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Eine Art von Zorn

Eine Art von Zorn

Titel: Eine Art von Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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sich von mir löste. Als ich die Augen öffnete, sah ich, daß sie sich ankleidete. Ich wollte aus dem bequemen Doppelbett aufstehen, aber sie hielt mich davon ab.
    »Nein. Du hast nichts an. Du wirst dich erkälten. Ich werde schon allein zurechtkommen. Ich werde dich morgen anrufen, sobald die Frau weg ist.«
    Vous war zu tu geworden.
    Trotz ihres Protestes hängte ich mir eine Decke um und ging mit ihr hinunter. Es war mir nicht recht, daß sie allein nach Cagnes zurückfuhr, aber ich konnte es nicht ändern. Meine Besorgnis schien sie zu rühren. Sie legte die Hände an mein Gesicht und lächelte. »Du hast für heute genug geleistet, chéri «, sagte sie.

Siebentes Kapitel
I
    Zum Frühstück hörte ich die Nachrichten von Radio Monaco. Man hatte mich am vorhergehenden Abend in St. Raphael gesehn, in einem Simca Etoile, zusammen mit einer Frau, auf die die Beschreibung von Lucia Bernardi paßte.
    Nach dem Frühstück dachte ich über das Treffen mit Skurleti nach, das mir heute noch bevorstand.
    Er hatte mich gebeten, ihm zu vertrauen; und bis zu einem gewissen Grad tat ich es auch, aber eben nur bis zu einem gewissen Grad. Die Aussicht, mit 200000 Francs in der Tasche den weiten Weg zurück zum Relais gehen zu müssen, um zum Citroën zu gelangen, war nicht erfreulich. Wenn ich aber den Citroën benutzte, mußte er ihn ja sehen, und wenn ich ihn aussteigen ließ und er zu Fuß gehen müßte, so würde er sich selbstverständlich die Zulassungsnummer des Wagens merken. Obschon unser Geschäft mit diesem Treffen abgeschlossen war und er an Lucia und mir kein Interesse mehr hatte, wollte ich nicht, daß er mehr über uns wüßte als unbedingt notwendig war. Irgend etwas konnte ja schiefgehen.
    Und dann hatte ich eine Erleuchtung! Er hatte gesagt, daß die früheren Vorkehrungen ›einfach gewesen seien und sich bewährt hätten‹. Nun, ich konnte sie vereinfachen, daß sie geradezu narrensicher waren. Ich mußte nur die Zulassungsnummer des Citroën eine Weile unkenntlich machen, natürlich nicht, solange sich der Wagen auf der Straße befand.
    Ich nahm die Schlüssel, die Lucia mir gegeben hatte, ging langsam zur Garage hinauf und öffnete das Vorhängeschloß.
    Ich fand die übliche Ansammlung von altem Zeug: einen zerbrochenen Schirm, einen alten Schlauch, Dosen mit eingetrockneter Farbe. Was ich suchte, war ein Schmiermittel, eins von der dunklen klebrigen Art, das man über die Wagennummer schmieren und später leicht wieder abwischen konnte. Ich fand aber keins. Statt dessen fand ich zwei weggeworfene Triptyknummernschilder. Sie waren ungültig, würden aber ihren Zweck erfüllen. Auch wenn Skurleti bemerkte, daß sie ungültig waren, würde ihm das nichts nützen. Ich hob sie auf, fand noch ein Stück Draht, wie man ihn zum Anbinden von Pflanzen verwendet, und ging wieder ins Haus.
    Um zwölf Uhr fünfzehn rief Lucia an. »Gut geschlafen?«
    »Ja.«
    »Ohne Luminal?«
    »Ja. Und du?«
    Sie lachte vergnügt. »Ich bin noch im Bett. Möchtest du hören, was in der Zeitung steht?«
    »Ist es interessant?«
    »Sie schreiben, daß du ein mysteriöser Mann seist.«
    »Das bedeutet, daß sie nichts Neues wissen. Wegen heute abend möchte ich dich noch etwas fragen. Wie groß ist das Paket, das du mitbringen wirst?«
    »Fünfzig Seiten von der Art, wie du sie hast, in der richtigen Reihenfolge zusammengeheftet. Wir brauchen bloß noch die Leseproben einzuordnen. Ich bringe auch das andere Exemplar mit.«
    »Gut. Heute nachmittag fange ich an, die Hotels anzurufen. Der andere Kunde dürfte jetzt angekommen sein.«
    »Ich habe im bottin nachgesehen. Es gibt einige Hotels, deren Name auf die Schweiz hinweist. Ich habe gestern eine Liste zusammengestellt. Wir wollen sie uns teilen, um Zeit zu sparen.« Sie gab mir ein Blatt mit 18 Namen und Telefonnummern. Die pensions hob ich mir für den Schluß auf, da ich annahm, daß Brigadier Farisi ein Hotel aus einem bekannten Reiseführer wie Michelin oder Europa Touring ausgewählt hatte und seinem Stand entsprechend logieren würde, auch wenn die Wahl von einem Namen diktiert wurde. Auf das Hotel Schweizerhof in Zürich würde kaum die Pension Edelweiß in Nizza folgen.
    Lucia hegte zwar Zweifel, aber sie stimmte zu, daß wir uns zuerst auf die Hotels konzentrieren sollten.
    Um drei Uhr am Nachmittag tauschten wir unsere Erfahrungen aus. Wir hatten nichts gefunden. Lucia wollte aufgeben, sie hatte das Vertrauen in ihre Eingebung verloren.
    Ich sagte: »So schnell wollen wir

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