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Eine angesehene Familie

Eine angesehene Familie

Titel: Eine angesehene Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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erreichte Petrescu Bettina noch bei Bieringer und sagte: »Meine Rose, ich bin unglücklich. Ich muß gleich nach München. Ich rufe schon vom Airport an. Ein Exporteur auf der Durchreise will mich unbedingt sprechen. Er fliegt morgen früh weiter nach London; München ist die einzige Möglichkeit, ihn zu sehen. Wir werden die ganze Nacht konferieren. Ich nehme dann die Frühmaschine nach Frankfurt und schlafe mich bei dir aus. Bist du böse?«
    »Ja!« sagte Bettina. Ihr Herz zitterte bis in die Kehle. »Alles so plötzlich.«
    »Und Eduard Barrenberg ausgerechnet jetzt in Florenz! Ist das ein Pech für ihn!« Petrescu lachte spöttisch.
    »Du bist gemein, Petro!«
    »Ich lebe ohne Illusionen! Was soll ich dir aus München mitbringen? Was wünschst du dir?« Er sprach wie ein untreuer Ehemann, der mit Geschenken sein Gewissen beruhigen will.
    »Ich will nichts!« sagte sie. »Ich will nur Frieden.«
    »Das ist das teuerste, was man sich wünschen kann!« Petrescus Gedanken waren bei Maria Barrenberg und der Zerstörung der angesehenen Familie. »Und man bekommt es nicht einmal! Frieden ist ausverkauft, meine Rose. Ich bringe dir statt dessen eine schöne Anstecknadel mit Brillanten und Rubinen mit. Schlaf gut, mein Liebling!«
    Für Barrenberg war es vielleicht die schönste Stunde seines Lebens, als Bettina von Bieringer zurückkam und ihm in der Diele ihrer Wohnung mit einem Freudenschrei um den Hals fiel.
    »Ich liebe dich!« sagte sie und küßte ihn mit einem Überschwang, den er bisher an ihr noch nicht in solchem Maße erlebt hatte. »Oh, ich liebe dich! Ich – ich kann gar nicht sagen, was mit mir los ist …«
    Was Eduard Barrenberg in dieser Nacht, der ersten vollen, ungestörten Nacht mit Bettina erfuhr, veränderte ihn völlig. Er spürte es von Stunde zu Stunde, von Umarmung zu Umarmung: Was er festhielt, was er an sich preßte, diese Muskeln, diese Haare, diese Haut, diese Hüften, dieser Atem, diese Wärme, alles, alles, was sich ihm so rückhaltlos hingab, war wert, daß er es mit dem Einsatz des eigenen Lebens verteidigte. Alle Sehnsüchte fanden Erfüllung.
    Makaroff-Petrescu überraschte Maria mit einer Umdisposition. Er begrüßte sie in der Halle des ›Frankfurter Hofes‹ mit einem Handkuß und bewunderte wiederum ihre Eleganz und Schönheit. Die Erregung in ihren Augen, diesen gehetzten Blick, übersah er.
    »Ich habe es mir anders überlegt, du schönste aller Frauen«, sagte er pathetisch, wie es Maria von ihm gewöhnt war. »Ich könnte mir denken, daß du im Schloßhotel Kronberg vielleicht Bekannte triffst – und das wäre peinlich für dich. Ich habe für uns ein kleines, nettes Hotel in Königstein ausgesucht. Einverstanden?«
    »Mir ist alles egal!« sagte Maria Barrenberg gepreßt. »Von mir aus kannst du mich hier in der Halle ausziehen …«
    »Aber Liebling!« Makaroff streichelte ihren Arm. »Diesen Anblick gönne ich nur mir, nicht den anderen.« Er lächelte sie mit strahlenden Augen an. »Das klingt alles so resignierend. Was ist passiert?«
    »Das fragst du noch? – Hast du die Negative bei dir?«
    »Ja.«
    »Zeig sie her! Ich will sie sehen, bevor ich mitfahre.«
    Er klopfte auf seine Brusttasche. Sein Anzug war beste Maßarbeit, in Rom geschneidert, stahlblau mit winzigem Punktemuster. Hemd und Krawatte, auch die Strümpfe paßten dazu. »Hier ruhen sie. An meinem Herzen.«
    »Hol sie heraus. Ich glaube dir nicht.«
    »Aber Maria!« Er schüttelte den Kopf, holte einen Umschlag hervor und ließ sie hineinblicken. Es waren fünf Streifen Kleinbild. »Warum so mißtrauisch?«
    »So viel? Wieviel Bilder hast du gemacht?«
    »Einen ganzen Film voll. Du warst ein Modell von seltener Ausdruckskraft.«
    »Hätte ich Monika nicht – vielleicht hätte ich mich umgebracht!« sagte sie dumpf. »Ich habe daran gedacht, wirklich. Aber dann habe ich mir gesagt: Das ist dieser Schuft von Makaroff nicht wert! Ich habe mehr Aufgaben im Leben, noch immer. Ich denke nicht daran, mich von diesem Lumpen unterkriegen zu lassen.«
    »Das ist aber kein würdiger Auftakt für eine selige Nacht.« Makaroffs Gesicht zeigte Betroffenheit und Trauer. »Maria, diese Fotos sind mein größter Schatz.«
    »Was bist du doch für ein Heuchler!« Sie sah mit zitternden Lippen, wie er das Kuvert mit den Negativen wieder in seine Rocktasche steckte. »Du weißt genau, daß diese Nacht nur ein Geschäft ist! Um klare Voraussetzungen zu schaffen: Erst bekomme ich die Negative, und dann erst …« Sie

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