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Eine andere Wirklichkeit. Neue Gespräche mit Don Juan

Eine andere Wirklichkeit. Neue Gespräche mit Don Juan

Titel: Eine andere Wirklichkeit. Neue Gespräche mit Don Juan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Castaneda
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Büschen. Es war, als wollte er sich verbergen. Ich starrte angestrengt hinüber und konnte tatsächlich die Silhouette des Mannes für einen Moment im Auge behalten, obwohl er versuchte, sich im dunklen Schatten der Büsche zu verstecken. Dann kam mir ein logischer Gedanke. Mir fiel ein, daß dieser Mann Don Juan sein mußte, der uns wohl die ganze Zeit gefolgt war. Kaum hatte ich in dem Moment die Überzeugung gewonnen, daß es sich so verhielt, da erkannte ich auch schon, daß ich seine Umrisse nicht mehr ausmachen konnte; vor mir lag nur noch die undifferenzierte dunkle Masse des Wüsten-Chaparral. Ich näherte mich der Stelle, an der ich den Mann gesehen hatte, aber ich fand niemanden. Auch Don Genaro war nirgends zu sehen, und da ich den Weg nicht kannte, setzte ich mich hin und wartete. Eine halbe Stunde später kamen Don Juan und Don Genaro. Sie riefen laut meinen Namen. Ich stand auf und ging zu ihnen. Wir gingen in tiefem Schweigen zum Haus zurück. Mir war die schweigsame  Unterbrechung willkommen, denn ich war völlig desorientiert. Ich erkannte mich selbst nicht wieder. Don Genaro machte etwas mit mir, das mich hinderte, meine Gedanken so zu formulieren, wie ich es gewohnt war. Das wurde mir deutlich, als ich mich unterwegs hinsetzte. Automatisch hatte ich die Uhrzeit festgestellt, hatte mich hingesetzt und war still geblieben, als sei mein Kopf ausgeschaltet. Aber ich saß dort in einem nie zuvor gekannten Zustand der Wachsamkeit. Es war eine Art Gedankenlosigkeit, fern jeglicher Besorgnis. Während dieser Zeit schien die Welt in einer merkwürdigen Balance zu sein. Es gab nichts, was ich hätte hinzufügen, nichts, was ich hätte abziehen können. Als wir das Haus erreichten, rollte Don Genaro eine Strohmatte aus und wir gingen schlafen.
    Am nächsten Tag drängte es mich, Don Juan meine Erlebnisse zu erzählen. Er ließ mich nicht zu Wort kommen.
18. Oktober 1970
    »Ich glaube, ich weiß, was Don Genaro gestern abend tun wollte«, sagte ich zu Don Juan.
    Ich sagte das, um ihn aus der Reserve zu locken. Seine permanente Weigerung, zu sprechen, machte mich nervös. Don Juan lächelte und nickte langsam mit dem Kopf, als stimme er dem, was ich gesagt hatte, zu. Ich hätte seine Gebärde als Bestätigung aufgefaßt, wenn nicht dieses seltsame Blitzen in seinen Augen gewesen wäre. Es war, als lachten seine Augen mich aus.
    »Du glaubst nicht, daß ich es versteh, nicht wahr?« fragte ich auftrumpfend. »Ich nehme an, du verstehst... ja, du verstehst, wirklich. Du begreifst, daß Genaro die ganze Zeit hinter dir war. Doch auf das Verstehen kommt es nicht wirklich an.« Seine Feststellung, daß Don Genaro die ganze Zeit hinter mir gewesen war, schockierte mich. Ich bat ihn, mir das zu erklären. »Dein Sinn ist nur darauf aus, die eine Seite der Sache zu sehen«, sagte er.
    Er nahm einen trockenen Zweig und bewegte ihn in der Luft. Er zeichnete nicht in der Luft, sondern machte mit dem Zweig dieselben Bewegungen, die er sonst mit den Fingern macht, wenn er die Spreu aus einem Haufen Samen aussortiert. Die Bewegung mit dem Zweig glich einem leichten Stochern oder Kratzen in der Luft. Er wandte sich mir zu und sah mich an, und ich hob mit einer Geste der Verlegenheit die Schultern. Er rückte näher und wiederholte seine Bewegungen, wobei er acht Punkte auf dem Boden einzeichnete. Er schlug einen Kreis um den ersten Punkt.
    »Du bist hier«, sagte er. »Wir alle sind hier; dies ist das Fühlen, und wir bewegen uns von hier nach dort.« Er machte einen Kreis um den zweiten Punkt, den er direkt über dem ersten eingezeichnet hatte. Dann fuhr er mit dem Zweig zwischen den beiden Punkten hin und her, wie um einen lebhaften Verkehr anzudeuten. »Es gibt aber noch sechs weitere Punkte, die ein Mann beherrschen kann«, sagte er. »Die meisten Menschen wissen nichts von ihnen.«
    Er hielt den Zweig zwischen die Punkte eins und zwei und stieß ihn in den Boden. »Was du Verstehen nennst, ist der Schritt zwischen diesen beiden Punkten«, sagte er. »Das tust du schon dein ganzes Leben lang. Wenn du sagst, du würdest mein Wissen verstehen, dann hast du nichts Neues zuwege gebracht.« Darauf verband er einige der acht Punkte durch Linien mit anderen Punkten; es entstand eine längliche Trapezoid-Figur, die acht Zentren hatte, von denen ungleich viele Strahlen ausgingen.
    »Jeder dieser sechs übrigen Punkte ist eine Welt für sich, genau wie Fühlen und Verstehen zwei Welten für dich sind«, sagte er.
    »Warum acht

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