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Eine Art von Zorn

Eine Art von Zorn

Titel: Eine Art von Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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drein. »Was wollte ich Ihnen beibringen?«
    »Daß das Interview, das Sie mir gaben, in Wirklichkeit eine sorgfältig abgefaßte Anzeige war für etwas, das Sie zu verkaufen haben.«
    »Das sagen Sie, nicht ich.«
    »Aber es stimmt doch, nicht wahr? Sie haben etwas zu verkaufen – einen Koffer voller Aufzeichnungen. Aber zuerst müssen Sie die Kauflustigen wissen lassen, daß er zu verkaufen ist. Gleichzeitig müssen Sie sehr vorsichtig sein, um ihnen nicht zu viel zu verraten, sonst könnten sie versuchen, ihn zu nehmen, ohne zu zahlen, so wie die beiden Männer das in der Schweiz versucht haben. Deshalb haben Sie sich von jemandem finden lassen, der publik macht, daß der Verkauf eröffnet ist. Zufällig bin ich derjenige gewesen. Am Montag steht die Nachricht im World Reporter . Am Dienstag werden sich die Käufer in Nizza oder Umgebung versammeln. Alles, was Sie jetzt brauchen, ist ein Zwischenhändler, jemand, der die Verbindung mit den Käufern herstellt, der die Angebote entgegennimmt und das Geschäft abschließt. Ich glaube, daß wiederum ich derjenige bin, oder?«
    Sie starrte mich an, ließ sich dann in einen Sessel fallen und lachte schallend. Ich wartete. Endlich stand sie, immer noch kichernd, wieder auf und ging zur Hausbar.
    »Aber diesmal«, sagte sie, »müssen Sie wirklich etwas trinken. Soll ich Sie Pierre oder Piet nennen?«
    »Pierre, für den Moment. Ja. Ich würde gerne etwas trinken. Aber nur, wenn Sie aufhören, wie die Katze um den heißen Brei herumzuschleichen, und vernünftig reden. Sonst gehe ich, und Sie können sich für die Verhandlungen mit Monsieur Skurleti einen andern suchen.«
    Sie warf die Hände empor und riß erstaunt die Augen auf. »Aber sicher werde ich vernünftig reden. Ich fürchtete bloß, meine Offenheit könnte Sie so demütigen, daß Sie den Job nicht übernehmen würden. Ich fürchtete, daß Sie zu Ihrem Boss zurückkehren, ja vielleicht zur Polizei gehen würden.«
    »Nun brauchen Sie ja keine Angst mehr zu haben«, sagte ich sauer. »Was hätten Sie eigentlich gemacht, wenn ich nicht hergekommen wäre?«
    Sie brachte eine Flasche Kognak und ein Glas. »Ich weiß nicht. Das lange Warten hatte mich zunehmend nervös gemacht. Ich versuchte, mir etwas anderes einfallen zu lassen, um die Sache zu erledigen – ohne die Hilfe einer Zeitung; aber die anderen Möglichkeiten wären zu gefährlich gewesen. Ich mußte sehr vorsichtig sein, verstehen Sie? Wenn Sie nicht gekommen wären, hätte ich wahrscheinlich den Mann in Nizza angerufen, der für Paris Match arbeitet.« Sie hielt inne. »Ich habe nie an eine amerikanische Zeitschrift gedacht. Das war dumm von mir.«
    »Sie hätten sich an Sanger wenden können.«
    »An Patrick?« Sie verzog das Gesicht. »O nein! Ich kenne Patrick zu gut. Er hätte die Sache auf seine Weise erledigt, mit Tricks, Kniffen und Winkelzügen. Für mich hätte zu guter Letzt nur ein schäbiges Trinkgeld herausgeschaut, während er sich noch einige Grund­stücke dazugekauft hätte.« Sie setzte sich und trank langsam von ihrem Portwein. » Die Geschichte mit diesem Skurleti ist interessant« , fuhr sie fort. »Interessant, weil er mich ebenso wie Sie über Patrick zu finden versucht hat. Erzählen Sie mir von ihm.«
    »Später«, sagte ich. »Zuerst möchte ich etwas von Ihnen hören.«
    Sie zögerte. »Sie haben mir noch nicht gesagt, ob Sie mir helfen werden.«
    »Und Sie haben mir noch nicht gesagt, was ich tun muß.«
    »Aber Sie wissen es. Sie haben es erraten.«
    »Mit Hilfe einiger Winke mit dem Zaunpfahl, ja. Aber bevor ich die mit diesem Geschäft verbundenen Risiken auf mich nehme, will ich mehr wissen.«
    Sie biß sich auf die Lippe. »Ich habe nicht gesagt, daß damit Risiken verbunden seien.«
    »Wenn es keine Risiken gäbe, dann würden Sie keinen Mittelsmann brauchen, Lucia. Sie würden das Geschäft selber machen.«
    »Eine Frau könnte mit Männern wie diesen nicht verhandeln. Die hören nur auf einen Mann.«
    »So wie sie auf Oberst Arbil gehört haben?«
    »Sie verstehen das nicht.« Sie errötete leicht.
    »Nein, ich verstehe es nicht. Solange Sie mir nicht genau sagen, in was ich mich da einlasse, kann ich nicht sagen, ob ich mitmache.«
    »Wie soll ich wissen, ob Sie es ernst meinen? Vielleicht wollen Sie einfach Ihre Neugier befriedigen?«
    »Das müssen Sie schon selber entscheiden. Oder Sie rufen den Mann von Paris Match an. Vielleicht haben Sie’s mit ihm leichter.«
    Sie betrachtete mich einen Moment lang kühl,

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