Dies ist die Wirklichkeit«, sagte er, wie um sich selbst zu überzeugen. »Aber wenn es einmal passieren konnte, und gleich für zwei Tage ...« Die Vorstellung, fortan in immer neuen Ein- und Ausblendungen zwischen der echten und der eingebildeten Wirklichkeit hin und her zu schwanken, versetzte ihn in Angst und Schrecken.
»Vielleicht sollten wir gehen«, sagte Mary Ann besorgt.
Das brachte ihn zu sich. »Tut mir leid«, sagte er. »Sicherlich langweile ich Sie.«
»Ich meine bloß, weil die Leute zuhören.«
Er zuckte die Achseln. »Sollen sie zuhören; die Leute können ruhig wissen, daß auch ein berühmter Star seine Sorgen und Schwierigkeiten hat.« Aber dann stand er doch auf. »Wohin möchten Sie?« fragte er. »Zurück in Ihre Wohnung?« Es bedeutete die Rückkehr in die Nähe des Buckman-Hauses, aber er war optimistisch genug, das Risiko einzugehen.
»Zu mir nach Haus?« fragte sie zweifelnd.
»Glauben Sie, ich würde Ihnen etwas zuleide tun?«
Sie zögerte einen Moment, unschlüssig und nervös. »Hm – nein«, sagte sie endlich.
»Haben Sie in Ihrer Wohnung einen Plaenspieler?« fragte er.
»Ja,

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