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Eine Andere Welt

Eine Andere Welt

Titel: Eine Andere Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Herbstmantel abgeholt hae, der in Belgien für mich bestellt worden war. Er war endlich eingetroffen. Und nun das. Alles umsonst!«
Er versuchte die Arme um sie zu legen, doch sie entzog sich ihm.
»Ich werde nicht zur Polizei gehen«, sagte er.
»Tu, was du willst.« Ihre Stimme war zu einem heiseren Flüstern abgesunken. »Mir ist es gleich. Geh fort! Ich will nichts mehr mit dir zu tun haben! Ich wünschte, ihr wärt beide tot, du und sie. Diese geile dürre Schnepfe – nichts als Schwierigkeiten hat sie mir bereitet. Zuletzt mußte ich sie regelrecht rausschmeißen; sie hing wie ein Blutegel an mir.«
»War sie gut im Be?« fragte er und wich aus, als Heathers Hand nach seinen Augen krallte.
Sie standen sich eine Weile schweigend gegenüber, und Jason konnte ihr erregtes, kurzes Atmen hören. »Du kannst machen, was du willst«, sagte Heather endlich. »Ich werde zur Polizei gehen und mich stellen.«
»Dich suchen sie auch?« fragte er verdutzt.
»Kannst du nicht den ganzen Artikel lesen? Kannst du nicht mal das, verdammt noch mal? Sie wollen meine Zeugenaussage. Sie wollen wissen, wie du über mein Verhältnis mit Alys dachtest. Jeder wußte, daß wir damals miteinander schliefen, verstehst du?«
»Ich wußte nichts von eurem Verhältnis.«
»Ich werde ihnen das erzählen. Wann hast du es erfahren?«
»Eben erst«, sagte er. »Aus diesem Artikel.«
»Du wußtest nichts davon, als du bei ihr warst und sie getötet wurde?«
Er gab auf. Hoffnungslos, sagte er sich. Es war wie in einer Welt aus Gummi. Man prallte überall ab, und alles veränderte die Gestalt, sobald man es berührte.
»Ich gehe«, sagte er.
Er angelte seine Schuhe unter der Couch hervor, setzte sich, zog sie an, band die Schnürsenkel zusammen, stand auf. Dann nahm er das Paket vom Kaffeetisch. »Für dich«, sagte er und warf es ihr zu. Heather griff ungeschickt danach, es traf ihre Brust und fiel dann zu Boden.
»Was ist es?« fragte sie.
»Inzwischen«, sagte er, »habe ich es vergessen.«
Heather kniete nieder, öffnete das Paket, zog Zeitungen und die blau glasierte Vase hervor; Sie war nicht zerbrochen. »Oh«, sagte sie leise. Sie stand auf und hielt die Vase ans Licht, betrachtete sie aus verschiedenen Blickwinkeln. »Sie ist unglaublich schön«, sagte sie. »Danke.«
»Ich habe diese Frau nicht umgebracht«, sagte Jason.
Heather wandte sich von ihm ab und stellte die Vase auf ein hohes Wandregal, auf dem sie allerlei Kleinigkeiten auewahrte. Sie sagte nichts.
»Was soll ich tun?« sagte er. Er wartete, doch sie blieb stumm. »Kannst du nicht sprechen?« fragte er sie.
»Ruf die Polizei an«, sagte Heather. »Sag, daß du hier bist.«
Er ging ans Telefon, nahm ab und wählte die Fernsprechvermilung. »Ich möchte eine Verbindung mit der Polizeiakademie Los Angeles«, sagte er. »Mit General Felix Buckman. Sagen Sie ihm, der Anrufer sei Jason Taverner.« Am anderen Ende der Leitung blieb alles still. »Hallo?« sagte er.
»Sie können die Nummer direkt durchwählen, Sir.«
»Ich möchte, daß Sie es tun«, sagte Jason.
»Aber, Sir ...«
»Bie«, sagte er.
27
    S
    ie kennen diese Droge nicht, weil sie noch nicht in Gebrauch ist«, sagte Phil Westerburg, der mit der Autopsie beauragte Polizeiarzt, zu Felix Buckman. »Sie muß das Zeug aus unserem Speziallabor entwendet haben. Um die Wirkungsweise der Droge zu erklären, muß ich ein wenig weiter ausholen. Sehen Sie, Zeitbindung ist eine Gehirnfunktion. Sie liefert sozusagen das innere Gefüge, den Orientierungsrahmen für die Wahrnehmungen.«
    »Warum ist sie daran gestorben?« fragte Buckman. Es war spät, und sein Kopf schmerzte. Er sehnte das Ende des Tages herbei. »Eine Überdosis?«
    »Wir haben noch keine Möglichkeit, zu bestimmen, welche Menge KR3 eine Überdosis darstellen würde. Die Droge wird gegenwärtig an Freiwilligen im Arbeitslager San Bernardino erprobt, aber es ist noch viel zu früh, um gesicherte Aussagen machen zu können.« Westerburg riß ein Bla von Buckmans Notizblock und begann etwas zu skizzieren. »Nun, wie ich sagte, Zeitbindung ist eine Gehirnfunktion und geht vor sich, solange das Gehirn Sinneswahrnehmungen und Reizeindrücke empfängt. Wir wissen, daß das Gehirn ohne räumlich-zeitliche Orientierung nicht richtig funktionieren kann, aber wir können noch nicht sagen, warum es sich so verhält. Wahrscheinlich hängt es mit der Notwendigkeit zusammen, die Realität in einer Weise zu stabilisieren, die es erlaubt, Abfolgen in Begriffen wie ›vorher‹ und

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