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Eine Art von Zorn

Eine Art von Zorn

Titel: Eine Art von Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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Uhr mit ihr eine Verabredung. Ich allein, keine Kamera, falsche Namen, alles wie bei Verschwörern. Der Mittelsmann sagt, sie fürchte sich.«
    »Wovor?«
    »Ich hoffe, daß sie mir das verraten wird.«
    »Wann haben Sie die Zusage bekommen?«
    »Vor wenigen Minuten.«
    Er pfiff durch die Zähne. »Was hat sie dazu veranlaßt, mitzuspielen?«
    »Moralische Erpressung, indirekt angewandt. Aber diesen Teil der Story lassen wir weg. Das habe ich mit dem Mittelsmann ausgehandelt.«
    »Mr. Chase?«
    »Nein. Jemand ganz anderer. Wenn es nicht nötig ist, weiter Druck auszuüben – etwa falls sie nicht kommt – so habe ich den Namen schon wieder vergessen.«
    Es folgte eine Pause. »Das können wir später entscheiden«, sagte er schließlich. »Sie sagten: ohne Fotoapparat. Was wär’s mit einem Tonband?«
    »Davon wurde nicht gesprochen.«
    »Keine Zeugen. Keine Fotos. Wir sollten irgendein Beweisstück haben, falls später etwas geleugnet wird. Haben Sie ein Tonbandgerät bei sich?«
    »Nein.« Selbst wenn ich den Auftrag ernst genommen hätte, als ich Paris verließ, hätte ich mich kaum mit einem Tonbandgerät belastet.
    Es gelang Sy, sich zu beherrschen; er wollte, daß ich ruhig und zuversichtlich blieb. »Glauben Sie, daß Sie dort eines auftreiben können?« fragte er. »Dieses kleine deutsche Batteriegerät wäre am geeignetsten. Sie könnten es in die Tasche stecken.«
    »Das Gespräch aufnehmen, ohne es ihr zu sagen?«
    »Das ist Ihre Sache. Überzeugen Sie sich erst einmal, inwieweit sie zu einer Zusammenarbeit bereit ist. Improvisieren Sie. Reicht das Geld noch?«
    »Ja.«
    »Rufen Sie mich später im Büro an, ja? Sobald Sie können.«
    »Werde ich machen.«
    »Und noch etwas, Piet. Lassen Sie sie nicht entwischen, ja? Vergewissern Sie sich, wie man ein anderes Mal an sie herankommt. Wenn die Gschaftlhuber los sind, müssen wir wissen, wo sie ist. Kapiert?«
    »Kapiert.« Mit ›Gschaftlhuber‹ meinte er die Polizei.
    »Und noch etwas, Piet …« Er machte eine Pause. Er ließ mich nur ungern allein. Er wünschte verzweifelt, er hätte jemanden eingesetzt, der so wie er wußte, wie die Sache anzupacken war.
    »Ja?«
    »Machen Sie es gut, dann kriegen Sie nicht nur eine Mordsprämie, sondern dann haben Sie es dem alten Schweinehund auch ein für allemal gezeigt.«
    »Wenn ich ein Tonbandgerät kaufen will, muß ich mich beeilen, sonst sind die Geschäfte alle schon geschlossen.«
    »Ja, natürlich. Wir sprechen später miteinander. Ich werde mit den Leuten vom Nachtdienst im Büro sein und warten.« Endlich legte er auf.
    Ich ging hinaus, und es gelang mir, ein Hi-Fi-Ge­schäft zu finden, in dem es Miniatur-Tonbandgeräte zu kaufen gab. Gleichzeitig kaufte ich ein Mikrofon, das als Armbanduhr getarnt war, und ließ mir vom Verkäufer zeigen, wie ich das Kabel unter meinem Ärmel durchziehen mußte, damit ich es an das Aufnahmegerät in meiner Brusttasche anschließen konnte.
    Er grinste über die verrückte Erfindung. Ich behielt das Ganze gleich an, aber als ich den Laden verließ, kam ich mir lächerlich vor.
    Ich hatte meinen Wagen beim Ruhl geparkt. Der Gedanke an ein vorzügliches Essen reizte mich nicht mehr. Ich ließ den Wagen stehen und suchte mir ein kleines Restaurant in einer nahen Seitenstraße.
    Gegen halb zehn befand ich mich auf der Straße, die zur Moyenne Corniche hinaufführt. Ich kam fünfzehn Minuten zu früh im Relais Fleuri an.
    Es war ein kleines Café-Restaurant, daneben war eine Tankstelle für Dieselöl. Wahrscheinlich gehörte beides ein und demselben Besitzer. In der näheren Umgebung standen keine Häuser. Das Restaurant hatte ein Routier -Zeichen und außerdem einen großen Parkplatz. Anscheinend kehrten hier hauptsächlich Fernfahrer ein, die die Corniche benutzten.
    Ich parkte das Auto neben einem kleinen Lastwagen und ging in das Café. Eine freundliche Kellnerin brachte mir einen Kaffee und einen Fine.
    Die Zeit verstrich sehr langsam. Um fünf vor zehn fragte ich nach dem Telefon und bezahlte einen jeton . Das Telefon befand sich neben dem Waschraum, wo ich zwei weitere Minuten totschlug, bevor ich anrief.
    Es meldete sich eine Männerstimme.
    » Ich möchte, bitte, Adèle sprechen « , sagte ich.
    »Wen?«
    »Adèle.«
    »Hier gibt es keine Adèle. Sie haben eine falsche Nummer gewählt.«
    »Welche Nummer haben Sie denn?«
    Die Nummer, die er mir nannte, war dieselbe, die ich hatte.
    »Adèle?«
    »Ich habe es Ihnen schon gesagt, es gibt hier keine Adèle. Sie haben

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