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Eine Art von Zorn

Eine Art von Zorn

Titel: Eine Art von Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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Fuß gehen.«
    Er sagte nichts, als ich ausstieg.
    Ich beobachtete, wie er in Richtung Nizza davonfuhr. Als er außer Sichtweite war, drehte ich mich um und ging zurück.
V
    Lucia hatte gehört, wie der Wagen unten an der Rampe anhielt. Sie wartete im Dunkeln vor dem Haus.
    »Pierre?«
    »Ja.«
    »Ist alles in Ordnung?«
    »Ja.«
    Wir fielen einander um den Hals. Dann gingen wir ins Haus. Sie stellte keine Fragen, weder über Geld noch über sonst etwas. Sie schenkte mir ein Glas ein und schaute mich erwartungsvoll an. Ich trank das Glas in einem Zug leer, nahm den Hut ab, zog den Regenmantel aus, fischte Revolver und Kuvert aus seinen Taschen und ging dann hinüber zum Kamin. Es mußte für sie nervenaufreibend gewesen sein, aber bei mir setzte jetzt die Reaktion ein, und ich wußte nicht, wo ich beginnen sollte.
    Schließlich sagte ich: »In einer Stunde werden wir Bescheid wissen.«
    »Ob sie kaufen werden?«
    »Wieviel sie zahlen werden. Zweihunderttausend französische Francs oder den Gegenwert von einhundertfünfundsiebzigtausend in amerikanischen Dollars oder Schweizer Franken. Das eine oder das andere. Übergabe morgen abend.«
    Sie starrte mich an und setzte sich dann plötzlich nieder. Ich stand auf, füllte mein Glas von neuem und schenkte auch ihr eines ein. Dann begann ich ihr zu erzählen, wie das Treffen verlaufen war.
    Als ich zu Ende war, schien sie noch immer benommen zu sein.
    »Sie müssen aber sehr scharf …«, begann sie, vollendete den Satz aber nicht.
    Ich vollendete ihn für sie. »Ja, sie müssen sehr scharf darauf sein. Selbst für ein Ölkonsortium ist das eine Menge Geld für eine Information. Allerdings ist da noch etwas. Er hat ausdrücklich betont, daß es das einzige Exemplar sein müsse, daß keine Fotokopie existieren dürfe. Ich habe ihm versichert, daß das nicht der Fall ist.«
    »Hat er Ihnen geglaubt?«
    »Ich nehme an. Da ich in bezug auf die Fotokopie die Wahrheit gesagt habe, habe ich wohl glaubhaft gewirkt. Übrigens hat er ja gar keine Wahl. Er muß mir glauben. Selbst wenn er nicht absolut sicher ist, kann er nichts machen.«
    Hier täuschte ich mich.
    Die Telefonnummer des Travelodge Motels Côte d’Azur in Antibes stand im Telefonbuch. Punkt halb zwölf rief ich an. Der Nachtportier sagte mir, daß Monsieur Kostas gerade telefoniere. Ich wartete fünf Minuten und rief noch einmal an. Diesmal wurde ich mit ihm verbunden.
    »Monsieur Kostas?«
    »Ach ja.« Er erkannte meine Stimme. »Es wurde entschieden, die Summe in französischen Francs zu zahlen. Die andere Methode wäre zu unbequem.«
    »Dann also zweihunderttausend.«
    »Ja. Welche Arrangements wünschen Sie für den Abschluß des Geschäfts?«
    »Das werde ich Ihnen morgen mitteilen. Ich schlage vor, daß ich Sie um sechs Uhr anrufe.«
    »Am Abend?«
    »Ja.«
    »Das ist mir recht. Da ist noch etwas Wichtiges.« Er machte eine Pause.
    »Ja?«
    »Ich wurde ermächtigt Ihnen zu sagen, daß meine Auftraggeber Informationen erhalten haben, nach denen heute nachmittag drei Vertreter des Komitees Genf per Flugzeug verlassen haben. Ihr Reiseziel ist Nizza.«
    »Vielen Dank.«
    »Dies ist nicht nur eine Geste des Wohlwollens. Meine Auftraggeber sind daran interessiert, daß wir – Sie und ich – jede mögliche Vorsichtsmaßnahme treffen, um unser Geschäft zu einem sicheren Abschluß zu bringen. Darf ich Ihnen einen Rat geben?«
    »Bitte.«
    »Die Arrangements für unser Treffen heute abend waren einfach und haben sich gut bewährt. Vielleicht bewähren sie sich noch einmal. Ändern Sie sie ab, wenn Sie wollen, aber glauben Sie nicht, daß Sie sie ändern müßten, um sich gegen mich abzusichern. Wir sind seriöse Geschäftsleute, keine Gauner. Verstehen Sie?«
    »Vollkommen. Ich danke Ihnen. Ich werde Sie morgen um sechs anrufen.«
    Wir hatten Englisch gesprochen, was Lucia nicht sehr gut verstand. Trotzdem hatte sie mitgehört, um wenigstens den Sinn der Unterhaltung mitzubekommen.
    »Was ist los? Werden sie zahlen?« fragte sie atemlos, nachdem ich aufgelegt hatte.
    »Ja. Zweihunderttausend Francs.«
    Sie umarmte und küßte mich. Ich erwiderte ihre Küsse.
    Nach einer Weile sagte sie: »Was hat er noch gesagt?«
    »Oh, das betraf nur das morgige Treffen. Ich soll ihn um sechs Uhr anrufen.«
    Sie stellte keine weiteren Fragen. Ganz plötzlich hatten wir das Interesse an Mr. Skurleti verloren, ja sogar die 200000 Francs reizten uns nicht mehr. Uns reizte etwas anderes.
    Etwa eine Stunde später spürte ich, wie sie

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