Eine begehrenswerte Lady
werfen«, erwiderte Luc mit ernstem Gesicht.
»Was Sie nicht sagen«, wiederholte Miles, und die Ironie in seinem Ton war unverkennbar.
»Wirklich«, bekräftigte Luc. »Und jetzt muss ich mich, wenn Sie mich entschuldigen wollen, auf den Heimweg machen.«
Luc saß auf, neigte seinen Kopf in Miles’ Richtung und wendete sein Pferd.
» Bonne nuit, gute Nacht! «, rief Luc über seine Schulter, während er seinem Pferd die Fersen in die Flanken drückte und es antrieb. Kurz darauf hatte die Dunkelheit ihn verschluckt.
Das Tor von Broad View hinter sich lassend, ritt Luc in Richtung Windmere. Inzwischen war es weit nach Mitternacht und die Nacht entschieden kalt. Luc meinte, Regen in der Luft zu riechen – er sehnte sich nach seinem Bett auf Windmere.
In dieser Nacht schien kein Mond, aber er kannte die Strecke und vertraute seinem Reittier, sodass er sein Tempo nicht verlangsamte. Als er aber um eine Wegbiegung kam, schnaubte sein Pferd und scheute. Ein kurzes Stück vor ihnen sah er in dem Licht ihrer Lampen die Umrisse einer verunglückten Kutsche liegen. Der Phaeton lag halb im Graben.
Als er näher kam, konnte Luc im flackernden Licht die beiden Kastanienbraunen erkennen, die ihn mit aufgerichteten Ohren anschauten. Die Pferde gehörten Silas Ordway, und wenn er sich nicht irrte, galt das auch für das Gefährt. Ein flüchtiger Blick auf die scharlachroten Streifen auf den Rädern und auf der Kutsche selbst bestätigte diese Einschätzung.
Beunruhigt hielt Luc an und sprang aus dem Sattel. Es war nicht zu sehen, wann es zu dem Unfall gekommen war, aber Luc wusste, der alte Mann hätte nie seine geliebten Kastanienbraunen einfach so unbewacht auf der Straße stehen lassen.
»Silas!«, rief er, während er zu dem Phaeton lief. Zu seiner Sorge antwortete ihm Silas vom Boden auf der anderen Seite des Phaetons.
»Luc? Sind Sie das, Junge?«
Die Stimme des alten Mannes klang schwach, aber Luc ignorierte die Beunruhigung, die ihn erfasste, und sagte:
» Oui! Ja , ich kümmere mich rasch um die Pferde, dann bin ich gleich bei Ihnen.«
Nachdem er sein Pferd an einem jungen Baum in der Nähe angebunden hatte und mit den Kastanienbraunen ebenso verfahren war, eilte Luc auf die andere Seite des Phaetons. Er fand Silas in halb liegender, halb sitzender Position im Graben; der Ältere hielt sich den rechten Arm.
» Mon Dieu! Mein Gott , was ist geschehen?«
Im blassen Lichtschimmer der Kutschenlampen verzog Silas das Gesicht.
»Irgend so ein verdammter Narr ist von hinten angerast gekommen und hat mich von der Straße gedrängt. Hat meine Räder gestreift und mich einfach so in den Graben geworfen.« Mit einem gezwungenen Lächeln fügte er hinzu: »Verdammt dämlich in meinem Alter, aber ich scheine mir den Arm gebrochen zu haben.«
Luc stützte den anderen vorsichtig, aber als Silas scharf einatmete, hörte er sogleich auf.
»Wie schlimm ist es?«
»Nicht so schlimm, dass ich vorhätte, hier die ganze Nacht zu liegen«, erwiderte Silas knapp. Mit einem Stirnrunzeln sah er Luc an und brummte: »Schaffen Sie mich hier raus, Junge. Ich bin nicht aus Glas – ich halte ein wenig Herumgeschubse schon aus. Schauen Sie nur, dass es schnell geht.«
»Lassen Sie uns erst etwas wegen des Armes unternehmen«, sagte Luc. Er zog unter seinem Mantel sein Halstuch hervor und benutzte den breiten Leinenstreifen, um den verletzten Arm am Oberkörper des älteren Mannes zu sichern. Zufrieden, dass der Arm nicht verrutschen konnte, hob Luc Silas auf, als sei der andere eine Puppe, und stieg mit ihm auf den Armen aus dem Graben.
Luc schaute sich um und suchte nach einer Stelle, wo er seine Last absetzen konnte. Das Licht der beiden Kutschenlampen drang nicht weit, und sonst herrschte um ihn herum undurchdringliche Dunkelheit.
Sich Lucs Dilemma bewusst, bemerkte Silas:
»Stellen Sie mich hin, Junge. Ich werde nicht ohnmächtig wie eine Frau aus diesen Schundromanen.« Spöttisch fügte er hinzu: »Ich habe mir den Arm gebrochen, nicht das Bein.«
Luc stellte Silas behutsam ab und wartete, bis der alte Mann wieder sicher auf den Füßen stand, bevor er sagte:
»Jetzt sehen wir mal, ob ich den Phaeton freibekommen kann.«
Silas nickte, und Luc ging zu den Pferden. Es war nicht einfach, aber die Tiere waren kräftig und gut trainiert, sodass sie schließlich unter Lucs Anleitung den Phaeton aus dem Graben und auf die Straße zogen.
Von der Seite trat Silas zu seiner Kutsche und verlangte:
»Helfen Sie mir herauf. Ich
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