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Eine Art von Zorn

Eine Art von Zorn

Titel: Eine Art von Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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wissen nicht, daß ich Lucia über Ihre Frau erreicht habe, und ich habe den Redakteur vorsätzlich irregeführt, als er mich deswegen befragte. Aber er kennt Ihren Namen, und er weiß auch über Patrick Chase Bescheid. Ich habe nicht mehr als zwanzig Minuten gebraucht, um herauszufinden, wo Sie hier wohnen. Wenn die beiden hier sind, werden sie es wahrscheinlich in zehn Minuten wissen.«
    »Ich kann mich weigern, sie zu empfangen.«
    »Die beiden sind nicht so leicht zu behandeln wie ich, Mr. Sanger. Wenn Sie sie loswerden wollen, dann müssen Sie schon die Polizei rufen. Ich rate Ihnen, Mougins zu verlassen, solange Sie noch können. Darum bin ich hergekommen.«
    Er antwortete sofort mißtrauisch. »Warum sollten Sie das tun? Was bezwecken Sie damit? Wollen Sie mich hereinlegen?«
    »Was Sie betrifft, so halte ich nur das Versprechen, das ich Ihrer Frau gegeben habe. Ich soll den Redakteur um sieben auf dem Flughafen in Nizza treffen. Ich werde nicht dort sein. Aber ich werde auch nicht hier sein. Im Hotel wird gerade meine Rechnung ausgestellt. Ich ziehe heute nacht in irgendein kleines Hotel in Nizza.«
    »Wollen Sie damit sagen, daß Sie Ihre Zeitschrift betrügen? Man wird Sie hinauswerfen.«
    »Das hoffe ich, aber ich bezweifle es. Zumindest werden sie mich nicht sofort hinauswerfen. Solange die beiden Sie nicht persönlich interviewt haben, können sie nichts über Sie drucken, was Sie mit dieser Geschichte in Verbindung bringt. Da die beiden Sie nicht finden können, werden sie versuchen, mich zu finden. Wenn ihnen das gelingt, dann werden sie an meinen beruflichen Ehrgeiz und an meinen gesunden Menschenverstand appellieren.«
    »Und werden sie damit Erfolg haben?«
    »Ich habe keinen beruflichen Ehrgeiz was dieses Magazin betrifft. Und unter gesundem Menschenverstand stelle ich mir etwas anderes vor als der Redakteur. Ich werde weiter versuchen, Sie zu decken, wenn es mir möglich ist. Aber unter einer Bedingung.«
    Er seufzte. »Das habe ich befürchtet.«
    »Ich muß mich auch weiterhin mit Lucia Bernardi in Verbindung setzen können. Und zwar direkt.«
    »Ach so.« Er schien erleichtert. »Nun gut, ich gehe jetzt wohl am besten Adèle wecken.« Dann blieb er stehen. »Ich verstehe immer noch nicht, warum Sie das tun. Einfach, um ein Versprechen zu halten? Das kann ich verstehen. Und ich brauche Ihnen wohl nicht zu sagen, wie dankbar ich Ihnen bin. Aber ist es so einfach? Sie, ein Mann, der für 50000 Dollar nicht gekauft werden konnte, behaupten jetzt, keinen beruflichen Ehrgeiz zu haben. Sie tun Ihren Job, als wäre Ihnen viel daran gelegen, und zugleich sagen Sie, Sie hofften, ihn zu verlieren. Was treibt Sie diesmal, Maas? Wieder der alte Drang zur Selbstzerstörung oder etwas Neues? Gibt Ihnen eine gesunde Wut Auftrieb?«
    Die Frage war gut. Ich wußte nicht, wie ich sie beantworten sollte. »Vielleicht ist es das«, sagte ich. »Wir müssen uns einmal ausführlich darüber unterhalten. Aber glauben Sie nicht, daß jetzt Eile not täte?«
    Er zuckte die Achseln. »Sie haben recht.« Er ging die Treppe hinauf. »Nehmen Sie sich etwas zu trinken.«
    Ich goß mir einen doppelten Whisky ein und dachte über die Vorsichtsmaßnahmen nach, die getroffen werden mußten. Zum Beispiel das Dienstmädchen. Sanger würde ihm auftragen müssen, zu sagen, daß ich nur einmal hier angerufen hätte; das würde den Eindruck erwecken, als hätte Sanger mich auf eine andere Spur gelenkt. Dem Mädchen müßte auch verboten werden, Madame Sangers Vornamen zu nennen, falls sie danach gefragt werden würde.
    Nach einer Weile kam Sanger angezogen wieder herunter.
    Er trug eine Aktentasche, in die er einige Papiere aus einem kleinen Wandsafe im Alkoven steckte. Ich erwähnte die Vorsichtsmaßnahmen.
    Er nickte. »Das habe ich schon mit Adèle besprochen«, sagte er. »Marie ist an Diskretion gewöhnt. Sie wird sagen, daß Sie nach Peira-Cava weitergefahren seien. Was ja stimmt. Der Kellner in jenem Hotel erinnert sich vielleicht sogar an Sie, falls Ihre Leute dort Nachforschungen anstellen.«
    »Wie werde ich Lucia erreichen können?«
    »Das wird Ihnen Adèle erklären.« Er dachte einen Augenblick nach. »Die beiden werden sich Mühe geben, Sie zu finden, nicht wahr?«
    »Wahrscheinlich. Aber ich sehe nicht ein, wie ihnen das gelingen sollte.«
    »Sie fahren doch einen Mietwagen?«
    »Ja.«
    »Wissen Sie, was ich an Ihrer Stelle tun würde?«
    »Was?«
    »Ich würde bei den großen Unternehmen nachfragen – es gibt nur

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