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Eine Art von Zorn

Eine Art von Zorn

Titel: Eine Art von Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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der Fahrer ausgestiegen war, sich gestreckt und gegähnt hatte und ins Relais gegangen war, sah ich, daß der Taunus gekommen war, während ich den Tanker beobachtet hatte. Seine Scheinwerfer wurden ausgeschaltet.
    Ich wartete einen Augenblick und lauschte, um mich zu vergewissern, daß sich keine weiteren Wagen von der Straße her näherten; dann stieg ich aus dem Citroën, schloß leise die Tür und ging quer über den Platz vor der Tankstelle auf den Taunus zu. Der Weg erschien mir lang. Ich drückte die Hand an meine Seite, um den Revolver festzuhalten, und zwang mich, langsam zu gehen.
    Ich näherte mich dem Taunus von hinten, um mich davon zu überzeugen, daß der Fahrer Skurleti war und daß niemand bei ihm war. Er hörte meine Schritte und drehte sich um. Ich öffnete die hintere Tür und setzte mich hinter ihn.
    Er bleckte die Zähne und sagte: »Guten Abend.«
    »Guten Abend, Mr. Skurleti.«
    »Es ist mir ein großes Vergnügen, Sie wiederzusehen.«
    »Ganz meinerseits. Kommen wir zur Sache.«
    »Hier?«
    »Nein. Hier besprechen wir nur, wie das Geschäft abgewickelt werden soll. Sie werden sicher nichts dagegen haben, wenn ich den Ablauf bestimme.«
    »Solange Sie nichts Unvernünftiges tun …«
    »Gut. Vorerst muß ich Ihnen sagen, daß ich bewaffnet bin.«
    »Für eine harmlose geschäftliche Unterredung?« Er hatte sich umgedreht, damit er mein Gesicht sehen konnte. Das Licht der Leuchtschrift des Wirtshausschildes verzerrte seine Züge.
    »Und Sie? Sind Sie nicht bewaffnet, Mr. Skurleti?«
    »Was für eine Frage!« Er schien ehrlich aufgebracht zu sein. »Ich bin viel auf Reisen, und mit Waffen fällt man beim Zoll unangenehm auf. Zudem vertreten wir von der Auskunftei Transmonde nur seriöse Geschäftsinteressen. Wir vermeiden prinzipiell jede Art von Gewaltanwendung.«
    »Das höre ich gern. Ich schlage vor, Sie fahren etwa einen halben Kilometer in Richtung Nizza. Dort ist eine Stelle, wo Sie bequem anhalten können. Ich zeige Ihnen dann die Aufzeichnungen, von denen wir gesprochen haben. Sie prüfen sie, und dann können wir über den Preis reden. Einverstanden?«
    »Einverstanden.«
    Er war ein gewissenhafter, aber schlechter Fahrer; ich war froh, daß ich nicht weit mit ihm fahren mußte. Der Ort, den ich für die Besprechung gewählt hatte, war eine kleine Ausweichstelle, wo die Straßenwärter Betonstücke und Schotter abluden. Ich hatte ihn vor zwei Tagen entdeckt. Skurleti sah sich anerkennend um, dann schaltete er die Lichter aus.
    »Wenn ein Polizist vorbeikommt und unbedingt wissen will, warum wir hier angehalten haben«, sagte er, »kann man sagen, daß man einem natürlichen Bedürfnis nachkomme. Sie können sich hinter jenen Steinhaufen zurückziehen.«
    »Ich werde das nötigenfalls tun«, sagte ich. »Aber wir werden ja nicht lange hierbleiben. Als nächstes werde ich Ihnen einige Dokumente zum Lesen geben.«
    »Darum bin ich ja hier. Ich habe das Nötige mitgebracht.« Er holte aus dem Handschuhfach eine große Taschenlampe hervor und aus seiner Rocktasche ein kleines Vergrößerungsglas.
    » An die Lektüre dieser Dokumente sind gewisse Bedingungen geknüpft« , sagte ich.
    »Bedingungen?« Er preßte die Lippen aufeinander.
    »Sie dürfen sie nur einmal lesen, dürfen keine Notizen machen und müssen sie zurückgeben.«
    Er dachte nach, bevor er antwortete: »Das kann ich nicht annehmen. Wenigstens eines der Dokumente muß ich gründlich prüfen können.«
    »Weshalb?«
    »Diese Dokumente gehörten doch Oberst Arbil und sind von ihm selbst geschrieben worden?«
    »Ja, das stimmt.«
    »Und es sind Originaldokumente?«
    »Gewiß.«
    »Gut. Meine Auftraggeber wollen natürlich nur diese Dokumente. Es ist meine Aufgabe, mich davon zu überzeugen, daß sie sie auch bekommen.« Er hob die Hand und beteuerte: »Das ist natürlich nicht gegen Sie persönlich gerichtet, Mr. Maas. Sie scheinen mir sehr vertrauenswürdig. Aber Sie sind ja nicht der Auftraggeber. Wir sind beide Vertreter, die die, Interessen ihrer Auftraggeber wahren müssen, nicht wahr?«
    »Sicher.«
    »Ich habe hier«– er klopfte auf seine Brust – »eine Probe von Oberst Arbils Handschrift. Ich muß darauf bestehen, einen Vergleich zwischen dieser Probe und den ausgewählten Seiten vorzunehmen.«
    Ich gab vor, darüber nachzudenken, bevor ich nickte. »Ja. Das sehe ich ein.«
    Er bleckte die Zähne. »Unsere Verhandlungen machen Fortschritte.«
    »Ja. Weil ich Ihnen entgegenkomme. Aber so wird es nicht

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