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Eine angesehene Familie

Eine angesehene Familie

Titel: Eine angesehene Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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heraus, den sie sich auch später nicht erklären konnte, sagte sie ohne Zögern: »Ja.« Ein Mann will Mama kurz vor Mitternacht sprechen. Ein Mann, der sich nicht sofort mit seinem Namen meldet, sondern erst vorsichtig die Lage sondiert. Sie atmete tief durch. »Wer sind Sie?«
    »Ein Teilhaber Ihres Mannes«, sagte die Männerstimme. »Sie wundern sich? Ihr Mann hat keinen Teilhaber? Irrtum, Frau Barrenberg. Ihr Mann und ich teilen bei einer besonders schönen Frau das Bett. Natürlich nicht zur selben Zeit, sondern im Wechsel. Wenn ich gehe, kommt er – oder umgekehrt. Ihr Mann ist heute spät nach Hause gekommen, nicht wahr? Etwas abgespannt und müde? Kein Wunder. Unsere gemeinsame Freundin ist eine wilde Hummel! Wer aus ihren Armen kommt, ist erst mal groggy. Und schließlich ist Ihr Mann nicht mehr der Jüngste, auch wenn er glaubt, noch mithalten zu können!«
    »Wer – wer sind Sie?« sagte Monika leise. Ihre Kehle war wie verrostet. »Sie Lügner! Sie Schwein … Sie erbärmliches Schwein!«
    »Ich rufe Sie an, Frau Barrenberg, um Ihnen zu sagen, daß ich dieses Hin- und Herhüpfen im Bett nicht dulde! Es hat mich einige Anstrengungen gekostet und Bettina – so heißt unser gemeinsames Töpfchen – ein paar blaue Flecke, ehe ich mir im klaren war, wer mein Partner ist. Warnen Sie Ihren Mann, meine Beste! Wenn ich ihn erwische, wäre ich in meinem Zorn bereit, ihm das abzuschneiden, womit er hausieren geht! Wir verstehen uns?«
    »Nein!« Monika atmete hastig. Das ist alles nicht wahr. Das ist ein ganz übler Stammtischscherz. Papas Freunde sind solche Typen. Nachher rufen sie ein zweites Mal an und brüllen »Prost!« ins Telefon. Papa und eine Geliebte … Das gibt es nicht! Das ist unmöglich. Absurd ist das! Papa liebt doch Mama über alles! Wenn eine Familie in Ordnung ist, dann unsere!
    »Nein! Ich verstehe Sie nicht!« sagte sie fest. »Ich glaube meinem Mann! Auf anonyme Anrufe reagiere ich nicht! Wenn Sie mir Ihren Namen nennen –«
    »Fragen Sie Ihren Mann nach Bettina«, sagte der Anrufer. »Das reicht, um Ihnen zu zeigen, wie ernst meine Warnung gemeint ist.«
    Der Fremde hatte aufgelegt. Monika starrte auf das Telefon, legte den Hörer zurück und schloß die Augen. Ich glaube es nicht, dachte sie. Man kann Mama gar nicht mit einer anderen Frau betrügen. Weil keine andere Frau so schön ist wie sie. Welcher Mann geht zu einer häßlicheren Geliebten?
    »Was ist denn?« hörte sie Barrenberg rufen. Ein Stuhl scharrte. »Wer ist denn dran?«
    Sie hob die Schultern, zog den Kopf ein und beeilte sich, in die große Wohnhalle und von dort in das Eßzimmer zurückzukommen. Barrenberg hatte seine rote Grütze aufgegessen. Er war zutiefst zufrieden, steckte sich eine leichte Zigarre an – die Davidoff Indonesia – und schwenkte gerade einen neuen Kognak in dem großen Napoleonglas. Maria tupfte sich mit ihrer Serviette die Lippen ab; es sah etwas gekünstelt aus, rokokohaft, als hantiere sie mit einem Spitzentüchlein.
    »Wer war der unhöfliche Strolch?« rief Barrenberg. »Um diese Zeit!«
    »Bettina«, sagte Monika lässig.
    Ihr Blick hing an ihrem Vater. Aber in Barrenbergs Miene verzog sich nichts. Er paffte an seiner Zigarre. Monikas Herz machte einen Sprung. Ich habe es gewußt! Papa, du bist der Beste! Du kannst Mama nicht betrügen. Wie gemein von mir, das eine Sekunde lang für möglich gehalten zu haben, verzeih mir, Papa …
    »Bettina ist eine meiner Freundinnen«, sagte sie. Ihre Stimme klang hell, fast jubelnd. »Sie war mit mir im Konzert.«
    »Und muß um Mitternacht mit dir quatschen? Ihr habt vielleicht Nerven! Gewöhn ihr das ab, Kikak.«
    »Ich werd's ihr bestellen, Papa.«
    Kurz nach Mitternacht gingen sie zu Bett. Barrenberg schaute sich noch die Spätnachrichten im Fernsehen an. »Lohnt sich auch nicht mehr!« sagte er hinterher und gähnte. »Auch die Brüder im Funkhaus sind müde. Wenn du wüßtest, Maria, was heute für ein Tag war! Mir hängt der Schlaf wie ein Sack bis zu den Kniekehlen.«
    In der Dunkelheit des Schlafzimmers, unter dem Spitzenbaldachin ihres breiten gemeinsamen Lagers, der Kopie eines königlichen Himmelbettes, lag Maria noch lange wach und starrte nach oben.
    Er hat sie nicht gesehen, die neue Frisur! Und auch Monika hat kein Wort gesagt. Ob sie merken würden, wenn ich mir die Haare blau färben ließe? Ist alles in unserem Leben so selbstverständlich?
    Neben ihr schnarchte Eduard. Sein Atem roch nach Kognak und kalten Zigaretten.
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