Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine angesehene Familie

Eine angesehene Familie

Titel: Eine angesehene Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
spucken.
    Erst hinterher, als er von ihr abfiel, als er auf dem Rücken lag, den zitternden Bauch hochgewölbt, die Augen glotzig, die rechte Hand auf das Herz gepreßt, pfeifend atmend und naß von Schweiß, hatte sie sich aus dem Bett fallen lassen, war ins Bad gelaufen und hatte sich erbrochen. Dann hatte sie geduscht, sich mit herbem Herrenparfüm eingesprüht und war zurückgekommen, das breite Badetuch um den Körper gewickelt. Bollwitz lag noch immer reglos auf dem Bett, mit gespreizten Beinen.
    »Sie haben noch anderthalb Stunden gut!« sagte sie und setzte sich an das Fußende. Auf das ›Sie‹ legte sie Wert. Die Benutzung eines Körpers berechtigt noch nicht zu Vertraulichkeiten – einer von Bibis Lehrsätzen. »Soll ich etwas zu trinken holen?«
    »Du bist phantastisch, Monika!« keuchte Bollwitz, der noch immer Atembeschwerden hatte. »Willst du bei mir bleiben?«
    »Als Ihre Geliebte?«
    »Ja.«
    »Sie sind wohl verrückt?!«
    »Du kannst dir wünschen, was du willst!«
    »Das habe ich schon mal gehört! Hubert Bollwitz, Sie hätten keine Freude an mir. Ich bin nicht von zu Hause weg, um bei Ihnen hängen zu bleiben! Sie verkennen völlig die Situation. Ich will Ihr Geld, mehr nicht.«
    »Du kannst bei mir unbeschränkt über Geld verfügen!« Bollwitz richtete sich auf und bedeckte seinen Unterleib mit beiden Händen.
    »Ich will frei sein!« sagte Monika hartnäckig. »Was hätte ich bei Ihnen? Sie müßten mich vor allen Leuten verstecken, und ich dürfte immer nur warten, bis Sie kommen und mit den Fingern schnippen: Komm ins Bett, hopphopp! Ein Automat, in den Sie einen Schein stecken, und der dann Liebe machen muß. Das ist doch ein Leben zum Kotzen, nicht wahr? Sowas bieten Sie mir an?«
    »Wo willst du denn hin?«
    »Irgendwo gibt es schon einen Platz für mich.« Sie blickte auf die goldene Uhr, die auf einer Konsole stand. »Sie verreden die Zeit, Herr Bollwitz. Ihnen steht noch was zu.«
    »Zieh dich an!« sagte Bollwitz grob.
    »Schon am Ende?«
    »Oh Gott, ich könnte dir jetzt eine schmieren!« Bollwitz rumpelte aus dem Bett und warf einen seidenen Morgenmantel über seine Nacktheit. Gleich kam er sich stärker und überlegener vor. Draußen goß es. Das Wasser klatschte gegen die großen Sprossenfenster und trommelte auf das Dach. »Hör dir das Wetter an! Du bleibst heute bei mir. Morgen früh sehen wir weiter.«
    »Morgen früh? Das wird aber teuer für Sie.«
    Bollwitz winkte ab. Er ging ins Badezimmer, ließ Wasser in die große Wanne laufen und kam ins Schlafzimmer zurück. Monika saß noch immer nackt, mit umgewickeltem Frottiertuch, auf der Bettkante. Sie hatte im Nachttisch etwas gefunden und blätterte darin herum. Dänische Porno-Magazine mit großen Farbfotos. Bollwitz drückte das feiste Kinn an. Monika klappte das Magazin zu und wedelte mit ihm durch die Luft.
    »So was haben Sie gern?« sagte sie. »Paßt zu Ihnen!«
    »Wir können uns die Bilder ja gemeinsam ansehen. Vielleicht lernst du noch was.«
    »Wozu?« Sie warf das Magazin auf den Teppich. »Für sowas würde Ihr ganzes Geld nicht reichen …«
    Sie blieb tatsächlich bis zum Morgen, weil es so heftig regnete und Bollwitz wider Erwarten ein guter Gastgeber war. In der Küche, bald so groß wie in einem Hotel, bereitete Monika ein Abendessen. Im angebauten Kühlhaus fand sie alles, was sie brauchte. Sie entschied sich für Jägersteak, briet es in der Grillpfanne medium, garnierte die Steaks mit Steinpilzen und gebräunten Zwiebelringen, gebratenen Speckstückchen und Gurkenwürfeln, und Bollwitz holte einen köstlichen Bordeaux aus dem Regal neben dem Kamin und vergaß, glücklich; wie er war, daß ihn das alles zweitausend Mark kosten würde.
    Später war Bollwitz so betrunken, daß er ins Bett schwankte und nur noch lallend nach Monika rufen konnte. Sie legte sich neben ihn, streichelte sein dickes, rotes Gesicht, duldete seine Finger an ihrem Schoß und ließ ihn schnell einschlafen. Dann stand sie auf, ging zurück in die riesige Wohnhalle, setzte sich an die Panoramascheibe und starrte in den nächtlichen Wald, der gleich hinter der Terrasse begann. In aller Nüchternheit zog sie Bilanz. Mit zweitausend Mark war eine ganze Woche gerettet. Eine ganze Woche lang würde es nicht nötig sein, sich wieder anzubieten. Sie war jetzt ganz unten gelandet, tiefer ging es nicht mehr, aber obwohl sie hatte erbrechen müssen und der Ekel sie durchschüttelte wie ein Frost, kam ihr dieser erste Verkauf ihres Körpers

Weitere Kostenlose Bücher