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Eine Art von Zorn

Eine Art von Zorn

Titel: Eine Art von Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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Behörden beschlagnahmt. Ich nehme an, daß auch die französischen Ölgesellschaften daran interessiert sein werden.«
    »Aber ich bin ja bereit, mich heute abend mit Ihnen zu treffen. Das habe ich Ihnen doch schon gesagt.« Langsam wurde er nervös.
    »Brigadier, ich habe nicht die Absicht, mich umbringen zu lassen, und Sie sicher auch nicht. Ein Treffen zwischen uns ist auch dann noch gefährlich, wenn es sorgfältig geplant ist. Ich sehe nicht ein, warum ich unnötige Risiken auf mich nehmen sollte.«
    »Ich sagte Ihnen ja schon, daß ich zahle.«
    »Aber die Italiener bieten mehr.«
    »Ich werde 25000 Dinar zahlen. Moment bitte.« Er rechnete es für mich um. »Das sind ungefähr 350000 Francs, den Dinar zu 14 Francs gerechnet.«
    »Ich bin überzeugt, daß die Italiener mehr bezahlen werden. Alles, was ich vorschlagen kann, Brigadier, ist ein Kompromiß.«
    »Kompromiß?« Er sprach das Wort aus, als würde man ihm eine bittere Medizin reichen.
    »Ich will offen gestehen, daß die Dame das Material am liebsten Ihnen überlassen würde.«
    »Ah?«
    »Aus gefühlsbetonten Gründen natürlich. Weil Ihr gemeinsamer Freund ein Patriot war, und weil sie seinen Tod rächen möchte. Das verstehen wir doch beide.«
    »Ja. Aber es gibt andere Entschädigungen als Geld, andere Arten von Genugtuung.«
    Es schien, als wolle er diesen Gedanken weiterspinnen. Ich redete wieder vom Geschäft.
    »Deshalb wollen wir die Entscheidung noch ein paar Stunden aufschieben«, sagte ich. »Ich werde Sie heute abend anrufen und Ihnen über den Stand der Verhandlungen berichten, nachdem ich mich mit dem italienischen Vertreter getroffen habe. Wenn Sie sich dann einschalten wollen, können wir für morgen ein Treffen festsetzen.«
    »Mit ›einschalten‹ meinen Sie …?«
    »Daß Sie Ihr Angebot erhöhen, natürlich.«
    »Ich verstehe.« Er überlegte schnell. Er durfte den Kontakt mit mir nicht verlieren. »Also gut. Ich bin bereit, unser Angebot jetzt auf dreißigtausend Dinar zu erhöhen.«
    »Das klingt sehr verlockend, Brigadier, aber ich bin der Meinung, daß ich mein Versprechen den Italienern gegenüber halten muß. Wenigstens muß ich mir anhören, was sie zu sagen haben.«
    »Vorausgesetzt, daß Sie sich nicht endgültig entscheiden, bevor wir uns noch einmal unterhalten haben. Das ist höchst wichtig.«
    »Ich werde mich heute abend wieder mit Ihnen in Verbindung setzen.«
    »Um wieviel Uhr?«
    »Acht Uhr oder etwas später.«
    »Wie heißt der Vertreter der Italiener?«
    »Ich glaube, es wäre nicht korrekt von mir, Ihnen das zu verraten, Brigadier.«
    »Nun gut.« Wieder holte er tief Atem. »Ich höre wieder von Ihnen.«
    »Bestimmt.«
II
    Ich erstattete Lucia Bericht.
    »Wieviel sind dreißigtausend Dinar?«
    »Ein Dinar ist vierzehn Neue Francs wert. Das macht …«
    »Vierhundertzwanzigtausend.«
    »Ja.« Ich hatte ihr Kopfrechnen vergessen.
    »Ich hätte das angenommen«, sagte sie.
    »Ich bin sicher, daß er bevollmächtigt ist, mehr zu zahlen. Heute wäre es sowieso nicht mehr gegangen. Es ist jetzt schon zu spät für den Arzt und das Kino. Hast du im Ambulatorium angerufen?«
    »Ja. Es ist bis 8 Uhr 30 geöffnet.«
    »Da haben wir es morgen leichter. Ich habe ihm gesagt, ich würde ihn heute abend um acht anrufen. Kannst du vorher hier sein?«
    »Natürlich.«
    »Du tönst nicht sehr glücklich.«
    »Ich krieg’s mit der Angst. Es ist zu nahe.«
    »Was ist zu nahe? Das Treffen?«
    »Nein. Der Erfolg.«
    »Wenn ich das gesagt hätte, hättest du mir vorgeworfen, ich hoffe auf einen Mißerfolg.«
    Sie lachte.
III
    Ich nahm einen Drink und fuhr mit dem Staubsauger schnell über den Wohnzimmerboden. Um sechs Uhr rief ich im Travelodge Motel Côte d’Azur an. Skurleti antwortete sofort.
    »Ich befolge Ihren Rat«, sagte ich. »Die gleichen Vorkehrungen wie gestern abend.«
    »Ausgezeichnet. Und zur gleichen Zeit?«
    »Ja, auch zur gleichen Zeit. Neun Uhr dreißig.«
    »Alles in Ordnung. Dann bis später.«
    Lucia kam mit Fressalien, zwei Flaschen Champagner und den beiden Exemplaren der Aufzeichnungen. Obschon der Champagner nicht kühl war, öffneten wir die Flasche.
    Ich rief Farisi an. Diesmal nahm er selber den Hörer ab.
    »Es ist wie ich angenommen habe, Brigadier«, sagte ich. »Die Italiener haben sich entschieden. Sie bieten 450000 Francs. Das sind 32000 Dinar.«
    »Gut. Dann zahlen wir 35000.«
    »Einen Augenblick, bitte.« Ich wandte mich an Lucia. »Er bietet jetzt fünfunddreißigtausend Dinar.«
    Ihr

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