Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Art von Zorn

Eine Art von Zorn

Titel: Eine Art von Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
Vom Netzwerk:
Mittelsperson erfährt ja erst davon, wenn sie das Magazin liest. Das gibt uns vier Tage Zeit, die wir ausnützen können. Danach wird die ganze Welt die Story kennen, und es wird verdammt wenig ausmachen, ob die Mittelsperson Sie für einen Lumpen hält oder nicht, denn dann brauchen wir sie nicht mehr. Und jetzt hören Sie auf, den Schwierigen zu spielen. Sagen Sie uns, was Sie wissen.«
    »Ich werde mir Ihren Vorschlag überlegen.«
    Darauf folgte eine längere Pause. Sy hatte die Hand über das Mundstück des Hörers gelegt, damit ich nicht verstehen konnte, was gesprochen wurde. Ich konnte es mir jedoch vorstellen. Als er wieder mit mir sprach, war seine Stimme gewollt freundlich.
    »Okay, Piet, denken Sie darüber nach. Wir haben noch ein paar Stunden, und wir können jetzt New York davon unterrichten, daß die Story bald kommen wird. In der Zwischenzeit würde Ihnen ein Schläfchen ganz guttun, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Gut, dann will ich Ihnen etwas sagen. Wir brauchen eine großaufgemachte Fortsetzungsgeschichte. Deshalb glaube ich, daß wir alle kräftig ans Werk gehen und mithelfen müssen. Ich werde in Orly in eines der Presseflugzeuge steigen und bin gegen sieben Uhr in Nizza. Sie schlafen jetzt ein paar Stunden und holen mich dann am Flugplatz ab. Einverstanden?«
    »Ja.«
    »Ach ja, und bestellen Sie mir bitte ein Zimmer in Ihrem Hotel. Oder nein, warten Sie. Sagen wir lieber, zwei Zimmer. Wahrscheinlich werde ich Bob Parsons aus Rom kommen lassen. Er dürfte gleichzeitig mit mir dort sein. Unterdessen können Sie von der Prämie träumen, die Sie bekommen werden. Zufrieden?«
    »Ja, natürlich.«
    »Also, dann bis sieben.« Er legte auf.
    Mit einem hatte er recht gehabt: Ich war müde. Trotzdem hatte ich nicht die Absicht, schlafen zu gehen. Ich packte meine Reisetasche und ging hinunter zum Nachtportier.
    »Tut mir leid«, sagte ich zu ihm, »aber ich muß binnen einer Stunde nach Paris verreisen. Machen Sie die Rechnung fertig und schreiben Sie den letzten Anruf noch drauf. In einer halben Stunde bin ich wieder da.«
    Er beteuerte, daß nur ein einziger Mann die Rechnungen ausstellen dürfe, und der sei schon im Bett. 25 Francs überzeugten ihn jedoch davon, daß hier ein Notfall nach Sofortmaßnahmen verlange. Er wandte sich wieder dem Schaltbrett zu, und ich fuhr nach La Sourisette.
    Es wäre mir lieber gewesen, vorher anzurufen, aber ich fürchtete, der Portier könnte sich später an die Nummer erinnern.
    Über der Haustür brannte eine Laterne, sonst war alles dunkel. Der Hund jedoch hatte das Auto gehört und zu bellen begonnen, bevor ich klingelte. Nach, einer Weile öffnete das Mädchen die Tür, ohne jedoch die Sicherheitskette abzunehmen.
    Monsieur und Madame schliefen schon und könnten nicht gestört werden. Ich verhandelte mit ihr; der Hund bellte; schließlich rief Sanger die Treppe hinunter: »Wer ist da? Was ist los?«
    »Maas. Ich muß Sie unbedingt sprechen.«
    Er schickte Mädchen und Hund fort. Wenig später nahm er die Sicherheitskette ab und öffnete die Tür. Er trug einen Pyjama und einen seidenen Schlafrock.
    »Es ist schon ein Uhr vorbei«, sagte er unwirsch. »Hätte es denn nicht bis morgen früh Zeit gehabt?«
    »Nein. Es ist äußerst wichtig. Ich meine, wichtig für Sie, nicht für mich. Darf ich hereinkommen?«
    »Bitte, kommen Sie.«
    Er führte mich ins hintere Wohnzimmer.
    »Ist Ihre Frau wach?« fragte ich.
    »Ich glaube nicht. Sie hat einen anstrengenden Tag gehabt«, fügte er ein wenig sauer hinzu. »Sie hat ein Schlafmittel genommen.«
    »Dann sollten Sie einen starken Kaffee kochen und sie wecken.«
    Er kniff die Augen zusammen. »Sie haben bekommen, was Sie wollten. Sie haben mit Lucia gesprochen. Sie hat uns angerufen und uns davon erzählt. Was gibt es jetzt?«
    »Hat sie Ihnen auch gesagt, daß ich ihr die Fotos gegeben habe, die Sie wollten?«
    »Ja. Und?«
    »Ich habe die Abmachung, die ich mit Ihrer Frau getroffen habe, eingehalten, aber ich fürchte, mein Redakteur ist an Abmachungen nicht interessiert. Er will die ganze Story, alles.«
    »Und Sie haben sie ihm gegeben?«
    »Nein. Ich habe mich geweigert.«
    »Was haben Sie getan?«
    »Ich habe mich geweigert, und ich bin gekommen, um Sie zu warnen. Er fliegt von Paris hierher. Er wird um sieben Uhr in Nizza sein. Und ein anderer kommt von Rom. Die beiden werden direkt nach Mougins fahren. Und jetzt hören Sie mir zu, Mr. Sanger!«– er hatte begonnen, im Zimmer auf und ab zu gehen, »die beiden

Weitere Kostenlose Bücher