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Eine Art von Zorn

Eine Art von Zorn

Titel: Eine Art von Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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Füßestampfen nichts zu merken.
    »Sie sagten, Sie sprechen Englisch?« fragte der Dolmetscher.
    »Ja.«
    »Einen Augenblick.«
    Brigadier Farisis Stimme klang zwar nicht wohlwollend, aber er sprach ruhig und sachlich. Ich erklärte nochmals, daß ich Lucias bevollmächtigter Vertreter sei. Als er das realisiert hatte, wurde es einfach. Er schien sogar erleichtert.
    »Sehr gut. Ich verstehe. Nun zur Sache. Sie dürfen unter keinen Umständen die Aufmerksamkeit der Polizei auf sich ziehen. Daher erscheint es mir am einfachsten, wenn ich zu Ihnen komme. Wenn Sie mir sagen, wo Sie sind, werde ich mich sofort auf den Weg machen.«
    »Es tut mir leid, Brigadier, aber so einfach ist das nicht. Wenn Sie, wie ich annehme, heute hier angekommen sind, dann werden Sie jetzt wahrscheinlich selbst schon überwacht.«
    »Von der Polizei? Aber warum?«
    »Nein, nicht von der Polizei. Vom Komitee, von den Leuten, die am Unternehmen Dagh interessiert sind.«
    »Es fällt mir schwer, das zu glauben. Wie sollten die mich finden?«
    »Mir hat’s keine Mühe gemacht, für die wär’s ein Kinderspiel. Wahrscheinlich haben sie schon auf dem Flugplatz gewartet. Mit der Möglichkeit müssen wir unbedingt rechnen.«
    »Die sind doch nicht so schnell.« Seine Stimme klang verächtlich.
    »Glauben Sie? Ich habe zuverlässige Nachricht, daß drei Mitglieder des Komitees gestern nachmittag von Genf nach Nizza geflogen sind. Dadurch haben sie Zeit gewonnen. Die wissen alles über Sie. In Zürich sind sie Ihnen auch zuvorgekommen. Das werden sie hier auch versuchen.«
    »Sie sagten, sie seien gestern abgeflogen. Woher wissen Sie das?«
    Der Mann war nicht dumm.
    Ich sagte: »Ich erfuhr es vom Vertreter eines italienischen Ölkonsortiums, das so wie Sie daran interessiert ist, das Material über das Unternehmen Dagh in seinen Besitz zu bringen. Auch er kam gestern an.«
    »Und Sie haben mit ihm gesprochen?«
    »Ja. Wie Sie sehen, Brigadier, geht alles sehr schnell.«
    Er fluchte. Wenigstens klang es so. Vielleicht rief er auch nur Allah an.
    Auf englisch sagte er dann: »Sie haben sich natürlich geweigert, die Angelegenheit mit ihm zu besprechen?«
    »Im Gegenteil. Wir haben die Angelegenheit ausführlich besprochen. Er hat mir eine Menge Geld angeboten, bares Geld.«
    »Dieses Material ist Eigentum meiner Regierung«, fuhr er mich an, »und ich bin hier, um es abzuholen. Falls nötig, werde ich mich an die französischen Behörden wenden.«
    »In diesem Fall werden Sie es nie zu Gesicht bekommen, Brigadier. Es wird morgen in Italien sein.« Ärgerlich murmelte er vor sich hin. »Mehr noch«, fuhr ich fort, »es ist nicht Eigentum Ihrer Regierung. Es war das Eigentum Ihres Freundes in der Schweiz. Ihre Regierung wollte es ihm abkaufen. Jetzt ist es in andere Hände gelangt. Ihre Regierung kann es immer noch kaufen, wenn sie will. Ich bitte Sie, Brigadier! Deshalb sind Sie doch hier. Um zu kaufen, nicht wahr?«
    Er holte tief Atem. »Ich bin bevollmächtigt, der Person, die Sie vertreten, eine Entschädigung zu zahlen«, erwiderte er unnachgiebig. »Eine solche Entschädigung ist für die Unannehmlichkeiten, Mühen und Kosten gedacht, die diese Person auf sich genommen hat, um das Material vor gewissen Staatsfeinden zu schützen.«
    »Ganz recht. Ich muß Ihnen aber sagen, daß diese Unannehmlichkeiten, Mühen und Kosten erheblich gewesen sind. Außerdem befand und befindet sich diese Person in großer Gefahr. Es ist klar, daß die Entschädigung sehr hoch sein muß.«
    Es entstand eine Pause. Dann fragte er: »Wie hoch?«
    »Die Italiener haben 250000 angeboten.«
    »Italienische Lire?«
    »Neue französische Francs.«
    Ich hörte ihn und den Dolmetscher murmeln. Sie rechneten den Betrag in irakische Dinare um.
    »18000«, sagte er und lachte spöttisch.
    Ich sagte schnell: »Natürlich ist das nur ein erstes Angebot. Ich glaube, daß sie gern das Doppelte zahlen würden.«
    »Unsinn! Das ist es ihnen nicht wert.«
    »Ich habe einen anderen Eindruck gehabt. Jedenfalls treffe ich mich heute abend mit ihrem Vertreter. Danach werden wir entscheiden, ob wir ihr Angebot annehmen oder nicht.«
    »Heute abend?«
    »Von Stunde zu Stunde wird es für uns gefährlicher. Wenn die Sache zu gefährlich wird, werden wir zur Polizei gehen müssen. Am Schluß müssen wir sowieso zur Polizei gehen, aber die Dame möchte das Material vorher noch veräußern, und sie nimmt, was sie dafür bekommen kann. Sonst wird das Material ganz einfach von den französischen

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